Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alles auf eine Karte

Titel: Alles auf eine Karte
Autoren: M Murnane
Vom Netzwerk:
ihren Wein wieder aus. »Der Jogginghosenheini! Ein wahrer Klassiker unter den Typisch-Bryson-Situationen. Genau wie die Sitzung bei der Pediküre in der Chestnut Street, bei der ihr aktueller Verehrer mit drei seiner Kumpels vorbeiging, als sie sich gerade die Hühneraugen wegschmirgeln ließ.«
    »Ah, ja, der unglaublich gut aussehende Nate Miller«, sagte ich und verzog erneut das Gesicht. »Das war am Tag unserer ersten Verabredung.« Die zugleich auch unsere letzte war. Schockierend.
    Andie lachte bereits Tränen. »Ich glaube, mein persönlicher Favorit war der Knabe, den du auf der Oktoberfestparty kennengelernt hast und der sich nie wieder gemeldet hat, von dem aber irgendwann eine Massenmail kam, in der er seine »engsten Freunde« bat, ihm tausendfünfhundert Dollar für den Aufnahmetest an der juristischen Fakultät zu borgen.«
    McKenna nickte und kicherte. »Ah, ja, der Herr Jurist in spe, den hatte ich schon ganz vergessen. Unschlagbar ist für mich aber der Abend, an dem zu viel Selbstbräuner erwischt hattest und auf der Firmenweihnachtsfeier von diesem Mike so getan hast, als wäre das deine natürliche Hautfarbe – und das Mitte Dezember!«
    »Oh, Gott, erwähnt das bloß nie wieder.« Ich kniff die Augen zu und hatte prompt meine unfreiwillige Imitation eines Schokoladen-Weihnachtsmannesvor Augen.
    »Oh, doch, das werden wir, meine Liebe«, sagte Andie. »Verlass dich drauf.«
    Während sich die beiden über die peinlichen Höhepunkte meiner legendären Dating-Karriere ausschütteten, betrachtete ich mich gedankenverloren im Spiegel. Es war ein Samstagnachmittag im November; draußen dämmerte es bereits. Ich hatte Aaron, meinen Zukünftigen, bei einer noblen Benefizgala in San Francisco kennengelernt. Es wurden Spenden für das Krankenhaus gesammelt, in dem McKennas Freund damals eine Stelle als Assistenzarzt hatte. Aaron ist Partner in einer großen Anwaltskanzlei im Stadtzentrum und damit dem Beispiel seiner Eltern gefolgt, die beide höchst erfolgreiche Anwälte sind.
    Als wir uns zum ersten Mal über den Weg liefen, hätte ich nicht im Traum gedacht, dass mehr daraus werden könnte. Warum auch? Aaron ist reich, intelligent, gut aussehend und einige Jahre älter als ich. Er besitzt ein zweistöckiges Haus im viktorianischen Stil oben in Nob Hill und eine brandneue Blockhütte am Lake Tahoe. Ich dagegen lebe in einer kleinen Mietwohnung ohne eigenen Parkplatz. Er ist im Villenviertel von Tiburon nördlich von San Francisco aufgewachsen und seine Eltern gehen regelmäßig in die Oper. Ich habe meine Kindheit in einer typischen Mittelschicht-Gegend in der Nähe von Sacramento verbracht und mein Dad lebt momentan in einer Wohnwagensiedlung, die ich euphemistisch den »Valley Pines Kleingartenverein« nenne.
    Aaron war einer der begehrtesten Junggesellen von ganz San Francisco, und ich … stand am kalten Büfett zufällig neben ihm.
    Unsere Ellbogen kollidierten, als wir uns über die Riesengarnelen hermachen wollten. Besser gesagt, ich rammte ihn, als ich mich über die Riesengarnelen hermachen wollte, und bei dieser Gelegenheit hinterließ ich eine dicke Spur Cocktailsauce auf dem Ärmel seines Jacketts. Eine klassische Typisch-Bryson-Situation. Ich entschuldigte mich wortreich, und ehe ich wusste, wie mir geschah, waren wir ins Gespräch vertieft. Wenn ich aufgeregt bin, neige ich dazu, sinnentleertes Geschwätz von mir zu geben, und in diesem Fall lief ich wieder einmal zu Höchstform auf, aber Aaron war so humorvoll und sympathisch, dass es einfach nur Spaß machte, sich mit ihm zu unterhalten. Allerdings wartete ich ehrlich gesagt die ganze Zeit über darauf, dass er sich mit den Worten »War schön, Sie kennenzulernen« verabschiedete, um schnell wieder zu seiner Begleiterin zurückzukehren, die zweifellos irgendein Supermodel mit Doktortitel war. Doch wie sich herausstellte, war er ohne Begleitung gekommen und hatte es nicht eilig, das Gespräch mit mir zu beenden.
    Als er mich nach meiner Telefonnummer fragte, hätte ich mich vor Schreck beinahe verschluckt.
    Bei unserer ersten Verabredung trafen wir uns ganz zwanglos in einer winzigen Bar in North Beach auf ein Glas Wein. Bei der zweiten machten wir einen Spaziergang am Meer, gefolgt von einem späten Lunch im Cliff House. Das dritte Date war ein romantisches Dinner im Aqua, und danach gab es kein Zurück mehr. Binnen zwei Wochen waren wir hochoffiziell ein Paar.
    Sieben Monate später machte mir Aaron auf der Aussichtsplattform des Coit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher