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Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Titel: Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
Autoren: Raymond Feist
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Heimkehr
    Im Wirtshaus war es still.
    Jahrelang hatte Ruß die Wände gedunkelt, die jetzt das Licht der Laternen nur schwach zurückwarfen. Das niedergebrannte Feuer im Kamin spendete eine kärgliche Wärme und, aus der Haltung derjenigen zu schließen, die sich ihren Platz genau davor gewählt hatten, noch weniger Trost. Im Gegensatz zu den meisten Wirtshäusern sonst war die Stimmung hier fast trübsinnig. In dunklen Ecken unterhielten sich Männer mit gedämpften Stimmen und besprachen Dinge, die nur für eingeweihte Ohren bestimmt waren. Unterbrochen wurde diese Stille nur durch das gelegentliche zustimmende Grunzen auf einen geflüsterten Vorschlag oder durch das schrille Gelächter einer Frau von käuflicher Tugend. Die Mehrheit der Stammgäste des »Schlafenden Schauermanns« sah allerdings gebannt dem Spiel zu.
    Das Spiel hieß Pokiir , war im Kaiserreich Groß-Kesh weit verbreitet und fand mittlerweile auch bei den Spielern in den Gasthäusern und Schenken im westlichen Teil des Königreiches mehr Anklang als Lin-Lan und Pashawa . Einer der Spieler hielt seine fünf Karten vor sich und hatte die Augen vor Aufmerksamkeit zusammengekniffen. Als Soldat außer Dienst achtete er wachsam auf jedes Anzeichen von Ärger, und Ärger würde es bald geben. Der Soldat schien eingehend seine Karten zu betrachten, während er sich jedoch insgeheim die fünf Männer genau ansah, mit denen er spielte.
    Die beiden zu seiner Linken waren rauhe Kerle. Beide waren sonnengebräunt, ihre Hände waren schwielig, und über ihre hageren, doch muskulösen Körper hingen lockere, verschlossene Leinenhemden und Baumwollhosen. Keiner von ihnen trug Stiefel oder auch nur Sandalen, und mit Sicherheit waren sie Seeleute, die auf die nächste Heuer warteten. Gewöhnlich verspielten solche Männer ihr Geld sehr rasch und mußten wieder zur See fahren, doch so, wie sie ihre Einsätze gemacht hatten, arbeiteten diese beiden für den Mann an seiner Rechten, da war sich der Soldat sicher.

    Dieser Mann saß geduldig da und wartete, ob der Soldat mitgehen oder die Karten hinschmeißen würde und damit die Chance verspielte, sich drei neue Karten zu kaufen. Der Soldat hatte diesen Typ Mann schon viele Male gesehen: der Sohn eines reichen Kaufmanns oder einer der jüngeren Söhne eines niedrigen Adligen, der zuviel Zeit und zuwenig Verstand hatte. Er war nach dem letzten Schrei der Mode in Krondor gekleidet und trug wie die meisten anderen jungen Männer der Stadt eine kurze, hochgekrempelte Kniebundhose, deren Hosenbein verschnürt war und sich über der Wade aufblähte. Sein einfaches weißes Hemd war mit Perlen und Halbedelsteinen bestickt, und seine Jacke war nach dem neuesten Schnitt aus grellem gelbem Stoff geschneidert und an Manschetten und Kragen mit silbernem Brokat besetzt. Ein typischer Dandy also.
    Und der rodesischen Slamanca nach, die locker von seinem Gehenk hing, ein gefährlicher Mann dazu. Dieses Schwert wurde nur von Meistern benutzt, oder von Leuten, die einen raschen Tod suchten. In den Händen eines Könners war die Slamanca jedenfalls eine zu fürchtende Waffe, in den Händen eines Unerfahrenen grenzte ihr Gebrauch an Selbstmord.
    Der Mann hatte wahrscheinlich große Summen verloren und versuchte sie nun durch Falschspielerei wiederzugewinnen. Der eine oder andere der Seeleute gewann gelegentlich das eine oder andere Spiel, doch der Soldat war sich sicher, dies geschah lediglich, um jeden Verdacht auszuräumen, der auf den jungen Dandy fallen könnte. Der Soldat seufzte, als könnte er sich nicht entscheiden. Die anderen beiden Spieler warteten geduldig, bis er sein Spiel machte.
    Sie waren Zwillingsbrüder, groß – gute ein Meter neunzig, schätzte er – und einander in der Erscheinung sehr ähnlich. Beide trugen Rapiere, für die das gleiche galt wie für Slamancas: entweder war man ein Könner oder ein Narr. Seit Prinz Arutha vor zwanzig Jahren den Thron bestiegen hatte, wählten meist jene Männer ein Rapier, denen es eher um die Mode als ums Überleben ging. Doch diese beiden wirkten nicht so, als betrachteten sie ihre Waffen als Spielzeuge, mit denen man protzen konnte. Sie waren wie gewöhnliche Söldner gekleidet, und so wie sie aussahen, gerade von einer Reise als Karawanenwächter zurückgekehrt. In ihren Röcken und Lederwesten hing noch immer der Staub, und ihre Haare waren ein wenig verfilzt. Beide hatten eine Rasur nötig. Doch während ihre Kleidung gewöhnlich und schmutzig war, hatten sie ihre Rüstung
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