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Alraunes Todeskuß

Alraunes Todeskuß

Titel: Alraunes Todeskuß
Autoren: Jason Dark
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tot!«
    ***
    Es dauerte eine Weile, bis wir uns von der Beklemmung gelöst hatten.
    Mit dieser Antwort hatten wir nicht gerechnet. Maria griff mit einer hastigen Bewegung nach dem Glas und schüttete sich ebenso hastig den Champagner in die Kehle. Wir sahen, daß sie Mühe hatte, die Tränen zu unterdrücken. Sie schluckte, holte dann ein Spitzentaschentuch hervor und tupfte die Nässe aus ihren Augenwinkeln.
    »Das haben wir nicht gewußt«, sagte ich.
    »Natürlich.« Sie zog die Nase hoch.
    »Sind Sie okay?« fragte ich. Maria nickte.
    »Ihr Bruder ist tot. Daran möchte ich anknüpfen. Ist er auf eine natürliche Weise gestorben, oder hat man ihn – umgebracht?«
    »Nein, er ist…« Sie schüttelte den Kopf. »Mein Gott, die Ursache kann natürlich sein, aber ich glaube nicht daran, denn Pietro ist qualvoll erstickt.«
    »Bitte?«
    »Er ist erstickt, John. Das hat der Arzt festgestellt. Man fand ihn als Leiche in seinem Hotelbett liegend, und die erste Untersuchung hat sich später auch bestätigt. Er ist erstickt.«
    Wir schwiegen. Suko war ebenso unruhig wie ich. Er schaufelte ein Bein über das andere und fragte dann: »Können Sie sich einen Grund für diesen Tod vorstellen?«
    »Ja, die Alraune.«
    Es war eine Antwort, die uns nicht reichte. »Vielleicht haben Sie recht«, sagte ich, »aber ließ sich das nicht präzisieren?«
    »Nein, John, leider nicht. Ich gehe davon aus, daß es die Alraune gewesen ist. Ob direkt oder indirekt, ich weiß es nicht. Aber ich möchte Sie bitten, mehr darüber herauszufinden. Ich weiß genau, daß dieser Fall nicht mit rechten Dingen zugeht. Fragen Sie mich nicht nach dem Beweis, glauben Sie meinem Gefühl, John.«
    »Was natürlich schwer ist.«
    »Das sehe ich ein. Nur möchte ich Sie darum bitten, sich mit dem Tod meines Bruders zu beschäftigen.«
    »Wann starb er denn?« wollte Suko wissen.
    »Gestern.«
    Wir waren beide erstaunt. »Dann ist Ihr Bruder noch nicht begraben worden.«
    Maria nickte mir zu. »So ist es. Er liegt noch in der Leichenhalle des Krankenhauses, in das man ihn letztendlich noch gebracht hat, ohne daß es ihm geholfen hätte. Mehr kann ich Ihnen leider nicht sagen. Vielleicht sollten Sie mit dem zuständigen Arzt sprechen und sich den Toten auch einmal anschauen.«
    »Das werden wir machen.«
    Maria Anzaro atmete tief durch, schluckte wieder und hob die Schultern.
    »Sie glauben gar nicht, wie schwer es für mich ist, mich damit abzufinden. Ich komme einfach nicht mehr zurecht. Dieser Tod traf so plötzlich und unerwartet ein. Mein Bruder war erst einunddreißig. Das ist einfach nicht nachvollziehbar, und wenn ich ehrlich sein soll, will ich Ihnen sagen, daß auch ich mich nicht mehr sicher fühle.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich kann es Ihnen nicht erklären, Suko, aber es ist so. Ich fühle mich nicht mehr sicher. Ich stehe hier auf einem Fleck und komme mir vor wie von zahlreichen Feinden umkreist. Schatten, was weiß ich. Ich kann es nicht erklären. Und denken Sie immer an die Alraune. Mit ihr und ihrer Kraft hat sich mein Bruder beschäftigt. Zu welchen Ergebnissen er kam, ist mir leider nicht bekannt.«
    Ich nickte. »Wir werden der Spur nachgehen. Auch wir haben bereits Erfahrungen mit der Alraunen-Magie gesammelt. So unbescholten und unbedarft sind wir also nicht.«
    »Das weiß ich.«
    Suko hatte noch eine Frage. »Wissen Sie, ob sich Ihr Bruder noch speziell mit den besonderen Eigenschaften dieser ungewöhnlichen Pflanze beschäftigt hat?«
    Die Tänzerin atmete über den Tisch und brachte die Flamme der Kerze zum Tanzen. »Eine gute Frage, eine schwere Antwort. Mein Bruder hat mit mir nur selten über seine Arbeit gesprochen. Im nachhinein ist das bedauerlich, aber er hat sich umfassend darum gekümmert, wenn Sie verstehen. Er wollte eben alles wissen, was diese Pflanze betrifft, und so muß er auch ihr Umfeld erforscht haben. Man sagt ihr bestimmte Kräfte nach, auf die sich mein Bruder konzentriert hat. Aber nicht nur metaphysisch, sondern auch wissenschaftlich, denn er hat sie in seinem Labor genau untersucht. Diese Alraune enthält chemische Verbindungen, die nicht eben einen großen Beifallsrausch bei ihm zurückgelassen haben. Sie machten ihn eher nachdenklich. Er sprach mal von Alkinen, von Derivaten dieser Pflanze. Diese Verbindungen versetzen Menschen in einen Rausch hinein, was natürlich gefährlich werden kann.«
    »Da gebe ich Ihnen recht.« Mein Sangria war mittlerweile warm geworden. Ich trank ihn trotzdem. »Es kann
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