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Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte

Titel: Alleinstehender Psychopath sucht Gleichgesinnte
Autoren: Jeff Strand
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zerbrich dir wegen dieser Unannehmlichkeit nicht weiter den Kopf.«
    »Es war nicht meine …«
    »Ist schon in Ordnung. Ich bin sicher, der Grund, warum du geschwänzt hast, war, dass du helfen wolltest, dich um deine Kinder zu kümmern. Oh, nein, warte … wenn ich’s mir recht überlege, wurde
ich
durch einen Anruf von Kyles Lehrerin geweckt, die sagte, ich soll ihn abholen, nicht du. Na ja, was soll’s, ich arbeite ja nur die Nachtschicht und hatte immerhin schon gute zwanzig Minuten Schlaf – was soll ich mich also beklagen? Das Wissen, dass mein lieber Ehemann eine schöne Zeit mit seinem Freund hatte, wiegt jedes Ungemach auf.«
    »Ich war nicht bei …«
    »Ach, übrigens, sie haben uns das Wasser abgedreht. Ich weiß, wie schwierig es ist, daran zu denken, Schecks auszustellen, wenn diese merkwürdig aussehenden Papierschnipsel mit der Post kommen, aber manche Menschen in diesem Land bezeichnen das als ›Rechnungen bezahlen‹. Ich vermute, da du selten Geld zu diesem Haushalt beisteuerst, geht dir so etwas natürlich nicht durch den Kopf, aber fünf Minuten im Monat solltest sogar du in der Lage sein, dich darum zu kümmern.«
    »Tut mir leid.«
    »Ja, prima, mit einer Entschuldigung ist viel geholfen.« Damit stürmte sie aus dem Wohnzimmer in die Küche.
    Helen war in letzter Zeit nicht bester Laune. Vor anderthalb Jahren hatte ich eine entsetzliche Tortur durchgemacht, bei der letztlich unsere Kinder entführt wurden und beinah ermordet worden wären, und ich fast an Pfeil- und Schussverletzungen gestorben wäre. Helen hatte bereits einen stressreichen Job als staatlich geprüfte Krankenpflegerin, weshalb dieser Zwischenfall ihrem Magengeschwür wenig zuträglich gewesen war.
    Etwas versüßt wurde der Albtraum, als mir eine beträchtliche Summe angeboten wurde, um meine Geschichte zu erzählen. Allerdings ging das Geld flöten, als sich mein Finanzberater mit dem gesamten Betrag sowie zwei Unterwäschemodels namens Monique und Taffy außer Landes absetzte. Der Umstand, dass Helen mich mehrere Male davor gewarnt hatte, ihm zu vertrauen, wurde dabei nicht übersehen.
    Daher befand ich, dass es an der Zeit wäre, ein aufrechter, verantwortungsbewusster Bürger zu werden. Ich registrierte mich bei mehreren Zeitarbeitsfirmen und erhielt eine Stelle, bei der ich Aktenschränke für eine widerliche, grässliche Frau mit Fängen sortieren musste. Ich meldete mich drei unerträgliche Tage am Stück zur Arbeit, doch dann entschied ich, dass sich jemand, der seine Kinder vor einem skrupellosen Mörder gerettet und eine Snuff-Filmproduktionsfirma auffliegen lassen hatte, nicht mit einer schauerlichen Spinatwachtel herumschlagen musste, die darüber jammerte, dass ›McReady‹ vor ›Madison‹ einzuordnen sei. Also ging ich und besuchte meinen Freund Roger. Wahrscheinlich hätte ich der Zeitarbeitsfirma Bescheid geben sollen. Helen war nicht erfreut.
    Durch meine Schilderungen hörte sich Helen vermutlich an, als liefe sie im Bademantel und mit Lockenwicklern umher und prügle mich regelmäßig mit einem Nudelholz windelweich. Körperlich ist sie alles andere als einschüchternd. Tatsächlich ist sie eine recht zierliche Person. Im vergangenen Jahr hatte sie das glatte, braune Haar ein gutes Stück über die Schultern wachsen lassen, und bevor mein Geld für das Buch vollends verschwand, ließ sie durch eine Laseroperation die dicke Brille verschwinden. Dennoch behielt sie irgendwie ihr eulenhaftes Aussehen bei, was ich als sonderbar empfand.
    Um ein Haar wäre ich ihr in die Küche gefolgt, um ihr meine Seite der Geschichte zu präsentierten, doch ich beschloss, sie zuvor etwas abkühlen zu lassen. Stattdessen ging ich hinauf in Kyles Zimmer.
    Er saß auf dem Bett und spielte mit seinen
Captain Hocker-
Actionfiguren. Als ich eintrat, schaute er auf. »Mommy ist wieder auf dem Kriegspfad«, warnte er mich.
    »Pssst … Ich hab dich doch gebeten, das nicht mehr zu sagen«, erinnerte ich ihn. »Dadurch wird sie nur noch wütender.«
    Ich nahm neben ihm Platz. Für einen Siebenjährigen war er zwar klein, aber kein Zwerg. Gegen seinen derzeitigen Stoppelhaarschnitt hatte ich gekämpft und mich bereits auf der Siegerstraße befunden, bis es ihm gelungen war, nicht einen, sondern drei Kaugummis ins Haar zu bekommen, weshalb es restlos abgeschnitten werden musste.
    In Anbetracht dessen, was der kleine Bursche durchgemacht hatte, schlug er sich durchaus gut. Nicht ganz so gut wie Theresa, die abgesehen von
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