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Alraunes Todeskuß

Alraunes Todeskuß

Titel: Alraunes Todeskuß
Autoren: Jason Dark
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Fragte sich selbst auch nicht nach den Gründen und drehte sich, wie von einer unsichtbaren Hand geführt, auf der Stelle um.
    Was hinter ihm gelegen hatte, das lag nun vor ihm.
    Vier Tische mit Leichen.
    Drei Leichen lagen still.
    Ein Mann aber – Pietro Anzaro – bewegte sich. Sein Körper zuckte, als wollte er jeden Moment aufstehen, und den Zuschauer erfaßte eisiges Grauen.
    So etwas hatte er noch nicht erlebt. Für ihn war dies der Anfang des Jüngsten Gerichts…
    ***
    An diesem Abend, als ein gewisser Elliot Quinn die Welt nicht mehr verstand, hatte ich mich landfein gemacht, um eine Bar zu besuchen.
    Keine Striptease-Bude im eigentlichen Sinne, sondern ein spanisches Lokal, das den etwas anrüchigen Namen Bar gar nicht verdiente, denn man konnte dort essen und anschließend einem gut gemachten Programm zuschauen, das natürlich folkloristisch war.
    Vor der Bar hatte ich im Schaukasten das Bild einer rassigen Tänzerin gesehen. Sie hieß Maria Anzaro und war der Star des Programms. Sie brachte einen Hauch Andalusien in dieses Lokal hinein, denn mit ihren Vorführungen begeisterte sie alle. Der Reklame nach zu urteilen, war sie perfekt, und das hatten die geschrieben, die es wissen mußten, denn neben Marias Foto hingen einige Zeitungsausschnitte ihrer wohlwollenden Kritiker.
    Ich war nicht allein gekommen. Suko hatte die Chance genutzt und war mitgegangen.
    Vor dem Eingang fragte er mich noch einmal. »Und du weißt wirklich nicht, was diese Tänzerin ausgerechnet von dir will?«
    »Wenn ich es dir sage.«
    Mein Freund grinste. »Vielleicht hat sie dich mal gesehen und in Erinnerung behalten.«
    »Quatsch.«
    »Ja, John, du bist ihr aufgefallen, und jetzt möchte sie mit dir einen Flamenco tanzen.«
    »Da hat sie sich den Richtigen ausgesucht.«
    Suko ließ nicht locker. »Warst du nicht mal Eintänzer in einer Fischbratküche?«
    »Nicht nur das. Ich war sogar der Fisch.«
    »Aha, wie köstlich.«
    Ein Portier in der Uniform eines Matadors öffnete uns und verbeugte sich. Spanische Musik klang uns entgegen. Wir hörten das harte Hämmern der Gitarrensaiten und das Klacken der Kastagnetten.
    »Maria tanzt bereits«, sagte der Portier.
    »Lange schon?«
    »Nein.«
    »Dann kriegen wir noch etwas mit.«
    »Und ob, Señor.«
    Der Vorraum war klein, die Garderobe eng, die von einer, weißhaarigen Frau besetzt war. Wir nahmen sie nicht in Anspruch, und so konnte sie weiter in ihrem Magazin lesen.
    Durch eine Schwingtür betraten wir das eigentliche Lokal. Es war ein nicht zu großer Raum mit hellen Wänden, der wohl an eine Edelbodega erinnern sollte. Die Tische verteilten sich um eine Tanzfläche, die in diesen Minuten der absolute Mittelpunkt des Lokals war, denn auf ihr tanzte Maria.
    Und wie sie das tat.
    Wir waren von Beginn an fasziniert. Nicht nur von ihrem langen Kleid, dessen Rock sich aus mehreren, mit Spitzen bedeckten Stoffbahnen zusammensetzte, sondern auch von dem eng anliegenden Oberteil, das einen sehr breiten und interessanten Ausschnitt hatte.
    Das Haar hatte die Tänzerin glatt und streng zurückgekämmt und es am Hinterkopf zu einem Knoten verschlungen. Ihr Gesicht konnten wir nicht genau sehen, dazu bewegte sie sich zu schnell. In ihren Stiefeletten wirbelte sie über die Tanzfläche. Sie drehte sich mal mit ausgestreckten Armen, mal mit angezogenen, und ihre Hände zuckten dabei, schlugen die Kastagnetten im Rhythmus des Liedes, denn gerade dieser Klang war der ideale Begleiter für die Gitarrenmusik.
    Nicht weit von der Tanzfläche entfernt stand der junge Mann, umhüllt von einem dunkelroten, eng anliegenden Kostüm und einem schwarzen Sombrero auf dem Kopf.
    Er spielte nicht nur, er sang auch mit einer harten, etwas rauchig klingenden Stimme, als wollte er die Kargheit und Hitze der Sierra nach London transportieren.
    Ein furioses Finale begann, in dem Maria Anzaro noch einmal alles zeigte, was sie konnte.
    Die Gäste saßen wie erstarrt, aber auch wie auf dem Sprung, denn sie warteten nur darauf, Maria endlich mit dem gerechten Beifall beschenken zu können.
    Noch war sie nicht fertig.
    Sie dehnte das Finale aus, sie machte es zu einem tänzerischen Kunstwerk, sie war eine Königin im Reich des Flamenco, sie war einfach phantastisch.
    Und die Gäste klatschten mit, angeheizt durch die Stimme und die Bewegungen des Musikers. Sie feuerten Maria noch einmal an, deren Körper sich zu verwandeln und aufzulösen schien, so schnell drehte sie sich auf der Tanzfläche.
    Der Mensch wurde zu einem
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