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Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)

Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)

Titel: Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)
Autoren: Lisa Thomsen
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beachtliches Häufchen ansammelte.
    Irgend jemand war auf die glorreiche Idee gekommen, Fritz Kubinke anzurufen. Er kam mit dem Taxi. Das Geld musste zusammengekratzt werden, denn noch hatte Frieda das Geld nicht. Erst musste sie eine Kontonummer angeben, damit ihr das Geld überwiesen werden konnte.
    Kubinke spielte, Mimi sang, und die schwarze Dora knutschte mit einem Freier in der Liliennische. Das Séparée nannte sich so wegen der drei Lilien auf dem Vorhang. In zugezogenem Zustand waren die verblichenen Blüten zu erkennen, und jeder wusste, woran er war.
    Ein paarmal hatte Dora bereits nach dem Vorhang gegrapscht und einmal sogar einen Stofffetzen in der Hand behalten. Doch Doras Freier ließ nicht von den Lippen seiner gemieteten Geliebten, die nun der sich anbahnenden Intimitäten wegen auf seinem Schoß zu zappeln begann und immer wieder versuchte, den schützenden Lilienvorhang zu ergreifen.
    »Ja, wat is denn dat?«
    Da stand es. Das schwarze Kostüm, prall voll mit Olga, bebend in all seinen Nähten. Krebsrot war das gepuderte Puppengesicht. Die frischen, fast tomatenroten Löckchen begannen zunächst einzeln zu zittern.
    Schließlich bebte der ganze Lockenturm.
    »Wat dat is, will ich wissen!« Olga riß den an sich kleinen Mund auf. Das Gäumchen zitterte wie bei einem schreienden Baby. »Ja, seid ihr denn alle dösig geworden?«
    Wie ein Rammbock schoß sie nach vorn. Der arme Kubinke war der erste, der daran glauben musste. In seinen Kleidern hängend, zerrte ihn Olga ein Stück ins Lokal und begann ihn dort wie einen Staublappen zu schütteln.
    »Ja, wat ist denn dat?«, schrie sie grell, denn Mimi sang, obwohl Kubinke nicht mehr spielte, und Dora hatte den Vorhang ganz und gar geschafft. Traurige Reste schlotterten beidseits der gewesenen Intimloge herab.
    »Schluss - Schluss – verdorri!«, brüllte die Zunder und drosch mit den Fäusten auf die Klaviertasten, dass das schwarz Monstrum erbärmliche Töne von sich gab.
    Da war es auf einmal still. Olgas Blicke traten eine grausame Wanderschaft an. Von einem zum andern wanderten sie, schössen und - prallten ab. Gleichmütig waren die Gesichter. Man hörte nur Olgas Keuchen.
    »Seid ihr - ihr waaahnsinnig geworden?«, fragte Olga, nachdem sie tief Luft geholt hatte. Sie ließ die Rachefaust ein paarmal bedeutsam vor der Stirn kreisen. »Ja, habt ihr sie nicht alle - oder wie?«
    Da trat Frieda Paluschke nach vorn. Klein und mager war sie, eine wuchtige, weit schweifende Fahne hatte sie, die sogar Olga in die Defensive trieb und rückwärtsgehen ließ. Aber mutig war Frieda. Was doch so ein Stück Papier ausmachte ...
    »Haste wat gesagt, du dösige Hippe?«, fragte Frieda und kreuzte die Arme über der mageren Brust. Rasch drehte sie ein paarmal den Kopf. Sie wartete auf Beifall. Doch der blieb aus.
    »Ich hab ...«, begann Olga wieder.
    »Halt die Suppenschüssel, Zunder«, sagte Frieda.
    »Ja, wat ...?«
    »Klappe!«, gebot Frieda. »Jetzt bin ich dran. Nach die ganzen Jahre bin einmal ich dran, haste kapiert? Hättste dir nicht träumen lassen, wo du mit dein fetten Hintern aufn Stuhl unter der Haube gehockt bist, nä? Nee, haste nicht. Jetzt fang ich an, Lachsschinken zu fressen. Zwei Pfund auf einmal. Und der Kubinke geht bei mich, und alle Mädels gehen bei mich. Und du? Du kannst deinen Hintern zum Fenstern raushängen lassen und mit deine breite Nase tröpfeln in dein >Guten Tropfen<. So, und jetzt sauf ich mir noch einen!«

 
    Olgas Mund öffnete sich. Aber kein Ton kam über die Lippen.
    »Bravooo, Frieda!«, schallte es vielstimmig, auch der blinde Klavierspieler nickte lächelnd in die Richtung, wo er Frieda vermutete. Und die etwas lädierte Dora und ihr zotteliger Freier in der ramponierten Sündenlaube klatschten nach Kräften Beifall. »Gib ihr Zunder, der Zunder!«
    »Ihr Kröten!«, kreischte Olga. »Da mach ich Anzeige. Raub ist dat, jawoll. Mord und Totschlag, wat dat ist ...«
    »Geh doch bei die Polizei, du olle Püffkemutter. Sag ihnen doch, wie du die Mädels ausgenommen hast und wat du für Gebühren genommen hast, fürs Machen auf deine ollen Matratzen. Nu geh doch, auf wat warteste eigentlich noch, du - du Nilpferd, wat du bist!«
    Frieda war voll im Element. Oh, viel wohler als der Brief tat ihr es, sich endlich einmal alles Angestaute von der Seele schreien zu können. Auf nichts mehr brauchte sie Rücksicht zu nehmen. Alles konnte sie Olga sagen. Restlos alles.
    »Du - du bist – rausgeschmissen!«, keuchte Olga und
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