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Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)

Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)

Titel: Als das Glück zu Frieda kam - ROTE LATERNE Band 1 (German Edition)
Autoren: Lisa Thomsen
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capito?«
    Olgas Mund klappte zu.
    »Hab ja nichts gesagt«, bellte sie schließlich. Auch wenn sie mal klein beigab, so verlor sich dieser generalsmäßige Kasernenhofslang nie an ihr. Vielleicht war er eine Art Schutzwall, denn Olga ließ keinen in sich hineinblicken. Sie war wie ein Panzer ohne Innenleben.
    So blieb Olga nichts anderes übrig, als den Rückzug anzutreten. Vorn in der Kneipe goss sie einen Whisky hinunter und schüttelte sich.
    »Verdammte Weiber«, grollte sie in sich hinein. »Drecksverfluchter Puff. Stadtparkschlampe. Hat die eine Ahnung. Los, Paluschke, putz endlich den Laden durch, sonst pfeift es mir die Kappe hoch!«
    Den letzten Satz hatte die Bordellwirtin hinausgebrüllt, und Augenblicke später stand Frieda mit Schrubber und Putzeimer da. Sie trug das Kopftuch wie eine Trümmerfrau gebunden und äugte nach Olga, deren Gesicht leicht weinrot geworden war.
    »Putzen, hab ich gesagt. Sitzte auf den Löffeln, wie?«
    »Ich mach ja schon«, sagte Frieda. Die Gedanken, die hinter ihrer Stirn tobten, waren fürchterlich. Frieda war fast fertig, als Olga nach vorn kam. Sie hatte eine Kippe schräg im Mundwinkel hängen, die sie nun hinunterfallen ließ und mit der Schuhspitze austrat.
    »Die da«, sagte sie. »Die haste vergessen, Paluschke. Putz ordentlich, sonst fliegste raus. Nein, wie liegst du mir im Magen mit deiner hundsdämlichen Visage!«
    Dann nahm sie die Whiskyflasche, stieß die Tür hinter dem Tresen auf und knallte sie mit der mächtigen Hüfte zu, dass die Gläser im Schrank klirrten.
    »Na warte, du Miststück«, sagte Frieda eigentlich ganz ruhig. »Auch für mich schlägt die Stunde!«
     
    *
     
    »Arbeiten Sie denn auch nachts bei der Behörde?«
    »Wie bitte?« Erschrocken schnellte Frieda herum. Das Gesicht der Nachbarin glühte vor Neugierde.
    »Sie sind erst heute Morgen gekommen«, sagte Frau Schnillemann.
    Es geht dich einen Dreck an, dachte Frieda grimmig. Doch lächelte sie sonnig und schön.
    »Ich - ich hab noch auf wen aufgepasst ...«
    »Aaaach!«, schrie die Schnillemann, und ihr Zeigefinger schoss auf Frieda los. »Jetzt weiß ich Bescheid. dass ich man nicht gleich draufgekommen bin.« Sie ließ die flache Hand vor die Stirn klatschen und verdrehte dabei die Augen nach oben.
    »Worauf – gekommen?«, zirpte Frieda ein wenig ängstlich. Gesehen haben konnte sie niemand. Unmöglich.
    »Na, beim Sozialdienst von der Behörde, Frau Paluschke! Sie arme Frau. Gewiss haben Sie die ganze lange Nacht Sozialdienst gehabt und waren bei einer kranken Frau!«
    »So isses«, bestätigte Frieda, und es schoss ihr nun durch den Kopf, ob Olga Zunder nicht doch irgendwie krank war. Geisteskrank oder so ähnlich. »Ich war bei einer total kranken Frau ...«
    »Ach, und wat hatse?«
    »Unheilbar«, konterte Frieda geschickt.
    »Betreuen Sie auch Männer?«, kam die nächste Frage.
    »Jetzt nicht mehr«, antwortete Frieda wahrheitsgemäß. »Früher mal haufenweise. Aber nun nicht mehr. Bin ich zu alt für!«
    »Sie sehen auch ganz abgearbeitet aus«, bemitleidete die Schnillemann mit dem hintergründigen Lächeln diabolischer Falschheit. »Wann gehen Sie denn in Rente?«
    »Bin ich doch schon - eigentlich«, sagte Frieda.
    »Also ehrenamtlich?«
    »So isses«, bestätigte Frieda genüsslich.
    »Also, das ist ja bewundernswert!«
    »Nicht wahr?«, fragte Frieda und reckte stolz den Kopf.
    »Na, Ihnen kann man ja nur alles Gute wünschen. Hoffentlich wird Ihnen die Rackerei mal gelohnt!«
    Dafür sorge ich schon, dachte Frieda, wenn ich der Zunder die Schwarte abziehe.
    »Kanaille.«
    »Wie bitte?«
    »Amalie«, sagte Frieda, erschrocken über den lauten Gedanken. »So heißt die Frau. Aber nun muss ich los. Es ist viel zu tun, Frau Schnillemann, auch wenn man in Rente ist ...«
    »Ach, meine Beine«, sagte die kugelige Schnillemann. »Wissense, ich hab's mit die Beine. Und wo Sie doch bei die Behörde sind beim Sozialdienst ... Ich mein, vielleicht könnten Sie mal für mich ...?«
    »Wat?«, fragte Frieda ungnädig, und ihre Miene wechselte von Juni auf November.
    »Na, einkaufen!«
    »Müssense beantragen bei die Behörde«, entschlüpfte es Frieda. »Bei's Sozialamt müssen Sie gehen. Im Amt darf ich das nicht allein. Nicht so ohne Auftrag.«
    Diese und ähnliche Anträge kannte Frieda aus der Zeit, in der sie Sozialhilfe bezogen hatte. Es war lästig, und sie wusste genau, dass die Schnillemann nie diesen Weg gehen würde. Frieda Paluschke wollte sich die Anonymität und das
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