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Alles für die Katz

Alles für die Katz

Titel: Alles für die Katz
Autoren: H Venn
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dass ich keins gehabt hätte und sie mich, und da haben sie gelogen, denn ich bin eine freie Katze, nicht gestohlen hätten: »Das war eine streunende Katze, die immer bei uns auf dem Schulhof rummachte. Morgen hätte der Hausmeister die sowieso abgeknallt.«
    Die Erwachsenen-Stimme glaubte den beiden zwar nicht, interessierte sich aber auch nicht sonderlich für die Wahrheit. Sie griff in ihre Jacke, holte – na was wohl? – Geld heraus und gab den Jungen einen Schein: »Und wie gesagt, nicht mehr zur Geschäftszeit!«
    Die beiden Pickelgesichter entfernten sich, mich steckte der Mensch in eine dunkle Kiste. Zu Essen bekam ich nichts. Ganz leise hörte ich ihn aus der Ferne noch mit Menschen reden, die offenbar kleine Vögel kauften, um sie zu Hause in Gitterhäuschen zu sperren, in denen sie dann jahrelang drinbleiben. Also: ich weiß nicht, warum ihr euch so aufregt, wenn wir einmal einen Vogel fressen. Nun gut, ihr sagt, wir quälen sie vorher. Dazu möchte ich sagen – nun ja, dazu fällt mir im Augenblick auch nichts ein. Das soll aber nicht heißen, dass ich mich eurem Argument anschließe.
    Wie gesagt: Ich hörte den Kerl, der mich in die Kiste gesteckt hatte, im Vorderzimmer unheimlich dummes Zeug schwatzen: »Ja, erstklassige Vögel. Ich schaue mir meine Züchter genau an. In erster Linie bin ich ja Tierfreund, dann erst Geschäftsmann. Es reißt mir jedes Mal ein Stück aus dem Herzen, wenn ich ein Tier verkaufen muss. Es sind ja alles meine Freunde. Ich schaue mir sogar meine Kunden an. Wenn ich den Eindruck habe, dass jemand mit den Tieren nicht gut umgeht, verkaufe ich überhaupt nicht. Sehen Sie mal da den Ara, den hätte ich schon hundertmal verkaufen können. Aber ich muss ihnen sagen, mir gefielen die Leute nicht. Bei Ihnen dagegen, wie wäre es denn mit einem Ara? Nein, lieber doch ein Wellensittich. Ah, Sie haben eine kleine Wohnung. Ja, dann ist das natürlich klar. Aber Sie wären bestimmt der Mensch für einen Ara. Das sehe ich sofort. Haben Sie gestern den Film über Tierversuche gesehen? Der war ja schrecklich.«
    »Tierversuche, was ist denn das schon wieder?«, dachte ich so bei mir.
    Schon bald sollte ich eine Antwort auf diese Frage erhalten.
    Nach einer Zeit wurde es plötzlich leise, wenigstens was den Menschenlärm betraf. Die Vögel machten weiter Spektakel, der Mann musste wohl gegangen sein, denn ich hörte viele Stunden keinen Menschenlaut mehr.
    Hunger hatte ich!
    Und was macht man in so einer Situation? Man schläft, dann hat man wenigstens die Möglichkeit, von herrlichem Essen zu träumen. Ich träumte zunächst von einem fetten Spatz und dann von einer zarten Maus. Ich wurde wach, als meine Kiste hochgehoben wurde und der Mann sagte: »Aber ich kann doch sicher sein, dass ich nie in die Sache reingezogen werde. Bei Tierschützern habe ich nämlich einen unheimlich guten Ruf.«
    »Nein, nein,« sagte eine andere Stimme, »wir verschlüsseln unsere Zwischenhändler total, das will auch unser Kunde. Dem ist nämlich die ganze Diskussion sehr peinlich. Immerhin stehen die Leute im Ruf, Wissenschaftler zu sein.«
    Ich spürte, dass ich in einen Wagen geladen wurde, der mit mir durch die Gegend fuhr. Nach langer, langer Zeit – in einer Kiste vergeht die Zeit sowieso sehr langsam, ist Ihnen das auch schon mal aufgefallen? – hielt der Wagen plötzlich an. Ich wurde in einen Raum getragen. Eine fremde Stimme sagte: »Dahin! Abrechnung wie immer. Morgen brauchen wir dringend einen Hund. Das kann auch ein Gewürzhund sein.«
    »Was ist denn ein Gewürzhund?«, fragte der Kerl, der mich durch die Gegend gefahren hatte.
    »Ein Hund, wo jeder in der Nachbarschaft seinen Senf dazu gegeben hat«, prustete die Neu-Stimme los und lachte wie ein Blöder. Auch der Mann, der mich gebracht hatte, lachte blöd.
    Ich glaube aber, dass er – genau wie ich – den Witz nicht verstanden hat.
    Die Neu-Stimme rief »Pfleger« – darauf erschien ein Mann, der mich aus der Kiste nahm und in einen Raum brachte, der wohl das Furchtbarste war, was ich in meinem Leben gesehen hatte: überall an den Wänden standen kleine Häuschen mit Gittern, in denen ich Katzen, Hunde, Ratten, Mäuse und das Tier sah, dass genau wie ihr Menschen aussieht, aber überall Haare hat.
    Es roch übel in dem Raum.
    Sofort suchte ich den Kontakt zu einer Katze, denn ihr wisst ja, dass wir Katzen uns untereinander unterhalten können.
    Doch keiner rief »Hey, Kumpel«, oder »Wer bist denn du?«.
    Alle Katzen schauten nur
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