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Alles auf Anfang Marie - Roman

Alles auf Anfang Marie - Roman

Titel: Alles auf Anfang Marie - Roman
Autoren: Ursula Schroeder
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sich vor. »Ich soll vorläufig jeden Tag kommen.«
    »Da hast du einen guten Start erwischt«, meinte er begeistert. »Salamipizza?« Galant schob er ihr ein Stück auf den Teller. Dann erklärte er ihr Anlass und Teilnehmer der unkonventionellen Feier, und sie begrüßte uns mit einer unkomplizierten Natürlichkeit.
    »Das finde ich ja toll, dass Sie so spontan alle dabei sind«, sagte Andrea. Sie wandte sich zu Kevin, der gerade mit Gusto sein drittes Stück Pizza attackierte. »Da bist du doch sicher auch ganz froh, was?«
    Kevin nickte mit vollen Backen. »Ich hatte die meisten Männer und die meisten Schultüten von allen Kindern!«, berichtete er.
    »Nicht schlecht«, sagte sie fröhlich. »Und, hast du auch schon Hausaufgaben auf?«
    Wieder nickte er. »Wir sollen ein Bild malen. Was das Schönste an unserem ersten Schultag is.«
    Andrea nickte. »Und was wirst du malen? Deine drei Schultüten?« Offensichtlich hatte sie die schon gesehen,wie sie zusammen hinter Nicole auf einem der Sessel prangten, ein fast schon dekadentes Symbol für Überfluss und geschäftstüchtigen Kitsch.
    »Nää«, sagte Kevin. »Ich male den Tisch.«
    »Welchen Tisch?«
    Er zeigte eifrig auf unsere lange Tafel. »Wir hatten noch nie so einen Tisch. Das is toll, da können alle sitzen und zusammen essen.«
    »Der is auch viel einfacher zu malen«, fügte Nuala hinzu.
    Unwillkürlich musste ich zu Christoph hinübersehen. Ich hätte gern gewusst, was er darüber dachte. Bei uns hatte es nicht nur immer einen Esstisch gegeben, sondern auch die nicht immer so beliebte Regel der gemeinsamen Mahlzeiten. Was für ihn eher eine einschränkende Vorschrift seiner autoritären Eltern gewesen war, bedeutete für Kevin den Höhepunkt eines der wichtigsten Tage in seinem bisherigen Leben.
    Hannes räusperte sich. »Wenn ihr wollt, könnt ihr einen von den beiden Tischen behalten«, sagte er zu Kevin und damit auch ein wenig in Nicoles Richtung. »Ich brauche die so gut wie nie.«
    Kevin strahlte ihn an. »Echt?«
    »Toll!«, sagte Nuala. »Dann kannst du da direkt dein Bild dran malen.«
    »Du darfst da aber auch Hausaufgaben dran machen«, meinte ihr kleiner Bruder großmütig, als sei es sein Privateigentum.
    Ich kramte schnell die Kamera hervor, um auch diesen Teil im Bild festzuhalten. Ich fotografierte den Tisch mit einer bunten Mischung aus Gläsern und Getränken drauf, den Stapel leerer Pizzakartons in der Ecke, Kevin, der pausenlos mampfte, Christoph und Andrea in intensivem Gespräch und noch intensiverem Blickkontakt,Tim und Karlheinz während ihrer Diskussion über die kommende Saison der Bundesliga, Henning mit seinem letzten Schluck Lambrusco, Hannes, der sich bequem zurückgelehnt hatte, Nicole und ihren manchmal etwas ungläubigen Blick auf die Tischgesellschaft, Maik, der sich Kevins neues Klassenfreunde-Buch ansah. Gestern noch hatte ich in einer Werbung ein Angebot für eines dieser Fotobücher gesehen, die man selbst mit seinen digitalen Bildern zusammenstellen kann, und in mir reifte der Plan, nach unserer Reise so ein Buch für alle Beteiligten zu erstellen. Dermaßen inspiriert, sah ich mich nach weiteren Motiven um.
    Und so gelang mir auch ein Schnappschuss von Gonzalez’ überraschtem Gesicht, als er ahnungslos zur Tür hereinspaziert kam. »Was is denn hier los?«
    »Setz dich schnell«, lud Kevin ihn ein. »Das is jetz unser Tisch. Und es is noch ganz viel Pizza da.«
    Das ließ Gonzalez sich nicht zweimal sagen. Er zog sein Sweatshirt aus, so dass wir alle sein Schalke-Trikot bewundern konnten, und hebelte sich ein besonders großes Stück Pizza auf einen Teller.
    »Zieh das Trikot lieber aus«, riet ihm Nicole besorgt. »Sonst machst du dir da Flecken drauf.«
    »Ich bin ganz vorsichtig«, versicherte er ihr, ließ sich aber vorsichtshalber doch eine Serviette in den Kragen stecken.
    »Versau es dir ruhig«, brummte Maik. »So ein Scheißkack-Verein.«
    »Gar nich«, sagte Gonzalez. »Dieses Jahr werden wir Meister!« Dann sah er sich in der Runde um und entdeckte ein paar unbekannte Gesichter. »Wer sind die denn?«
    »Ich bin der Christoph«, sagte mein Sohn. »Wir haben telefoniert. Ich hab dich Speedy genannt.«
    Gonzalez nickte. »Du warst das? Und warum Speedy?«
    Christoph war erschüttert. »Du kennst Speedy Gonzalez nicht? Die schnellste Maus von Mexiko?«
    »Oh, die heißt ja wie ich«, stellte er fest. »Speedy. Das is gut. Ich sag denen in meiner Klasse, die sollen mich Speedy nennen. Das is cool, wenn
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