Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)

Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)

Titel: Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)
Autoren: Lisa Thomsen
Vom Netzwerk:
nach außen hin Anständige bewahren. Damals hatte jeder mühelos erkennen können, dass sie eine Dirne war. Heute war es anders, und Frieda wollte, dass es so blieb, auch wenn sich an ihrem Leben nichts grundlegend verbessert, sondern alles nur verschlechtert hatte.
    »Schade«, sagte Frau Schnillemann. Frieda hörte es nur noch auf der Treppe. Sie hatte gemacht, dass sie fortkam.
    In der Weinstube »Zum guten Tropfen« war es nicht anders wie alle Tage. Heute jedoch fand Frieda keine Zeit zum Heulen, denn in der Küche hockte bereits die schwarze Dora Schwalbe auf Friedas Heulpodest und schluchzte, als hätte sie eine Tracht Prügel bezogen.
    »Was ist denn mit dir, Dora?«, fragte Frieda mitleidig. Den gestrigen Fehltritt in den Hundehaufen hatte sie bereits vergessen. Und Doras vermeintliche Schuld daran natürlich auch.
    »Es geschieht dem Mensch recht!«, bellte Olga vom Tresen in die Küche. »Wat muss sie auf dem Bahnhof machen? Gekascht haben sie se gestern ...«
    »Eine Nacht eingesperrt«, tönte Dora schnupfend. »Eine Nacht uff Polizeipritsche. Ganz ohne ...«
    »Einen Freier werden sie dir kaum mitgeben«, höhnte Olga rauchig und schadenfroh.
    »Matratze hab ich gemeint«, schluchzte Dora Schwalbe. »Ganz ohne Matratze. Und nur weil ich ... ach, wat bin ich dusselig jewesen!«
    »Sie hat einen Bahnhofsbullen in Zivil angemacht«, klärte Olga auf. »Fünfzig mit, hundertfünfzig ohne. Am Imbissstand haben sie ihr die Handschellen rumgemacht und sie abgeführt. Sie waren schon hier wegen Wohnsitzüberprüfung. Hätte ich meine Klappe gehalten und dat nicht bestätigt, wäre sie eingesperrt geblieben ...«
    »Und sei nur froh, dass ich meine Klappe nicht aufgerissen habe!«, schrie Dora giftig. »Weinstube - von wegen. Unten Wein und oben hinein. So geht's da in Olga Zunders Puff.«
    »Hättest du mal besser oben hineingemacht«, sagte Olga ungerührt und wies mit dem Daumen zur Decke. »Dir kam das ja nur auf die zwanzig Euro für 'n Stich an, die du mir bezahlen musst. Erst geizig und dann auf die Schnauze fallen. Dat hat Olga gern. Zahl deine zwanzig pro Freier, wie sich das gehört, und du kannst ordentlich auf 'ne Matratze schlafen.«
    »Der Mittags-IC war immer der beste«, sagte Dora, als träumte sie von uralten Zeiten. »Abend war nicht so gut. Und der Arbeiterzug war auch gut. Bloß bei Verspätung nicht, da hattense keine Zeit. Ach Gott, nie vergessen werd ich sie, diese Nacht ...«
    »Habt ihr's schon vernommen ...? Ach, da hockt sie ja!« Irmchen kam hereingestürmt. Geschminkt und mit blonder Perücke sah sie eigentlich ganz ordentlich aus. »Ich war auf Zuverdiene, am Stadtgraben. Dort haben sie gesagt, dass Dora auf der Hauptwache ist ...«
    »War«, verbesserte Dora Schwalbe und begann, sich allmählich zu erholen. Auf diese Art und Weise geschnappt zu werden, bedeutete eine Schande. Und dagegen musste sich Dora wehren. »Ich war dort, und vielleicht kriege ich gar keine Anzeige. Das ist alles nicht gesagt. Einmal ist keinmal. Olga, gib mir mal einen Doppelten.«
    »Kannst du bezahlen?«
    »Heute Abend. Gleich nach dem ersten. Ich schwöre!«
    »Geizig, stier und dämlich«, sagte die Zunder. Dann jedoch ging sie hinaus und kam mit der Flasche zurück. Sie beguckte Frieda Paluschke. »Na, du alte Schnapsdrossel, willste auch einen?«
    »Danke, ich habe meinen eigenen«, wies Frieda hochmütig zurück.
    »Du meinst den geklauten unterm Waschbecken?«, fragte Olga mit meckerndem Donnerlachen. »Ziehe ich dir immer von deine Kröten ab, und du merkst das nicht. Hab ich noch an dich verdient, du dämliches Weib.«
    Frieda zog wie vernichtet den Kopf ein. Nicht einmal diesen Triumph gönnte ihr Olga. Sie hatte den Betrug die ganze Zeit über bemerkt und ihn auf ihre Art quittiert.
    »Kriegst aber trotzdem noch einen, Paluschke«, sagte Olga, nachdem das Gelächter verstummt war.
    »Nu nicht mehr«, sagte Frieda. »Ich hab meinen Stolz!«
    »Worauf willst du schon stolz sein?«, fragte die Bordellchefin mit Todesverachtung. »Auf deinen platten Hintern vielleicht? Oder auf die krummen Beine? Oder auf dein Klappergestell?«
    Es hörte sich nicht nur hässlich und verächtlich an. Es war auch so gemeint. Ja, Olga hatte einen Ausdruck in den Augen, der an jenen erinnerte, wenn sie nach Feierabend Kasse machte. So richtig befriedigt.
    »Einmal zeige ich es dir, Olga!«
    Hoheitsvoll hatte das Bündel Elend diese Worte hinausgeschleudert und sich dabei richtig groß gemacht.
    »Ja, ja, das Genöle
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher