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Alraunes Todeskuß

Alraunes Todeskuß

Titel: Alraunes Todeskuß
Autoren: Jason Dark
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leerte es bis zur Hälfte. »Das mußte ich jetzt haben«, sagte sie und lächelte uns an.
    »Sie waren phantastisch.«
    »Halb so wild, Mr. Sinclair.«
    »Sagen Sie John und Suko. Das klingt persönlicher.«
    »Gern. Ich bin Maria.«
    Wir tranken wieder. Das Lächeln auf ihrem Gesicht blieb so lange erhalten, bis sie ihr Glas vorsichtig absetzte, für einen Moment die Tischdecke betrachtete, um danach mit einer ruckartigen Bewegung den Kopf zu heben. Jetzt zeigten die großen, dunklen Augen eine gewisse Trauer, beinahe sogar einen Schmerz, und sie sagte mit leiser Stimme:
    »Es ist schade, daß es keinen fröhlicheren Anlaß für unser Zusammentreffen gibt, aber ich kann daran nichts ändern. Ich habe Sie anrufen müssen, John, denn es sqheint Probleme zu geben.«
    »Woher wußten Sie, an wen Sie sich zu wenden hatten?«
    »Ein Bekannter hat es mir geraten. Um ihn geht es jedoch nicht.« Sie schaute auf ihre schmalen Finger mit den langen Nägeln. Der Ober huschte heran und stellte unaufgefordert ein Glas Champagner auf den Tisch. »Wie ich schon kurz am Telefon erwähnte, John, geht es um meinen Bruder Pietro.«
    »Steckt er in Schwierigkeiten?«
    »Wahrscheinlich.«
    »In welchen?« fragte Suko.
    Maria hob die Schultern. »Wenn ich das so einfach sagen könnte, wäre mir wohler.«
    Ich machte ihr Mut. »Versuchen Sie es trotzdem.«
    »Natürlich.« Sie trank noch einmal. Über der Nasenwurzel bildete sich eine steile Falte. Marias Blick glitt in das Lokal hinein, aber es sah nicht so aus, als würde sie alles wahrnehmen, was sich dort abspielte. »Im Gegensatz zu mir ist mein Bruder kein Künstler geworden, er hat einen völlig anderen Weg eingeschlagen. Er wurde Wissenschaftler, Botaniker, Pflanzenkundler, und er hat sich dabei einem Spezialgebiet zugewandt. Er beschäftigte sich mit den Zusammenhängen zwischen Pflanzen und deren heilenden oder nicht heilenden Kräften, wobei er sich im besonderen die Alraune vornahm.«
    »Oh«, sagte ich.
    Sie lächelte. »Da staunen Sie. Klickt es auch bei Ihnen, John?«
    Ich hob die Schultern. »Nun ja, es gibt da gewisse Sagen und Legenden, die sich um diese Pflanze drehen. Wenn mich nicht alles täuscht, stammt der Name ursprünglich aus dem Gotischen – runa nämlich wurde dieser puppenbalgähnliche Wurzelstock genannt, der sogar im Alten Testament erwähnt wurde. Man nannte sie auch Mandragora, schrieb ihr heilende Kräfte zu, und im Mittelalter wurde sie als Wurzelmännchen oder Erdmännchen verehrt.«
    Auch wenn es ihr schwerfiel, sie lächelte trotzdem. »Kompliment, John, Sie sind gut informiert.«
    »Es gehört zu meinem Job.«
    »Okay.«
    »Ihr Bruder hat sich also mit der Alraune beschäftigt.«
    »Ja.«
    »Inwiefern?«
    »Er wollte den Beweis, daß diese Alraune nicht einfach nur eine Pflanze ist, sondern daß mehr in ihr steckte. Geheimnisvolle, magische Kräfte, die ihr ein gewisses Leben ermöglichten, ein Leben, das seiner Ansicht nach menschenähnlich war. Und er war auf der Suche nach einer bestimmten Alraune.«
    »Bestimmte?«
    Sie nickte und war nervös geworden. Fahrig fuhr sie mit ihren Handflächen über den Tisch. »Mein Bruder war davon überzeugt, daß es die Alraune auch als menschliches Wesen gibt, und ich denke, daß er den Beweis dafür gefunden hat.«
    Wir schwiegen. Maria schaute uns forschend an, als wollte sie herausfinden, ob wir ihr glaubten oder sie gleich auslachen würden. Das taten wir nicht.
    »Wie sieht dieser Beweis denn aus?« fragte Suko.
    »Das ist das Problem«, murmelte Maria. »Ich kann es nicht sagen, ich weiß es leider nicht. Als ich zum letztenmal mit meinem Bruder sprach, war er total begeistert. Er hat sogar von einer gewissen Liebe zu dieser Pflanze gesprochen, er redete von ihrem Kuß, und ich konnte mich nur an den Kopf fassen, weil das für mich unglaublich klang. Das sagte ich ihm auch, nur ließ er sich nicht beirren. Er erklärte mir, daß er das Geheimnis endlich gelüftet hätte. Die Alraune würde durch ihren Kuß die Menschen in ihren Bann ziehen und sie in einen regelrechten Rausch versetzen.«
    »Das hat er also geschafft?«
    »Ja.«
    Ich lächelte knapp. »Es ist wunderschön, Maria, daß Sie an unserem Tisch sitzen, und wir werden bestimmt von zahlreichen Gästen deswegen beneidet, aber wäre es trotzdem nicht besser gewesen, wenn Ihr Bruder persönlich mit uns gesprochen hätte?«
    »Stimmt.«
    »Wollen Sie ihn herholen?« fragte Suko.
    »Nein, das geht nicht.«
    »Was ist der Grund?«
    »Mein Bruder ist
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