Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alraunes Todeskuß

Alraunes Todeskuß

Titel: Alraunes Todeskuß
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
furiosen Wirbel, noch einmal schlug der Musiker die Akkorde hart an. Er war dabei leicht in die Knie gesackt, er schrie auf, und sein Instrument verstummte, als er die flache Hand auf die Saiten legte.
    Schluß – aus – vorbei!
    Stille. Das tiefe Luftholen. Ein Moment, der ziemlich lange andauerte, bis dann der Beifall aufbrandete. Es blieb nicht dabei, denn die Zuschauer tobten und pfiffen, sie trampelten, sie schrien ihre Begeisterung hinaus, an der auch wir uns beteiligten, sie waren aus dem Häuschen, und ich schaute auf die Tanzfläche, wo eine schwer atmende Maria Anzaro stand, den Kopf in den Nacken gelegt, die Arme ausgebreitet, als wollte sie all die Gäste damit umfangen.
    Sie war erstarrt.
    Noch einmal schien sie den Tanz auf eine andere Art und Weise zu erleben. Ihr Mund stand offen, sie schnappte nach Luft, dann aber war diese Phase der Ruhe vorbei, und ihr Oberkörper vollführte eine elegante Verbeugung.
    Die Spotlights für die Tanzfläche waren erloschen. Mittlerweile brannten wieder die normalen Lichter, eine etwas gedämpfte Beleuchtung, aber nicht so schummrig, als daß der Gast sein Geld nicht mehr hätte erkennen können.
    »Suchen wir uns einen Platz?« fragte Suko.
    »Moment noch.« Ich schaute auf die Tanzfläche, wo sich Maria drehte und in die verschiedenen Richtungen blickte, auch dorthin, wo Suko und ich standen.
    Sah sie mich? Hatte sie mich erkannt? Für einen Moment glaubte ich, ein Blitzen in ihren Augen zu sehen, der breite, rot geschminkte Mund zeigte ein Lächeln, dann wandte sie sich ab, und ich hatte den Eindruck, als hätte sie mir in der Bewegung noch einmal zugenickt.
    Suko hatte bereits einen freien Tisch gefunden. Zwei kleine Sessel standen vor der runden Platte, auf der eine gehäkelte Decke lag. Die rote Kerze stand in einem Ständer aus Stein, und der frische Docht wurde von einem Kellner angezündet, kaum daß wir unsere Plätze eingenommen hatten.
    Er legte uns die Karten hin. Essen wollten wir nichts, gegen einen Schluck hatte ich jedoch nichts einzuwenden. Lange brauchte ich nicht zu suchen, denn schon auf der ersten Seite der Karte wurde auf das Spezialgetränk des Hauses hingewiesen.
    Sangria nach Art der Katalanen.
    Ich bestellte ihn. Suko trank nur Wasser, denn er mußte noch fahren.
    Ich gab die Bestellung auf, und der Kellner freute sich über meine Bestellung.
    »Unser Sangria ist wirklich etwas Besonderes. Er ist einmalig hier in London. Ich soll Ihnen noch ausrichten, daß Maria bald hier erscheinen wird. Sie will sich nur etwas erfrischen und umziehen.«
    »Danke, wir warten.«
    Inzwischen kam die Musik vom Band oder von der CD, und wir konnten uns umschauen.
    Dieses Lokal war wirklich eine spanische Enklave. Ich hatte den Eindruck, daß Suko und ich die einzigen Fremden waren, die hier saßen.
    Jedenfalls fielen wir durch unser Aussehen auf. Die anderen Gäste waren doch mehr Südländer.
    Es gab keine offene Anmache in diesem Lokal. Zwar sah ich eine Handvoll junger Mädchen, die aber saßen wohl mit Bekannten zusammen und hatten ihren Spaß.
    Wir bekamen unsere Getränke. Ein Glas Champagner stellte der Kellner ebenfalls ab mit der Bemerkung, daß es für Maria wäre. Sie liebte dieses Getränk ebenso innig wie den spanischen Rotwein.
    Wir bedankten uns und warteten auf Maria. Ich hatte noch Zeit, den Sangria zu probieren. Er schmeckte vorzüglich.
    »Und?« fragte Suko.
    »Super.«
    »Mein Wasser auch.«
    Ich grinste nur schief und erkannte an Sukos Mimik, daß sich jemand unserem Tisch näherte. Suko erhob sich, ich stand ebenfalls auf und drehte mich um.
    Maria Anzaro trat uns entgegen, verfolgt von den Blicken zahlreicher Gäste, von denen einige sogar noch jetzt klatschten, so begeistert waren sie von der Darbietung gewesen.
    Sie hatte sich umgezogen, trug nun eine schlichte weiße, weit fallende Bluse mit ovalem Ausschnitt, einen Glockenrock aus dunklem Stoff und blitzende Ringe an ihren Ohren. Ringe blitzten auch an der Hand, die sie uns reichte und dazu erfrischend lächelte.
    Ein Hauch ihres herben Parfüms streifte uns. Zum erstenmal sahen wir ihr Gesicht aus unmittelbarer Nähe. Ihre Haut war sehr zart, der Mund stach davon ab wie eine volle Blüte, und die schwarzen Pupillen ihrer Augen hätten auch von einem Maler stammen können. Das kleine Kinn hatte sie vorgestreckt, überhaupt machte sie einen sehr agilen Eindruck, die Anstrengung des Tanzes war ihr jedenfalls nicht anzusehen.
    Wir setzten uns. Maria griff nach dem Glas, hob es an und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher