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Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte

Titel: Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte
Autoren: Jeff Strand
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stellte sich mit beiden Beinen auf die Kettensäge, umfasste den Seilzug mit kräftigem Griff, riss tüchtig daran, stieß ein außergewöhnlich unanständiges Wort aus und landete herzhaft auf dem Hinterteil. Der große Irre war zu wütend, um etwas ausgesprochen Lustiges zu erkennen, wenn er es sah, und ging dazu über, seinem Partner in die Seite zu treten.
    Er ergriff die Kettensäge und riss am Seilzug. Der Motor erwachte brüllend zum Leben, und ich ertappte mich dabei, wenig heldenhafte, grenzfeminine Laute von mir zu geben, als er auf mich zukam. Ich kämpfte weiter gegen die Fesseln an und stellte plötzlich fest, dass ich mein linkes Handgelenk etwas weiter drehen konnte als zuvor. Trotz dieser Erkenntnis war ich völlig am Arsch, aber man muss sich über die kleinen Siege im Leben freuen.
    Wenige Zentimeter über meiner linken Schulter setzte der Irre das Blatt der Kettensäge an und sagte etwas überaus Dramatisches, das ich wegen des Motorlärms nicht hören konnte.
    »Was?«, fragte ich.
    Er wiederholte es lauter, trotzdem konnte ich ihn immer noch nicht verstehen. Ich bin zwar recht gut im Lippenlesen, aber deutliche Aussprache gehörte ebenso wenig zu seinen Stärken wie die Gabe, seinen Speichel im Mund zu behalten.
    Frustriert schüttelte der große Irre den Kopf. Einen Augenblick gestattete ich mir zu glauben, er könnte so sensationell, spektakulär, unfassbar dämlich sein, die Kettensäge auszuschalten, um sich Gehör zu verschaffen. War er nicht und tat er nicht. Stattdessen senkte er das Blatt auf meine Schulter zu.
    Das Gebrüll der laufenden Kettensäge schlug abrupt in das Stottern einer sterbenden Kettensäge um, unmittelbar gefolgt von der Stille einer toten Kettensäge. Der große Irre starrte die Maschine einen Moment lang an, dann berührte er mit dem Blatt trotzdem meine Schulter. Es tat sich nicht viel. Er brüllte eine eher verwirrende Variante des wohl geläufigsten Fäkalworts, ehe er die Kettensäge quer durch die Garage an die Wand schleuderte.
    »Du Idiot!«, schrie sein Partner und eilte hinüber, um die Maschine aufzuheben. »Maggie macht mir die Hölle heiß, wenn ich das Feuerholz nicht bis heute Abend geschnitten habe.«
    »Wer, zum Teufel, schneidet in Florida Feuerholz?«, wollte der große Irre wissen.
    »Wir haben Dezember …«
    »Draußen hat es zwanzig Grad!«
    »Maggie hat es gern warm im Haus.«
    »Maggie ist eine fette Kuh!«
    »Was hat das damit zu tun, ob man es gern warm im Haus hat? Warum sagst du immer Dinge, die nichts mit dem zu tun haben, wovon wir reden? Das machst du ständig. Ständig, ständig, ständig! Ich sollte mal mit der Kettensäge über dein Gesicht gehen.«
    Ich stellte fest, dass ich mein linkes Handgelenk mittlerweile noch weiter drehen konnte. Wenn sie die nächsten drei oder vier Stunden weiterstritten, wäre ich frei.
    Der große Irre schloss die Augen und holte mehrmals tief Luft. »Wir müssen uns konzentrieren«, sagte er und öffnete die Augen wieder. »Sammeln wir uns und besinnen uns auf unser Vorhaben. Wir sind nicht hier, um miteinander zu streiten. Wir sind hier, um ihn umzubringen. Also lass es uns tun.«
    Er ging zu einem Regal und ergriff einen äußerst großen Bohrer. Ich bin wahrlich kein Experte, aber dieser sah mehr als ausreichend aus, um ein Loch in meinen Kopf zu zaubern. Ich hoffte, er würde den Weg der Kettensäge einschlagen, doch ein kurzer Druck auf einen Knopf genügte, und der Bohrer begann auf bedrohliche Weise zu surren, die zu sagen schien: ›Dein Schädel ist Geschichte.‹
    Ich wiederholte die Variante des Fäkalworts, was in einer Gesinnung blanken Grauens durchaus sinnvoll erschien. Und irgendwie war es mir gelungen, mein Handgelenk in eine Position zu verrenken, in der ich es überhaupt nicht mehr bewegen konnte. Mit meiner Moral stand es nicht zum Besten.
    Der kleine Irre lachte, hob die Kettensäge auf und ging zu seinem Kumpel.
    »Also schön, ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor«, sagte ich, als der Große den Bohrer langsam auf mein Gesicht zuführte. Offensichtlich schätzte er die feine Kunst der Spannung.
    »Was ist mit der Erklärung?«, fragte der kleine Irre.
    »Vergiss die Erklärung. Machen wir ihn einfach alle.«
    »Nein, nein«, widersprach ich. »Ich bin schrecklich neugierig auf diese Erklärung. Wenn Sie sich die Mühe gemacht haben, eine zu verfassen, scheint es mir eine Verschwendung zu sein, sie nicht …«
    »Halt’s Maul«, forderte mich der große Irre auf und kam
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