Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alles für die Katz

Alles für die Katz

Titel: Alles für die Katz
Autoren: H Venn
Vom Netzwerk:
seinem Gitterhäuschen, starrte wie blöde und wurde oft weggebracht. Wenn man es zurückbrachte, schaute das Tier noch blöder drein. Einmal sagte ein Weißkittel: »Das Vieh hat mich gebissen!«
    Ich war glücklich, dass der Haarmensch sich wenigstens noch wehrte.
    Auch ich nahm mir fest vor, alle meine Kraft aufzubringen, wenn mich die Weißen anfassen würden: »Ich werde beißen, ich werde kratzen, ich werde meine Krallen ins Fleisch schlagen, ich werde … ach, was weiß ich«, dachte ich.
    Die Möglichkeit sollte bald kommen. Vor meinem Käfig tauchten nämlich Weißkittel auf, die mich lange betrachten. Einer sagte, dass ich ein »recht gesundes Tier« sei und man mir bald etwas spritzen werde. Dann sagte der Weißkittel noch, dass man irgend jemandem auf der Spur sei, der Virus hieß und ich ihnen helfen würde, den zu finden.
    Ich dachte gar nicht dran.
    Warum sollte ich diesen ekelhaften Menschen helfen, etwas zu suchen? Immerhin hatten sie mir meine Freiheit geraubt: »Aus dem Helfen wird wohl nichts«, dachte ich mutig, »da stelle ich mich einfach stur oder auch dumm und die Sache mit dem Spritzen werden wir auch noch mal sehen. Ich werde kratzen, beißen …«
    Dann wollten diese Menschen mich auch noch müde machen, denn einer sagte, dass ich nach dem Spritzen »eingeschläfert« werden müsste. Wegen etwas, das sie »Gefahr der Übertragung« nannten.
    Ihr langweilt mich zwar oft, aber einschläfern, das schafft ihr nicht, wenn ich es nicht will. Ich bin nämlich, wie ihr gewiss schon festgestellt habt, ein hellwaches Bürschchen. Und schlafen, das mache ich nur, wenn es mir passt, ihr Blockflöten-Gesichter.
    Immer weniger Menschen kamen dann in den Raum, ein sicheres Zeichen, dass es Nacht wurde. Warum die uns bloß das Licht nicht ausmachten? Auch wir stören uns an so etwas.
    Die komische kleine Maus, die immer in einem Rad läuft, wusste gar nicht, was los war und rannte daher stumpfsinnig durch ihr Gefängnis.
    Die Tiere, die so ähnlich wie Hasen aussehen, wackelten dauernd mit ihren Nasenflügeln und nickten immer wieder, als würde sie dauernd »Ja« sagen.
    Und am nächsten Tag sollte also ich dran sein.
    Ich überlegte, ob es für mich noch eine Rettung gab. Aus dem Käfig konnte ich nicht raus, ich habe zwar für meine Verhältnisse Bärenkräfte, ja, wirklich, aber bei Eisenstangen helfen die auch nichts.
    »Ja, das war’s dann wohl«, dachte ich, »die Menschen werden mich also pieken, mir vielleicht auch Löcher in den Kopf bohren und mich mit Sicherheit in einen Sack stecken und in Wasser tauchen.«
    Menschen, die so viele Tiere gefangen halten, machen so etwas bestimmt. Ich legte mich hin, um noch einmal zu träumen – von dem Mädchen natürlich, das ich nie wiedersehen sollte.
    Doch ich konnte nicht einschlafen, konnte nicht träumen.
    Dabei hätte ich so gerne geträumt: Ich war nämlich sicher, dass man mit Löchern im Kopf nicht träumen kann, da die Träume dann aus dem Kopf rausfließen. Dazu brauchte ich mir nur die Katze mit den Stangen am Kopf anzuschauen, die träumte bestimmt nichts mehr.
    Wie ich so dalag und nicht einschlafen konnte, entstand plötzlich großer Lärm. Eine Glastür wurde eingeschlagen, ganz schwarz gekleidete Menschen stürmten den Raum. Menschen, deren Gesichter man nicht erkennen konnte, da sie die seltsamen Mützen trugen, bei denen man nur die Augen sehen konnte. Ein Schreck fuhr mir durch die Glieder.
    Ich sollte doch erst morgen gequält werden.
    Die schwarzen Menschen brachen viele Käfige auf, schauten auch durch die Maschine, die blitzendes Licht abgibt (ich weiß nicht, wie das Gerät heißt, ich weiß nur, dass ihr Menschen immer sehr blöde tut, wenn man euch mit diesem Gerät blitzt) und steckten uns dann in andere Kisten.
    »Tja, was soll’s?«, dachte ich. Jetzt jagen sich die Menschen schon untereinander die Gefangenen ab. In diesem Fall hatten wohl die Schwarzen über die Weißen gesiegt. Uns Tieren würde das sicher nichts bringen.
    Doch da hatte ich mich, jaja, das kann mir doch auch einmal passieren, getäuscht.
    Die Schwarzen verluden uns auf einen Wagen und brachten uns nach langer Fahrt in ein Haus, wo bereits ein Weißkittel wartete.
    Ich verstand eure schwarz-weiße Welt nicht mehr …
    Dieser neue Weißkittel nahm jeden einzelnen von uns ganz vorsichtig hoch, horchte und tastete an uns und schaute in Papiere, die die Schwarzen ebenfalls aus dem Tiergefängnis mitgenommen hatten.
    Immer wieder sagte der Weißkittel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher