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Alle lieben Merry

Alle lieben Merry

Titel: Alle lieben Merry
Autoren: Jennifer Greene
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Lexus-Geländewagen.
    Ihr Haus war nicht schlimmer als der Rest, aber es war verdammt Furcht einflößend. Als Erstes fiel die Größe auf – ein kleines Land würde zur Gänze darin Platz finden. Durch eine Glasfront, die sich über zwei Etagen erstreckte, waren ein hoher, bis zum Dach offener Raum und ein blauer Kristallleuchter zu sehen. Kutscherlampen zierten das Eingangstor aus Eichenholz. Der mit Naturstein gepflasterte Weg war akkurat gepflegt. Und, meine Güte, es gab ein Säulenportal.
    Merry spürte wieder ein beklemmendes Gefühl in der Brust. Die Wahrheit war einfach nicht zu leugnen. Dies war die Vorstadtidylle der Oberschicht. “Desperate Housewives” in echt. Das Land der Hollywoodschaukeln, der engagierten Hausfrauen und Mütter, und der Rasenmäher.
    Komm schon, Merry. Man hat dich nicht ohne Insektenschutz im Dschungel ausgesetzt.
Appelle an den gesunden Menschenverstand fruchteten bei Merry selten, aber in diesem Fall war sie erleichtert, dass ihre Vernunft sich beruhigend zu Wort meldete – und natürlich hatte sie recht. Vielleicht war der Anblick des Hauses ein Schock, aber es war ja nicht so, als wäre ihr nicht klar gewesen, dass es dieses Vorort-Klischee tatsächlich gab. Es war nur so weit weg von ihrem eigenen Leben.
    Natürlich hatte sie hin und wieder übers Heiraten nachgedacht, aber sie konnte sich nicht vorstellen, sich in einen Kerl zu verlieben, der zwei Komma drei Kinder und einen Kombi wollte. Der einzige Typ Mann, der sie vielleicht reizen könnte, müsste ebenso freiheitsliebend sein wie sie selbst. Und wenn es nie dazu käme – auch kein Verlust. Das Leben bot auch so unendlich viele Abenteuer und interessante Möglichkeiten.
    So zufrieden sie mit dieser Lebensphilosophie bisher auch gewesen war, so wenig Ahnung hatte sie nun allerdings, was eine engagierte Hausfrau und Mutter den ganzen Tag lang tat. Das Handy immer noch am Ohr betrachtete sie wieder den Kristallleuchter und fragte sich, wie dieses Ungetüm überhaupt zu reinigen war. Mit einer Feuerwehrleiter? Vielleicht wurde Ajax aus einem Hubschrauber gesprüht? Oder vielleicht borgte sich jemand eine Kletterausrüstung und seilte sich durch den Schornstein ab?
    “Nein, nein, ich höre dir zu, Dad!” Rasch konzentrierte sie sich wieder auf das Gespräch. “Es sind noch zwei Stunden bis siebzehn Uhr, daher hoffe ich, dass ich den Rechtsanwalt noch treffe und die Schlüssel bekomme. Ich wünschte, ich könnte Charlene heute von dort wegholen, aber so habe ich zumindest diesen Abend Zeit, einige Dinge zu erledigen – zum Beispiel lüften, einkaufen, die Heizung aufdrehen und dergleichen. Aber gleich morgen Früh, wenn alles gut geht … sicher, Dad. Natürlich rufe ich dich an, sobald ich mehr weiß. Das Haus? Oh ja, du wärst begeistert davon.”
    Ihr Vater wäre garantiert begeistert von dem Haus, dachte sie amüsiert als sie auflegte. Sie war die Einzige, die an einer Vorstadtallergie litt.
    Ihre Schwestern hatten ihr scherzhaft mangelnde Reife attestiert. Aber sie waren älter und allesamt dem Mythos erlegen, dass das Erwachsenendasein gleichbedeutend mit Haushaltsgründung und der Aufnahme eines Kredits war.
    Merry steckte gerade das Handy zurück in die Tasche, als sie hörte, wie in der Garageneinfahrt nebenan eine Autotür zugeschlagen wurde.
    Nach den beunruhigenden Entdeckungen der letzten Minuten war sie für die Ablenkung dankbar. Es war nur ein Mann – aber eindeutig ein gut aussehender, schlaksiger, großer Mann und interessant genug, um ihren Kreislauf wieder in Schwung zu bringen.
    Er war aus einem schwarzen Pick-up geklettert und ging sofort zum Heck des Wagens. Zweifellos hatte er es wegen des Schneeregens eilig. Er öffnete die Heckklappe und begann, lange Holzbretter auszuladen. Sie hatte nicht den Eindruck, als hätte er sie bemerkt, als er ihr plötzlich zurief: “Sie haben sich sicher verfahren.”
    Es war weder der rechte Zeitpunkt noch der rechte Ort, um die alte Campbell-Suppenwerbung – “Mmh! Mmh! Lecker!” – zu summen, aber sie ging ihr durch den Kopf. Nur ganz kurz. Er war einfach absolut hinreißend. Dunkles, nicht ganz kurzes Haar, auf dem ein paar Schneeflocken lagen. Ein schmales, markantes Gesicht mit hohen Wangenknochen, einer eindeutig französischen Nase und einem Kinn wie aus Granit gemeißelt. Der schmale Mund war das einzig Weiche an ihm, aber sie würde Haus und Hof verwetten, dass diese Lippen wussten, wie man küsst.
    Gut, sie mochte weder Haus noch Hof besitzen, aber
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