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Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte

Titel: Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte
Autoren: Jeff Strand
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vielleicht dünnste Erstklässler der Chamber Elementary School war, aber schwesterliche Beleidigungen benötigen nicht zwingend eine logische Grundlage.
    »Doch, bist du wohl. Du bist ein großes, grunzendes Schwein.« Theresa stieß erstaunlich lebensechte Grunzlaute in seine Richtung aus. Kyle grunzte zurück. Es war ein Konzert, wie ich es noch nicht erlebt hatte.
    »Wenn ich noch ein einziges Grunzen höre, könnt ihr das Eis vergessen.« Ich erhob die Stimme zum Modus des sehr strengen Vaters. »Ich muss los, also bitte seid artig.«
    Theresas Miene wurde ernst. »Ich werde brav sein, Daddy. Das war nur Spaß.«
    »Danke. Das wollte Daddy hören. Und jetzt gebt mir einen Kuss.«
    Nachdem ich die Kinder bei Roger abgegeben hatte, fuhr ich von der Siedlung los und bog zehn Minuten später in die Webster Street. Sie gehört zu den gepflegteren Gegenden in Chamber. Chamber wiederum zählt zu den gepflegteren Ortschaften Floridas und hat etwa fünfunddreißigtausend Einwohner.
    Es gibt einige anständige Kinos, einen Buchladen, dessen Besitzer mir Bescheid gibt, wenn ein neuer Band meines Lieblingscomics erscheint, nette Schulen, nette Parks, nette Restaurants und einen Kerl, der unvergessliche Fernsehzitate vor sich hin murmelt, während er durch die Straßen wandert und arglosen Kraftfahrern den Stinkefinger zeigt. Jemand, der sich mit dem Gedanken trägt, an einen anderen Ort zu siedeln, könnte es weit schlimmer treffen.
    Als ich am Anwesen von Mr. Ballard vorbeifuhr, fiel mir auf, dass nur ein roter Pontiac Grand Prix in der Auffahrt parkte. Demnach war das Hurenmobil – wie Mrs. Ballard es liebevoll bezeichnete – noch nicht eingetroffen, was es wohl erst in fünfzehn Minuten tun würde, wenn seine Geliebte den Zeitplan ihrer Stelldicheins während der Mittagspause einhielt.
    Ich fuhr vier Blocks weiter und stellte mein Auto am Ende der Straße ab. Ich hatte es vor ein paar Jahren gekauft, und abgesehen davon, dass es grau, kastenförmig, vorne verbeult und kein Cabrio war, eine rund drei Zentimeter hohe Schicht aus Bonbonpapier den Boden bedeckte und im Dreck der Heckscheibe ›Wasch mich!‹ geschrieben stand, entsprach es genau dem schnittigen, schwarzen Cabrio, dass ich mir im College immer gewünscht hatte.
    Ich ergriff Helens Videokamera, stieg aus und lief durch Hinterhöfe los, bis ich hinter dem Haus der Ballards stand. Im Garten wuchsen einige Bäume. Auf einem davon befand sich ein Baumhaus, das aussah, als könnte ich es zum Absturz bringen, indem ich es anspuckte. Laut Mrs. Ballard hätte ich von diesem Baumhaus aus perfekte Sicht auf das Schlafzimmerfenster, hinter dem sich die außerehelichen Eskapaden abspielen würden.
    Ich sah mich um, weil ich mich vergewissern wollte, dass mich niemand beobachtete, dann hängte ich mir den Kamerariemen um den Hals und erklomm die wackelige Leiter. Das Baumhaus war mit Comics, Limonadendosen und einer in Handarbeit ihrer Gliedmaßen beraubten Barbiepuppe gut ausgestattet. Ich wandte die Aufmerksamkeit dem Schlafzimmerfenster zu, blickte durch das Objektiv des Camcorders und stellte fest, dass ich in der Tat einen großartigen Sitzplatz für die Show hatte, solange die Darsteller nicht die Vorhänge zuzögen.
    Etwa um viertel nach zwölf hörte ich, wie ein Auto in die Auffahrt bog. Rund zwei Minuten später sah ich, wie Mr. Ballard mit einer gewissen – Zitat Mrs. Ballard – ›ruchlosen, hinterhältigen, silikonsüchtigen Schlampe‹, die bereits halb nackt war, ins Schlafzimmer stürmte. Ich begann, das Geschehen aufzuzeichnen, und fühlte mich dabei wie ein Amateurpornoproduzent. Was ich als gar nicht so übel empfand.
    Im Nu befanden sie sich auf dem Bett und beschlossen, mir die Arbeit zu erleichtern, indem sie auf der Decke blieben. Binnen der Zeit, die ich brauche, um die Schuhe abzustreifen, waren sie bereits voll zugange.
Großer Gott
, und wie! Die dabei gezeigten akrobatischen Leistungen waren atemberaubend, und beide erwiesen sich als ungemein gelenkig. Ich konnte kaum glauben, dass es menschliche Körper waren, die diese Wunder an Biegsamkeit vollbrachten – die Darbietung glich einer Mischung aus Aktionskunst und Freakshow.
    Ich bin körperlich immer in recht guter Verfassung gewesen, aber durch diese Aufführung fühlte ich mich beklagenswert unzulänglich, wie ein sexueller Kretin. Vielleicht würde ich mir auf dem Weg nach Hause etwas Literatur zu dem Thema besorgen.
    Das Problem war, dass ich, während ich mit offenem Mund die
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