Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles für die Katz

Alles für die Katz

Titel: Alles für die Katz
Autoren: H Venn
Vom Netzwerk:
Schlimmes vermuten – das war genau der Geruch von Haus, in dem Wohngemeinschaften sich niederlassen. Überall standen Fahrräder rum, an den Wänden waren Schriften – ja, ich kann immer noch nicht lesen – und Bilder mit weißen Tauben auf blauem Grund.
    Katz’, hatte ich einen Hunger, ich hätte eine Taube fressen können.
    Doch meine schlimmste Vermutung traf nicht ein: Die Schwarze wohnte alleine, hatte eine recht nette Wohnung und ein herrliches Kissen, auf das sie mich legte: »Ich bin die Karin«, sagte sie, »ich hoffe, dass wir gut miteinander auskommen, mein Kleiner.«
    »Kein Problem«, dachte ich, »lass nur mal was zu spachteln rüberwachsen, du dumme Kuh.« Das war sicher unfair, aber ich kann es nun mal nicht leiden, wenn man mich »mein Kleiner« nennt. Das war aber auch der einzige Ausrutscher, den sich diese Karin erlaubte. Sie machte ihren Fehler auch gleich wieder wett und holte mir endlich etwas zu futtern. Und was soll ich sagen: Nicht etwa das langweilige Katzenfutter, sondern echtes Menschenessen – Leberwurst, kleine rote Wurstscheiben, ein Schüsselchen Milch, sogar von der dicken Sorte und dann noch steife Milch, die süß ist und nach Nüssen schmeckt.
    Karin zog dann die schwarzen Kleider aus – !vor mir! – und ging in ihr Bett.
    Was sagt ihr? »Alter Chauvi«? Dieses Wort ist mir völlig unbekannt.
    Ich schlief schnell ein. Herrlich!
    Puh, hatte ich Glück gehabt. Wenn die Schwarzen einen Tag später gekommen wären, hätte ich wahrscheinlich auch ein Loch im Kopf und würde dumm aus der Wäsche schauen.
    Na ja, manchmal seid ihr eben doch zu gebrauchen. Wenigstens hin und wieder.
    Aber halt! Fangt bloß nicht zu jubeln an, weil ich euch mal gelobt habe. Ihr dürft nicht vergessen, dass ich erst durch Menschen in meine schlimme Lage gebracht wurde. Oder wollt ihr etwa behaupten, dass Pickelgesichter keine Menschen sind?
    Ich wurde wach, als die Schwarze sich keine schwarzen Menschenfelle anzog. Nun sah sie ganz harmlos aus: Sie trug ein Kleid, fuhr sich mit einem Ding durch ihr Kopffell und sah völlig anders aus. Dann setzte sie sich an ihren Tisch, holte gutes Menschenfutter und gab mir die schönsten Stücke davon. Dabei erzählte sie, dass sie weg müsse. Sie arbeite nämlich bei dem Weißen, der nachgeschaut hatte, ob ich gesund sei, als Tierarzt-Helferin.
    Dann ging sie.
    Was sollte ich tun? Diese Karin war schon eine Rasse Mensch, bei der ich es aushalten könnte. Nicht nur wegen des Essens. Auf der anderen Seite wollte ich aber unter allen Umständen zu dem Mädchen, das bestimmt schon auf mich wartete.
    Und ich spürte ganz fest: Das Mädchen war in meiner Nähe.
    Warum sich also erst aneinander gewöhnen, wenn doch eine Trennung ins Haus stand?
    Daher beschloss ich, noch am gleichen Tage Karin zu verlassen.

NACH HAUSE
    Doch wie sollte ich aus der Wohnung raus?
    Ich schlich durch alle Zimmer. Alle Fenster waren zu! Fast hätte ich schon aufgegeben, wenn nicht die Tür zu dem kleinen Zimmer offengestanden hätte, in das ihr immer alleine …
    Dort war tatsächlich ein Fenster auf. Mit einem Sprung erreichte ich die Fensterbank und konnte nach draußen schauen.
    Verdammter Hundedreck!
    Karin wohnte ganz weit oben. Wie sollte ich da nur runterkommen? Ich schaute mir also die Gegend ganz genau an: Da war ein Dach, darunter noch eins, dann kam ein kleines Haus und dann eine Mauer, hinter der sich ein Fluss befand. Gegenüber sah ich ein Haus, das völlig rot gestrichen war.
    »Ja, das müsste gehen«, sagte ich mir und schob mich vorsichtig nach draußen: »Lebwohl Karin, es hat zwischen uns nicht sollen sein. Auf jeden Fall werde ich dich nie vergessen, da du mir das Leben gerettet hast.«
    Mit einem Sprung war ich auf dem Dach und wäre vor Schreck fast abgestürzt: Als ich um eine Ecke bog, stand nämlich ein furchtbar aussehender Mann vor mir. Er war ganz schwarz, was nichts heißen muss, wie ich seit meiner Befreiung wusste. Aber sein Gesicht war mit Dreck überzogen. Als er mich sah, lachte er laut los: »Das muss ja ein guter Tag werden. Dem Glücksbringer läuft eine schwarze Katze über den Weg. Da gehe ich doch am besten gleich wieder nach Hause und lege mich ins Bett.«
    Ich gebe nur weiter, was er gesagt hat. Verstehen konnte ich das Gerede nicht, aber vielleicht könnt ihr ja damit etwas anfangen.
    Mit drei schnellen Sprüngen lief ich weiter, damit mich der Dreckige nicht einfangen konnte. Aber er versuchte es erst gar nicht, sondern lachte, dass es zwischen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher