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Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte

Titel: Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte
Autoren: Jeff Strand
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erblickte den kleinen Irren, der mit nach wie vor blutendem Bein auf mich zuhumpelte.
    Er trug einen Betonblock der Art, wie man sie beim Bau von Gebäuden einsetzen konnte, als elegantes Möbelstück für Studentenbuden und zum Fallenlassen auf die Köpfe von Leuten.
    Obwohl ich zwei Hände und einen Fuß frei hatte, würde es mir nie und nimmer gelingen, den Rest meiner selbst zu befreien, bevor er in Reichweite gelangte, um den Betonblock fallen zu lassen. Ich zerrte am Seilzug der Kettensäge.
    Er riss ab.
    Das war zweifellos schlecht, doch ich hatte schon in einer brenzligeren Lage als dieser gesteckt und sie lebendig überstanden. Nicht
sehr
lebendig, aber immerhin. Und obwohl Kettensägen nicht für ihre aerodynamischen Eigenschaften bekannt sind, war ich gewillt, einen Wurf zu versuchen.
    Ich schleuderte sie in seine Richtung – sie kam ihm nicht einmal nahe.
    Allerdings war der kleine Irre kurz zuvor von derselben Säge übel zugerichtet worden, und obwohl es gemessen an jeder Norm ein ziemlich mitleiderregender Wurf war, wich er einen überhasteten Schritt zurück. Nur einen kleinen, doch der genügte, um mit dem Fuß in die Blutspur zu treten, die er hinter sich herzog.
    Er rutschte aus und fiel, recht ähnlich wie zuvor, als er versucht hatte, die Kettensäge anzulassen. Nur hatte er zuvor keinen Betonblock gehalten. Er landete auf dem Boden, und der Betonblock wiederum auf ihm. Ich werde nicht verraten, wo. Krümmen Sie sich einfach an seiner statt und seien Sie froh, dass Sie es nicht gesehen haben. Er kreischte ein paar Mal, dann verlor er das Bewusstsein.
    Ich mochte den kleinen Irren nicht besonders, dennoch standen mir Tränen in den Augen, als ich mich wieder dem Lösen meiner Fesseln zuwandte. Den großen Irren hörte ich leise wimmern, aber er schien es nicht mehr auf mich abgesehen zu haben.
    Die Garagentür flog auf, und zwei vertraute Gestalten stürmten mit gezückten Revolvern herein.
    Es waren die Sergeants Tony und Bruce Frenkle. Die beiden waren eineiige Zwillinge, wenngleich man Tony an einem kleinen Leberfleck über der linken Augenbraue erkennen konnte.
    »Keine Bewegung!«, rief einer der beiden – ich befand mich zu weit entfernt, um den Leberfleck zu sehen. »Niemand … äh … rührt sich …« Sie bewegten sich weiter herein und sahen sich in der Garage um.
    »Wow, Andrew, die haben Sie ja ziemlich übel zuge… Oh, großer Gott im Himmel, was ist denn mit diesem Betonblock passiert?«
    »Was ist bloß los mit euch?«, verlangte ich zu erfahren. »Warum könnt ihr nicht einmal auftauchen,
bevor
die Situation geklärt ist? Wie macht ihr das überhaupt? Hockt ihr draußen und wartet, bis alles paletti ist? Ich hätte beinah einen Bohrer in den Rücken bekommen! Habt ihr je beinah einen Bohrer in den Rücken bekommen? Ich wette, das habt ihr nicht, oder?«
    »Ruhig Blut, Andrew.« Tony kauerte sich hin, um mir zu helfen, die restlichen Fesseln zu lösen, während Bruce seine Handschellen hervorholte und sich um den großen Irren kümmerte. »Es war nicht einfach, Sie hier zu finden. Wir mussten …«
    »Ist mir schnurzpiepegal«, fiel ich ihm ins Wort. »Binden Sie mich einfach los.«
    »Weiße können so unhöflich sein«, befand Bruce.
    Bald war ich befreit, und die Bösen wurden in einen Krankenwagen verfrachtet. Ich hob die Erklärung auf, die sie mir vorlesen wollten, weil mich ihre Beweggründe interessierten.
    Andrew Mayhem, wir hassen dich, und jetzt wirst du sterben
.
    Großartig. Sherlock Holmes bekam Professor Moriarty; ich diese beiden Kerle.
    Leider sollte es nicht lange dauern, bis ich nostalgisch in Erinnerungen an die guten alten Zeiten schwelgte, in denen ich mich lediglich mit ein paar Wahnsinnigen mit defekten Elektrowerkzeugen herumschlagen musste.

K APITEL Z WEI
    Nachdem das Krankenhauspersonal beschlossen hatte, dass ich zwar unausstehlich, aber ansonsten unversehrt sei, fuhr Tony mich nach Hause. Ich war durch die Erfahrung ziemlich durch den Wind und freute mich auf etwas zärtliche, liebevolle Pflege von Helen.
    »Oh, was für eine freudige Überraschung«, sagte sie, als ich die Haustür öffnete. »Es ist so schön, dass du vor Mittag nach Hause kommen konntest. Mir hat die Vorstellung zutiefst widerstrebt, dass du dich todunglücklich bei acht Stunden Arbeit quälst. Warte, das hätte ich ja fast vergessen – du bist gar nicht hingegangen! Aber kein Problem, die Zeitarbeitsfirma hat gerade angerufen und gesagt, du brauchst nicht mehr zu kommen, also
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