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Alles auf Anfang Marie - Roman

Alles auf Anfang Marie - Roman

Titel: Alles auf Anfang Marie - Roman
Autoren: Ursula Schroeder
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und suchte vermutlich die Raucherecke) und sammelten den restlichen Verein in der Nähe des Klettergerüstes, ausgestattet mit Plastikbechern, aus denen der Kaffee schaurig schmeckte.
    »Da lob ich mir doch Ihre Sorte«, sagte ich zu Hannes.
    Er nickte. »Ich könnte gern noch zu einer Runde zu mir einladen«, sagte er. »Oder wie ist das weitere Vorgehen geplant?«
    »Es gibt keinen Plan für ein weiteres Vorgehen«, erklärte ich. »Obwohl das schade ist, denn die meisten Familien veranstalten noch ein gemeinsames Mittagessen.«
    »Tja«, sagte er, »es gibt wohl Familien, wo das noch üblich ist.«
    Christoph stellte sich grinsend neben mich. »Guck mal«, sagte er. Es war ihm gelungen, mit seiner Handykamera ein Foto des Schulpflegschaftsvorsitzenden zu machen, bei dem er genau vor einer der Yuccapflanzenstand. Jetzt sah es aus, als ob ihm zwei der Blätter aus den Ohren herauswuchsen. »Dafür habe ich Ewigkeiten gebraucht!«, versicherte er mir. »Der Blödmann hat sich immer wieder bewegt.«
    Wenigstens hatte er was zu tun gehabt in dieser Zeit, auch wenn man den Eindruck haben konnte, er sei nicht wesentlich über das Stadium eines Grundschülers hinausgekommen.
    Ich sah mich nach Henning um. Und stellte fest, dass er ein wenig abseits mit Hannes diskutierte. Zuerst machte ich mir Sorgen, aber das sah überhaupt nicht nach Konflikt aus. Im Gegenteil, es hatte eher den Anschein eines Komplotts, bei dem beide zum Schluss ihre Handys zückten und mit den Telefonen am Ohr über den Schulhof wanderten.
    »Was machen die da?«, fragte ich skeptisch.
    »Keine Ahnung«, sagte Christoph. »Vielleicht sind sie auf Entzug und brauchen ihren stündlichen Börsendaten-Fix.«
    Aber so war es natürlich nicht. Henning kam als Erster zurück. »Wir haben uns überlegt, dass wir auch noch ein bisschen feiern«, sagte er. »Ich habe Pizza bestellt, und Hannes organisiert gerade die Hardware.«
    Ich konnte es kaum fassen. Da hatten diese beiden sich seit Jahrzehnten nicht gesehen, hatten sich gegenseitig vermutlich auch immer misstraut, und jetzt hatten sie nach kürzester Zeit einen gemeinsamen Event organisiert?
    »Genau, die Tische«, hörte ich Hannes kommandieren. »Und ein Dutzend Stühle oder so. Und, Tim, ihr müsst sicher die Frau Nowakowski ein bisschen vorwarnen, klar? Die hat ja keine Ahnung.«
    In diesem Moment öffneten sich die Türen der Pausenhalle, und ein Schwarm von Kindern mit bunten Schultornisternergoss sich auf den Schulhof. Der erste Tag war offiziell überstanden. Wir winkten Maik herbei, um noch mal einen Satz Fotos zu machen und ihn über den weiteren Verlauf der Feierlichkeiten zu informieren.
    Er wand sich ein bisschen. Vermutlich fühlte er sich in unserer Gruppe nicht besonders wohl, aber schließlich war er der einzige leibliche Verwandte. »Los, kommen Sie schon«, sagte ich zu ihm. In diesem Moment war es kaum vorstellbar, dass er mich jemals hatte einschüchtern können. »Wenn Sie meinen«, sagte er, und es klang beinahe, als hätte ich ihn eingeschüchtert. Vielleicht lag es aber auch an der männlichen Verstärkung um mich herum.
    Zunächst mussten wir aber mit allen Schultüten bewaffnet zu unseren Autos zurück. Kevin hatte beschlossen, dass er mit seinem neuen Idol Christoph fahren wollte, und Maik wurde ungefragt gleich miteingeschlossen. Hannes war schon vorgegangen, um möglichst schnell den Aufbau der Festtagstafel zu beaufsichtigen.
    »Lass uns den Mercedes später holen«, schlug Henning mir vor. »Den musste ich so weit weg parken.«
    »Können wir tun«, sagte ich, und er quetschte sich auf den Beifahrersitz meines Minis. »Junge, Junge«, sagte er. »Waren die ersten Schultage unserer Kinder auch so ein Zirkus? Ich kann mich gar nicht erinnern.«
    »Du kannst dich nicht erinnern, weil du nicht dabei warst«, erklärte ich ihm. »Damals war das noch nicht Pflicht. Und nein, so ein Zirkus war es nicht.« Ich hatte tatsächlich eine vierköpfige Familie in einheitlichen T-Shirts gesehen, was bewies, dass Monikas Schwiegertochter nicht übertrieben hatte. Nur Visitenkarten waren bei uns noch nicht angekommen.
    »Ich sprach heute Morgen am Telefon mit einem Kollegen aus Cottbus«, erzählte Henning. »Da werden Einschulungeninzwischen am Wochenende gemacht, damit dafür auch die entfernten Verwandten anreisen können. Der nächste Schritt ist wahrscheinlich, den Schützenplatz zu mieten und eine Trachtenkapelle zu bestellen.«
    »Für Kinder wäre vielleicht ein echter Zirkus
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