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Alles für die Katz

Alles für die Katz

Titel: Alles für die Katz
Autoren: H Venn
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ein Festessen, so hatte es mir schon lange nicht mehr geschmeckt. Ich leckte mir noch den Bart, als der schon lange nur noch nach Haaren schmeckte. Willi freute sich darüber.
    Wenn ihr aber meint, dass er mir auf den Kopf klopfte und dummes Zeug redete, so liegt ihr völlig schief. Willi sagte nur: »Hat es dir gut geschmeckt, das freut mich aber«, und aß selbst etwas Fleisch aus einer Dose.
    Zugegeben: Ich hatte noch etwas Hunger und normalerweise hätte ich gebettelt, wäre Willi um die Beine geschmust und hätte ihn mit meinen großen Augen angeschaut. Ich kann nämlich unheimlich lieb schauen, wenn ich etwas zu essen haben will. Doch dies brachte ich heute einfach nicht fertig, immerhin wusste ich, wie hart Willi sein Geld verdienen musste.
    Also legte ich mich hin und schlief fest und traumlos ein.
    Ich wurde wach, als Willi ganz leise seine Decke faltete und auf das Weiche legte. Er ging auf Zehenspitzen, ich glaube, er wollte mich nicht wecken. Ich stand ganz vorsichtig auf, so, als wäre ich schon lange wach gewesen und rieb mein Fell an Willis Beinen. Er dachte, ich wollte etwas zu essen haben, dabei wollte ich nur Abschied nehmen. Aus einer Tüte holte er die Reste von seinem Fleisch, nahm sich noch ein Stück und schenkte mir den Rest. Dann ging er, sagte noch »Bis heute abend, ich freue mich« und trottete langsam davon.
    Ich musste schlucken.
    Willi, das war mir klar, würde bestimmt sehr traurig sein, wenn ich abends weg wäre. Aber, und ich bitte euch, sagt es ihm, wenn ihr ihn irgendwo in Düren seht, legt ihm vielleicht auch etwas in seinen Hut, ich musste einfach weiter. Immerhin wurde es draußen schon kalt und ich wollte unbedingt an dem Fest mit den Lampen am Baum bei meinem Mädchen sein.
    Willi war schon einige Zeit fort, da kamen die ersten schreienden Menschenkinder an, schlugen sich, warfen Brote auf das Schwarze und tranken braune Brühe aus Flaschen. Erst als das furchtbare Geräusch erklang, wurde es wieder ruhig.
    Das war meine Gelegenheit, ich konnte mich in Ruhe aus dem Staub machen. Entlang der grauen Rohre schlich ich aus dem warmen Raum, immer schauend, dass mich keiner entdeckte.
    »Da!« – Hinten sah ich schon die Tür.
    In diesem Augenblick packte mich eine harte Hand, ich dachte schon, dass mich der Oberhausmeister erwischt hätte.
    Aber er war es nicht.
    Es waren zwei mittelgroße Menschenkinder, die mich mit ihren Pickelgesichtern unverschämt anschauten und in einen Sack stopften: »Jetzt bloß weg hier«, hörte ich sie sagen, »damit wir zur dritten Stunde wieder da sind.«
    Die zweite Stimme meinte: »Der bringt uns bestimmt einen schönen Haufen Kohle.«

THEO-VERSUCHE
    Mir war nicht klar, warum man mich gegen Brennstoff eintauschen wollte. Heute weiß ich allerdings, dass ihr auch »Kohle« zu eurem ach so geliebten Geld sagt. Ich frage mich allerdings, warum ihr es dann nicht auch zum Wärmen von Räumen braucht. Das Zeug muss doch gut brennen. Aber solche Gedanken mache ich mir heute, damals wusste ich nur, dass ich wieder einmal in eine verdammt dumme Geschichte reingeschlittert war. Ich merkte, dass die beiden Pickelgesichter ganz leise weggingen und sich dann auf eines dieser knatternden Dinger setzten, das halbwüchsige Menschenkinder zur Fortbewegung und zum Lärmschlagen benutzen.
    So fuhren sie eine lange Zeit durch die Gegend, ich dachte schon, dass sie mich mit dem Sack in einen Bach werfen würden.
    Eine Angst, mit der wir Katzen immer leben müssen.
    Aber die beiden Pickelgesichter warfen mich in keinen Bach. Sie fuhren zu einem Haus, in dem, so hörte ich wenigstens durch meinen Sack, ganz viele Vögel waren. Es schnatterte und zwitscherte. Sollte hier ein Frühstück für mich durch die Luft fliegen?
    Aber Pustekuchen.
    Kaum hatten die beiden das Haus betreten, sagte eine Stimme: »Ich habe euch doch schon tausendmal gesagt, dass ihr nicht während der Geschäftszeiten kommen sollt. Los nach hinten.«
    Das machten die beiden wohl auch, denn der Vogellärm wurde sofort leiser. Nach einiger Zeit folgte auch die Erwachsenen-Stimme. Diese schimpfte noch etwas rum, sagte dann aber: »Los, zeigt mal her.«
    Die Pickelgesichter griffen in den Sack, packten mich völlig unbeholfen wie Trottel an meinen Nackenhaaren und holten mich raus.
    »Der sieht ja ganz gesund aus«, sagte die Erwachsenen-Stimme, »ich kann doch sicher sein, dass ihr den nicht gestohlen habt. Hatte der ein Halsband?«
    Die beiden versicherten, und da haben sie noch nicht einmal gelogen,
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