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Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte

Titel: Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte
Autoren: Jeff Strand
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wieder sehen. Du lässt Jake gefälligst in Ruhe. Er hat schon genug Probleme mit seinem frigiden Weib. Wenn wir dich noch mal erwischen, amputieren wir dir die Beine mit einem Löffel. Verstanden?«
    Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, wie man jemandem die Beine mit einem Löffel amputieren wollte, nickte aber trotzdem. Er schlug mir noch einmal ins Gesicht, um zu beweisen, dass er es konnte, dann teilte er mir mit, dass es mir gestattet sei zu gehen.
    Ich kehrte zum Wagen zurück, ohne federnden Schritt im Gang und ohne Lied im Herzen. Das Geld für diesen Auftrag hatte ich wirklich gebraucht, und nicht nur wegen meines kleinen unversicherten Autounfalls. Wir würden nicht unbedingt auf der Straße landen. Helen war geprüfte Krankenpflegerin, und ihr Gehalt deckte den Großteil der Rechnungen. Aber während sie meine Entscheidung halb unterstützte, die Arbeit als Bürogehilfe aufzugeben und zu versuchen, ohne richtigen Job Geld zu verdienen, würde ihre halbe Unterstützung nicht mehr lange währen, wenn ich weiterhin wenig bis gar nichts an Einkommen nach Hause brächte.
    Ich fuhr zurück zu Rogers Wohnung und klingelte an der Tür. »Daddy! Was ist denn passiert?«, fragte Theresa, als sie die Tür öffnete.
    »Nichts, Liebling. Daddy ist bloß von einem Baum gefallen.«
    »Geht es dir gut? Musst du zu Mommy ins Krankenhaus?«
    »Nein, nein, ich glaube, das wäre keine besonders gute Idee. Alles, was Daddy im Augenblick braucht, ist ein Kuss.«
    Ich bekam Küsse von meinen beiden Kindern, dazu noch eine schmerzliche Umarmung von Theresa, und war Manns genug, nicht aufzukreischen.
    »Ich komme gleich«, rief Roger aus der Bibliothek, die zugleich als Badezimmer diente.
    »Lass dir Zeit, wir müssen los«, gab ich zurück. »Wir sehen uns.« Vorzugsweise, nachdem mein Gesicht verheilt wäre, damit er mir nicht mit dummen Sprüchen darüber kommen könnte, dass ich bei dem Kampf abgeschlagener Vierter geworden war.
    »Wo ist die Filmkamera?«, fragte Kyle, als wir ins Auto stiegen.
    »In alle Winde verstreut. Mach dir keine Gedanken darum. Also, wer will ein Eis?«
    * * *
    Helen kam gegen zehn nach Hause, während ich gerade im Schlafzimmer saß und einen Horrorroman mit dem Titel
Wessen Herz steckt in meinem Popcorn?
las. Die Charakterzeichnung war etwas mau, aber Junge, Junge, konnte diese Frau Zerstückelungen beschreiben.
    »Hi«, sagte ich. »Wie war‘s bei der Arbeit?«
    »Bei der Arbeit war alles in Ordnung«, erwiderte Helen und blieb an der Tür stehen. Sie ist eine kleine Frau, kaum einen Meter sechzig, und sie hat glattes, braunes Haar sowie eine Unmenge Sommersprossen. Ihre dicke Brille verleiht ihr ein bücherwurmartiges, fast eulenhaftes Aussehen, das in keiner Weise die Gesinnung preisgibt, die durch ihre Seele pulsiert und die da lautet:
Sich mit mir anzulegen, ist eine sehr, sehr schlechte Idee
.
    »Das ist gut. Mein Tag war auch okay.«
    »Freut mich zu hören. Hat der riesige blaue Fleck in deinem Gesicht einen besonderen Grund?«
    Ich klappte das Buch zu. »Oh, ist davon etwas zurückgeblieben?«
    Helen verschränkte die Arme vor der Brust. Verdammt. Kein gutes Zeichen. Ich würde mir rasch etwas einfallen lassen müssen, wenn ich davonkommen wollte, ohne
den Blick
zu sehen.
    »Schätzchen, normalerweise wäre das Erste, was ich tue, wenn ich nach Hause kommen und meinen Mann mit einem riesigen, hässlichen Bluterguss im Gesicht sehe, zu ihm zu eilen, ihn zu umarmen und zu fragen, was ich tun kann, damit es ihm besser geht.«
    Helen verlagerte leicht das Gewicht, und ich wusste, dass ich
den Blick
abbekommen würde. Ich wusste es.
    »Allerdings habe ich im ersten Moment, in dem ich dich sah, gemerkt, dass du dich wegen etwas schuldig fühlst, und du weißt verdammt genau, dass du einen grässlichen Bluterguss hast. Also was ist passiert?«
    »Es war gar nichts, wirklich«, beteuerte ich und krümmte mich sofort innerlich. Fehler! Fehler! Eine solche Äußerung kam einer Garantie dafür gleich,
den Blick
zu erhalten. Mein Schicksal war besiegelt.
    Helen runzelte die Stirn, und ja, sie bedachte mich mit
dem Blick
. Es war ein entsetzlicher Blick, einer, aus dem zweierlei zugleich sprach: ›Ich weiß haargenau, dass du lügst, Andrew R. Mayhem‹ und ›Es wird nicht den geringsten Sex geben, bis du mir die Wahrheit sagst‹.
    »Andrew, was ist passiert?«
    »Es war bloß ein Schlag«, antwortete ich und stand auf.
    »Na ja, zwei Schläge. Aber nichts, worüber man sich aufregen
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