Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles für die Katz

Alles für die Katz

Titel: Alles für die Katz
Autoren: H Venn
Vom Netzwerk:
den Häusern nur so schallte.
    Von Dach zu Dach kam ich immer tiefer. Eine Mauer und ein Sprung und ich war in einem winzigen Hinterhof.
    Jetzt war guter Rat teuer: Wo war ich zu Hause?
    Mein Gefühl sagte mir, dass ich in die Richtung des Hauses mit dem Turm und den Lärmdingern laufen müsste. Doch das half mir auch nicht weiter, da ich sicher war, dass das Mädchen nicht in dieser Häuseransammlung lebt. Ich überlegte: Sollte ich ein Haus suchen, wo die Lärmdinger abfahren, sollte ich in ein Auto springen und mich verstecken, oder sollte ich einfach zu Pfote loslegen? Den letzten Gedanken verwarf ich: Erstens war es sicher zu weit, und zweitens gehe ich nicht gerne lange Wege zu Pfote, da benutze ich doch schon lieber eure Menschen-Transportmittel.
    Also los.
    Ich schlich ganz vorsichtig. Ich bog um eine Ecke und hatte plötzlich ein ganz seltsames Gefühl. Ich weiß nicht, ob das bei euch auch so ist. Es gibt Situationen im Leben – nein, ich schwafele nicht geschwollen – da meint man: ›Halt, das habe ich schon einmal erlebt oder geträumt‹.
    Und genau diesen Eindruck hatte ich am Rande des Hinterhofs: Diese Mülltonnen, das hatte ich alles schon einmal gesehen, aber es lag in einem weitem Nebel. Ich schnüffelte und roch …
    … Fischreste aus einer Tonne.
    Da dämmerte es mir:
    Ja, das müssen die Tonnen gewesen sein, aus denen man mich und meine Brüder (vielleicht war auch eine Schwester dabei) damals geholt und ins Tierheim Monschau gebracht hatte. Vor Freude sprang ich auf die gar nicht so übel duftenden Tonnen. Wenn das mein Müll war, dann musste die Stadt auch Monschau sein. Ich spürte es genau: Rauf auf den Berg, dann noch ein Stück und ich war wieder in Mützenich.
    Und dahin würde ich auch zu Pfote finden.
    Langsam schlich ich aus dem Tonnenhof raus und war plötzlich auf einer Straße, auf der keine Stinkkisten fuhren, aber ganz viele Menschen liefen. Sie sahen mich überhaupt nicht, einer hätte mir sogar fast auf den Schwanz getreten: »Blödmensch!«
    Der sagte noch nicht einmal »Tschuldigung«, sondern schrie nur: »Keiken!«
    Ich beschloss, wieder zu den leckeren Tonnen zu fliehen und dort die Dunkelheit abzuwarten. Dann könnte ich in Ruhe nach Hause gehen. Tier, war ich aufgeregt. Die Vorfreude hatte mich gepackt.
    »Das Mädchen, das Mädchen, das Mädchen! Bald werde ich wieder beim Mädchen sein!«
    »Es wäre doch gelacht«, dachte ich, wenn ich so kurz vor meinem Ziel wieder gefangen oder von Keiken-Rufern plattgetreten würde.
    Die Mülltonnen hatten einen großen Vorteil. Sie standen genau hinter einem Haus, in das ihr geht, wenn ihr keine Lust habt, zu Hause Essen zu machen. Da ihr – ganz im Gegensatz zu mir – die komische Angewohnheit habt, eure Schüsselchen nicht leer zu essen, fiel an den Mülltonnen für mich kräftig was ab.
    Als es dunkel wurde, war ich satt und konnte in aller Ruhe Mützenich suchen, wo das Mädchen wohnte. So weit konnte es ja nicht sein.
    Langsam verließ ich den wohl riechenden Mülltonnenhof. Ich hatte recht: Nur noch wenige Menschen waren auf der Straße, zu meinem Glück beachtete mich auch keiner.
    »Da geht’s lang, alter Junge«, sagte ich mir. Allerdings musste ich noch eine gefährliche Prüfung bestehen. Vor dem Haus mit dem Turm führte nämlich eine ganz schmale Brücke über den Fluss! Mit allem Mut rannte ich darüber – unter mir tobte ein tosender Fluss! Na ja, auf jeden Fall war Wasser da. Bei meiner Angst davor darf ich schon einmal etwas übertreiben …
    Ich mache es kurz: Nach einem ziemlich langen Pfotenmarsch immer den Berg rauf erreichte ich Mützenich und das Haus, in dem das Mädchen wohnt.
    Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie mir das Herz hämmerte! Doch was sollte ich nun tun?
    »Jetzt nur keinen Fehler machen«, dachte ich.
    Immerhin war es möglich, dass Hildegard, diese verdammte Schlange, mich sofort wieder wegbringen würde. Also war Vorsicht am Platz. Ich musste dafür sorgen, dass mich zuerst das Mädchen sah.
    »Da, ihr Zimmer!«
    Ich sprang auf die Fensterbank. Tatsächlich, sie war noch auf. Mit meiner Pfote kratzte ich am Fenster und dann erschallte ein Freudenschrei, der wohl das ganze Haus aufgeweckt hätte, wenn die anderen drei nicht vor der flimmernden Kiste gesessen hätten.
    Das Mädchen riss das Fenster auf, packte mich, drückte mich, küsste mich, umarmte mich, warf mich in die Höhe und …
    … dann kam Hildegard ins Zimmer.
    Sie stand da, als hätte sie der Blitz getroffen. Das war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher