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Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes

Titel: Midkemia Saga 05 - Gefährten des Blutes
Autoren: Raymond Feist
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von Krondor, Feldmarschall des westlichen Reiches und Erbe des Throns des Königreichs der Inseln, hielt Hof, saß in stiller Aufmerksamkeit da und folgte den Geschäften, die ihm vorgetragen wurden. Als junger Mann war er schlank gewesen, und auch jetzt hatte er keineswegs an Umfang zugenommen, wie man es gemeinhin von Menschen mittleren Alters erwartete. Eher waren seine Züge noch härter geworden, kantiger, hatten jene Weichheit verloren, die die Jugend seiner hochaufgeschossenen Erscheinung verliehen hatte. Sein Haar war immer noch dunkel, nach zwanzig Jahren der Herrschaft über Krondor und den Westen war es jedoch schon ein wenig grau meliert. Seine Reflexe waren im Laufe der Zeit nur wenig langsamer geworden, und er galt weiterhin als einer der besten Fechter im Königreich, obwohl er selten einen Anlaß erhielt, seine Fähigkeiten mit dem Rapier unter Beweis zu stellen. Er hatte die dunkelbraunen Augen zusammengekniffen, und diesem Blick schien – so glaubten jedenfalls viele der Untergebenen des Prinzen – nichts zu entgehen. Nachdenklich, manchmal gar grüblerisch, war er ein brillanter militärischer Führer. Diesen Ruf hatte er sich während des neun Jahre dauernden Spaltkrieges erworben, der ein Jahr vor der Geburt der Zwillinge beendet worden war. Damals hatte er, selbst kaum älter als seine Söhne heute, den Befehl über die Garnison von Crydee übernommen, die Burg seiner Familie.
    Er wurde als harter, aber gerechter Herrscher betrachtet, der, ohne zu zögern, strenge Urteile erließ, wenn ein Verbrechen nachgewiesen worden war, und dennoch oft den Bitten seiner Frau, Prinzessin Anita, nachgab und Milde walten ließ. Und dieses Vorgehen war für die Verwaltung des westlichen Reiches kennzeichnender als alles andere: harte, strenge, unparteiische Gerechtigkeit, die von Gnade gemäßigt wurde. Derweil man Arutha selten ein offenes Loblied darbrachte, wurde er doch geachtet und geehrt, und seine Gemahlin wurde von ihren Untertanen aufs Innigste geliebt.
    Anita saß schweigend auf ihrem Thron, und ihre grünen Augen blickten ins Leere. Ihr fürstliches Auftreten verbarg die Sorge um ihre Söhne vor den Leuten, abgesehen von denen, die sie besser kannten. Ihr Gemahl hatte angeordnet, die Jungen am Morgen in den großen Saal zu bringen, wenn er dort Hof hielt, anstatt sie noch in der vergangenen Nacht in die privaten Gemächer ihrer Eltern kommen zu lassen, und diese Anordnung verriet sein äußerstes Mißfallen.
    Anita zwang sich, der Rede zu folgen, die eines der Mitglieder der Webergilde an sie richtete; es gehörte zu ihren Pflichten, den Bitten und Eingaben bei Audienzen ihr Gehör zu schenken. Die anderen Mitglieder der fürstlichen Familie waren für gewöhnlich morgens nicht anwesend, wenn Hof gehalten wurde, aber weil die Zwillinge von ihrem Dienst an der Grenze bei Hohe Burg zurückgekehrt waren, war daraus heute eine Art Familientreffen geworden.
    Prinzessin Elena stand neben ihrer Mutter. Sie sah wie eine gelungene Mischung zwischen ihren Eltern aus, besaß das rot-braune Haar und die helle Haut ihrer Mutter und die dunklen, klugen Augen ihres Vaters. Während Borric und Erland von den Verwandten der fürstlichen Familie oft eine große Ähnlichkeit mit ihrem Onkel, dem König, nachgesagt wurde, verglich man Elena häufig mit ihrer Tante, der Baronin Carline von Salador. Und Arutha hatte selbst ein ums andere Mal festgestellt, wie sehr sie Carline in ihrer Art ähnelte.
    Prinz Nicholas, der jüngste Sohn von Arutha und Anita, hatte es vermieden, sich neben seine Schwester zu stellen, wo er sich im Blickfeld seines Vaters befand. Statt dessen stand er hinter dem Thron seiner Mutter, wo ihn sein Vater nicht im Auge hatte. Die Tür zu den fürstlichen Gemächern war vor den Anwesenden verborgen; um zu ihr zu gelangen, mußte man drei Stufen hinuntersteigen. Dort hatten die vier Kinder früher immer auf der untersten Stufe gehockt und das atemberaubende Gefühl genossen, den Vater beim Hofhalten zu belauschen. Nicky wartete auf die Ankunft seiner Brüder.
    Anita sah sich um, weil sie plötzlich spürte, daß sich ihr Kind an einem Ort befand, an dem es sich nicht aufhalten sollte. Sie entdeckte Nicholas, der unten an der Tür wartete, und bedeutete ihm mit einem Wink, er solle näher zu ihr kommen. Nicky hatte Borric und Erland immer hoch verehrt, auch wenn sie nie besonders viel Zeit für den Jungen übrig gehabt und ihn andauernd geärgert hatten. Sie konnten einfach nichts mit ihrem kleinen
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