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Alles auf Anfang Marie - Roman

Alles auf Anfang Marie - Roman

Titel: Alles auf Anfang Marie - Roman
Autoren: Ursula Schroeder
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Karlheinz nach allgemeiner Beratung ein windschiefes Schränkchen abbauten und im Flur wieder aufstellten. Sonst hörte ich aber wenig von ihm. So wirkte er schon beinahe erträglich.
    Henning und Hannes kamen mit den Getränken, dann platzierten wir uns alle um den Tisch. Wir hatten Nicoleauf ihrer Couch sozusagen als Gallionsfigur ganz oben angeordnet, bevor sich die beiden geliehenen Tische als lange Tafel anschlossen. Kevin betrachtete das Ganze wohlwollend. »Das wird eine richtige Feier!«, strahlte er. Ich musste ihm zustimmen, auch wenn meine Freundin Monika das sicher anders gesehen hätte, ganz ohne bunte Deko und Himbeer-Sahne mit Marzipan-Schultüten.
    Stattdessen kam der Pizzabote und stapelte zu Kevins großem Vergnügen einen großen Turm von Schachteln auf dem Tisch auf. Henning ging diskret mit ihm vor die Tür und regelte das Finanzielle. Weil wir so einen dicken Auftrag erteilt hatten, hatte der Chef eine kostenlose Literflasche Lambrusco mitgegeben, die Maik mit Wohlgefallen betrachtete.
    Zufrieden kam Henning zurück, zog sein Sakko aus und hängte es über die Stuhllehne neben mir. »So gesehen ist das die preiswerteste Feier, die ich seit langem organisiert habe«, sagte er.
    Die Pizzakartons auf dem Tisch verströmten angenehme Aromen. Alle warfen begehrliche Blicke, aber keiner traute sich, etwas zu nehmen. Ich verteilte Lambrusco an alle Erwachsenen außer Nicole, die das mit Bedauern registrierte, und gönnte Kevin ein großes Glas Cola. Inzwischen war auch Nuala wieder angelandet und hatte sich begeistert dazugesellt, nun fehlte nur noch Gonzalez, aber natürlich wusste keiner, wie lange er Schule hatte.
    »Können wir jetzt essen?«, drückte Kevin schließlich das aus, was alle dachten.
    Henning und ich sahen uns an. »Da ich mit knappem Vorsprung vor Hannes wohl der Älteste bin«, sagte er, »erlaube ich mir hiermit, die Tafel zu eröffnen. Wenn jeder etwas zu trinken hat, erheben wir jetzt unsere Gläser auf Kevin, der heute seinen ersten Schultag hatte, undwünschen ihm alles Gute, viele erfolgreiche Schuljahre und vor allem Spaß am Lernen.«
    »Das hast du schön gesagt«, meinte Hannes ihm gegenüber.
    Ich holte einen Pfannenheber und begann, Pizzaachtel auf Teller zu laden und weiterzureichen. Zum Glück hatte Henning auf komplizierte Belagvarianten verzichtet, nur die Vorspeisen, die er sehr liebt, waren teilweise erklärungsbedürftig. »Rohes Rindfleisch? Thunfisch mit Kapern? Auberginen?« Mehrere Gesichter verzogen sich und wurden in heftiger Verneinung geschüttelt. Die restlichen Esser störte das nicht, so blieb umso mehr für sie übrig.
    Schließlich waren alle Anwesenden versorgt und verzehrten ihre Pizzastücke auf so unterschiedliche Weise, dass man dafür fast eine Punktwertung hätte einführen können, vom raupenartigen Einfahren bis zum vorsichtigen Zerstückeln. Insgesamt herrschte eine Art andächtiger Ruhe, bis der erste Hunger gestillt war.
    Mitten in diese Phase hinein klopfte es an der Tür. Das konnte nicht Gonzalez sein, der würde einfach in den Raum stürzen. Also rief ich einladend »Herein!«, und die Tür öffnete sich, um den Blick auf ein ausgesprochen hübsches junges Mädchen freizugeben, das uns jetzt verblüfft anstarrte. Mit so vielen Leuten an einem langen Tisch war hinter dieser Stahltür nicht zu rechnen gewesen.
    »Bin ich hier falsch?«, fragte sie verunsichert. »Ich wollte zu Frau Nowakowski.«
    »Da sind Sie ganz richtig«, sagte Hannes mit der freundlichsten Stimme, die ich je an ihm gehört hatte. »Kommen Sie rein und setzen Sie sich dazu.«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie zögernd. »Es sieht so aus, als ob ich gerade in eine Familienfeier reinplatze. Davon hatte ich keine Ahnung. Herr Möhling sagte   …«
    »Herr Möhling?«, wiederholte ich verblüfft. »Sind Sie vom Sozialamt?«
    »Ich bin die neue SPFH«, erklärte sie.
    »Na, dann gehören Sie auf jeden Fall dazu!«, sagte ich lachend. »Setzen Sie sich doch und essen Sie was mit.«
    »Hier ist noch Platz«, sagte Christoph eilfertig und rückte einen freien Stuhl neben sich. Auweia, dachte ich. Hoffentlich rief Jana rechtzeitig wieder an, sonst würde unter Umständen in Münster mittelfristig ein Zimmer frei.
    Henning beugte sich zu mir. »Was ist denn eine SPFH?«
    »Sozialpädagogische Familienhilfe«, klärte ich ihn auf. »Da ist offensichtlich jemand fix tätig geworden.«
    Die hübsche junge Frau nahm Christophs Angebot gern an. »Ich bin die Andrea«, stellte sie
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