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Alles auf eine Karte

Titel: Alles auf eine Karte
Autoren: M Murnane
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»Ach, ja, die Cracker. Zum Glück werden die nicht mehr produziert. Ich habe meinen Eltern bis heute nicht verziehen, dass sie mich so genannt haben. Wir kennen uns also wirklich nicht?«
    »Ich bin ganz sicher.«
    Ich musterte ihn aus schmalen Augen. »Hundert Prozent oder bloß neunundneunzig Prozent?«
    Er lächelte, wirkte jedoch nicht sonderlich amüsiert. »Hundert Prozent.« Dann beugte er sich nach vorn und genehmigte sich noch ein Häppchen. »Mmmm, Buffalo Wings sind mein Lieblingsessen. Die mag ich sogar noch lieber als Pizza.«
    »Echt?«, stieß ich hervor. »Genau das sagt Aaron auch immer.«
    Er hob den Kopf. »Wer ist Aaron?«
    Mist. Ich dämliche Kuh!
    Ich blickte krampfhaft auf meine Hände. »Oh, äh, er ist … ähem … er war mein Verlobter.«
    Rick hob überrascht eine Augenbraue. »Du warst verlobt?«
    »Tja … ja.«
    »Wann denn?«
    »Ähm … vor ein paar Monaten.«
    »Aha? Und was ist passiert?«
    Ich spürte, wie ich feuerrot anlief. Ich schluckte und schob mir mein langes dunkles Haar hinter die Ohren. »Also … ehrlich gesagt … Wir hatten etwas überstürzt beschlossen, zu heiraten, dabei war ich noch gar nicht so weit, und irgendwann wurde mir klar, dass er nicht der Richtige für mich ist.« Ich spürte, wie mir der Schweiß aus allen Poren lief, und ich wusste, die Tränen würden nicht lange auf sich warten lassen. Ich nahm einen Schluck Wasser, aber was ich viel dringender brauchte, war eine Rolle Klebeband für mein unverbesserliches Plappermaul. Mein dämliches, verlogenes Plappermaul.
    »Oh«, sagte Rick.
    »Ja«, sagte ich.
    Schweigen.
    Ich stellte das Glas ab und betrachtete ihn. Wir hatten den Tiefpunkt erreicht.
    Dachte ich jedenfalls.
    Bis mir schlagartig klarwurde, an wen er mich erinnerte. Heiliger Bimbam, warum fiel mir das erst jetzt auf?
    Gut möglich, dass wir uns tatsächlich noch nie zuvor begegnet waren, aber ich wusste nun, warum er mir so bekannt vorkam: Er sah genauso aus wie … mein Vater. Nur zwanzig Jahre jünger und ohne Bierbauch.
    Keuch.
    Ich erhob mich. »Ich geh mir nur kurz die Nase pudern, ja? Bin gleich wieder da.«
    »Äh, kein Problem. Ist alles in Ordnung?«, fragte er besorgt.
    Ich umklammerte die Rückenlehne meines Stuhls. »Ja, alles super, danke.« Ich fuhr mir mit den Fingern durchs Haar und trabte in Richtung Toilette. Dort angekommen, fischte ich mein Handy aus der Handtasche und wählte McKennas Nummer.
    Sie ging beim zweiten Klingeln ran. »Hey, hast du nicht eine Verabredung?«
    »Äh, ja, aber ich bin gerade aufs Klo geflüchtet.«
    Sie lachte. »So schlimm?«
    Ich betrachtete mein Spiegelbild und bedeckte dann mit der freien Hand meine Augen. »Oh, Gott, Mackie, es ist die reinste Katastrophe. Ich bin einfach noch nicht so weit. Und stell dir vor, der Kerl erinnert mich an meinen Vater.«
    »Ist nicht wahr! Im Ernst?«
    »Im Ernst. Und außerdem habe ich entgegen unserer Vereinbarung Aaron erwähnt und hätte um ein Haar angefangen zu heulen. Aber ich schwöre, es war ein Versehen. Hör zu, Mackie, ich muss hier weg. Wie stelle ich das am besten an?«
    »Schenk ihm doch einfach reinen Wein ein.«
    »Was soll ich denn sagen? Ähm, war nett, dich kennenzulernen, aber ich muss jetzt los. Das ist nämlich meine erste Verabredung, seit mich mein Verlobter quasi vor dem Altar hat sitzenlassen, und seither bin ich ein nervliches Wrack; und dass du aussiehst wie mein Dad, macht die Sache übrigens auch nicht besser. Also, danke für die Häppchen und das Bier, und tschüss. «
    Die Frau, die sich neben mir die Hände wusch, lächelte mich mitfühlend an und murmelte »Alles Gute«, als sie den Raum verließ.
    Ich lehnte mich mit der Hüfte an das Waschbecken. »Du hättest mich erleben sollen, Mackie. Ich habe mich da draußen angestellt wie ein Fisch auf dem Trockenen. Ich muss diesem Martyrium dringend ein Ende setzen, nur wie?«
    »Hm … Du könntest behaupten, dass du morgen in aller Herrgottsfrühe einen geschäftlichen Termin hast.«
    »Es ist doch erst acht.«
    »Kopfschmerzen?«
    »Ich bitte dich!«
    »Du hast vergessen, deine Katze zu füttern?«
    »Du bist mir keine große Hilfe.«
    Sie lachte. »Sieht so aus, als müsstest du da jetzt einfach durch.«
    »Was? Das ist dein Rat?«
    »Tut mir leid, Wave, aber mir fällt gerade echt nichts ein. Es sei denn … Du könntest mal wieder behaupten, du hättest dir den Magen verdorben.«
    Ich hob die Augenbrauen. Das war früher meine Standardausrede gewesen. »Hervorragende Idee. Das
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