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Alle lieben Merry

Alle lieben Merry

Titel: Alle lieben Merry
Autoren: Jennifer Greene
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wäre ein emotionales Argument für ihn so überflüssig wie ein Kropf. “Irgendwie habe ich den Verdacht, Sie wissen, dass es ein beträchtliches Treuhandvermögen gibt.”
    Sie runzelte die Stirn. “Ja. Sie haben erzählt, dass Charlie ein großes Treuhandvermögen für seine Tochter angelegt hat.”
    “Ein beträchtliches Treuhandvermögen”, wiederholte er und sah sie an.
    Ihr blieb der Mund offen. Wieder sagte sie sich, dass Charlie sich niemals einen Widerling als Anwalt genommen hätte, aber Oxfords Stimme hatte einen Unterton, an dem etwas faul war. Er schien offensichtlich zu glauben, dass für sie das Geld ausschlaggebend war. Er konnte natürlich nicht wissen, dass beinahe alle Welt sie damit neckte, der ewige Sonnenschein zu sein …, und alle anderen ihr vorwarfen, sie sei eine hoffnungslos naive Idealistin. Aber geldgierig? Meine Güte, zu den zahlreichen Charakterfehlern, die sie entwickelt und perfektioniert hatte, zählte Habgier ganz sicher nicht.
    “Ich weiß nicht, was Sie mit beträchtlich meinen”, sagte sie vorsichtig. “Aber ich gebe zu, dass ich beim Anblick des Hauses erschrocken bin. Als ich Charlie kannte, war er Techniker. Ein guter, mit einem anständigen Einkommen. Aber als ich das Haus gesehen habe, dachte ich, dass er sich dafür in wahnsinnig hohe Schulden gestürzt haben muss …”
    “Das Haus ist bezahlt. Als Charlies Vater verstarb, hat er ihm ein Vermögen vererbt. Ich nehme an, Sie wissen das.”
    “Nein, eigentlich weiß ich das nicht”, entgegnete sie ruhig. “Ich habe Charlie nie etwas gefragt, das mit Geld zu tun hat. Das hat mich nie interessiert.”
    “Na, na.” Oxford legte seinen Stift auf den Tisch. “Ich will Ihnen nichts unterstellen, Merry. Auch ich würde für kein Kind die Verantwortung übernehmen, wenn nicht für mich etwas dabei herumkommt. Aber wenn es dieses Geld nicht gäbe, hätte man das Kind ohne Zweifel sofort in ein Pflegeheim gesteckt. Und falls tatsächlich noch Blutsverwandte auftauchen, sollten Sie besser damit rechnen, dass sie versuchen werden, mit allen Bandagen um Charlene und damit um das Treuhandvermögen zu kämpfen.”
    Merry fühlte sich ein bisschen wie ein Fisch auf dem Trockenen. Ihr Mund klappte auf und zu. Im Moment fand sie einfach keine Worte. Sie würde niemals wegen Geld die Vormundschaft für ein Kind übernehmen und konnte sich nicht vorstellen, dass jemand anderes so etwas machen würde. Was sie noch mehr verletzte war, dass der Anwalt zu glauben schien, sie sei wie er, nachdem sie sich beide nun ehrlich geäußert hatten. Zumindest auf die Art, die er unter ehrlich verstand.
    “Sie müssen sich darüber im Klaren sein, Merry, dass Charlie diesen Trust absolut sicher eingerichtet hat. Ich sollte wohl besser sagen, dass
ich
ihn absolut sicher eingerichtet habe. Niemand bekommt dieses Geld ohne einen Nachweis in die Hände, dass sämtliche Ausgaben für das Kind sind.”
    “So soll es ja auch sein”, warf Merry ein.
    “Richtig, ja. Allerdings gibt es natürlich einen Teil, der dem Vormund zugestanden wird.” Bei der Summe, die er nannte, wäre sie beinahe vom Sessel gekippt. “Aber wie es in Situationen wie diesen üblich ist, wurde vom Gericht sofort eine Verfahrenspflegerin bestimmt.”
    “Sie haben diese Bezeichnung schon am Telefon erwähnt, aber ich weiß nicht genau, was sie bedeutet.”
    “Im Prinzip bedeutet es, dass das Gericht eine Person benennt, die als unabhängige Instanz bei allen Entscheidungen fungiert, die Minderjährige oder Unmündige betreffen. In diesem Fall ist das klarerweise das Kind. Ich überwache alles, was mit dem Trust und den Finanzen zu tun hat – aber ich habe keinen Einfluss auf Dinge, die mit der Vormundschaft zu tun haben. Die Verfahrenspflegerin wird kontrollieren, wie sich Charlene bei Ihnen entwickelt. Sie wird also beurteilen, wie die Beziehung zwischen Ihnen und dem Kind ist. Sie hat das Recht, Hausbesuche zu machen, mit Charlenes Ärzten, Lehrern und anderen Personen zu reden, die das Kind kennen. Und Ihnen muss klar sein, dass sie bei Gericht einen Antrag stellen kann, Sie von der Rolle des Vormunds zu entbinden, wenn sie der Meinung ist, dass es Charlene in Ihrer Obhut nicht gut geht … Sie muss es aber beweisen.”
    “Das klingt alles sehr vernünftig. In Ordnung.” Merry hatte einen Kloß im Hals. Keine Frage, das waren die Fakten, die sie wissen musste. Nur, der Anwalt hatte kein einziges persönliches Wort über das Kind gesagt. Nichts deutete darauf hin,
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