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Alle lieben Merry

Alle lieben Merry

Titel: Alle lieben Merry
Autoren: Jennifer Greene
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dass er es jemals gesehen hatte. Vielleicht war sie überempfindlich, aber es verblüffte sie, dass sein Herz offenbar kälter war als die Arktis. “Mr. Oxford …”
    “Lee. Wir werden viel miteinander zu tun haben. Kein Grund also, so förmlich zu sein.”
    Wie absurd, dachte sie. Auf Förmlichkeiten hatte sie in ihrem Leben noch nie Wert gelegt. Aber dieser Mensch war jemand, bei dem sie wünschte, dass sie es könnte. “Ich hoffe, Sie erlauben die Frage … wie sind Sie Charlies Anwalt geworden?”
    Er lächelte, lehnte sich zurück und wetzte seinen Krokodillederschuh an einer Schreibtischschublade. “Eigentlich war ich ursprünglich der Anwalt seines Vaters, nicht der von Charlie. Ich glaube, als Bartholome und seine Frau unerwartet bei einem Bootsunfall ums Leben kamen, erkannte Charlie sofort, dass ich gute Arbeit geleistet habe, das Vermögen seiner Eltern sicher zu verwalten. Außerdem hat er, denke ich, unschwer erkannt, dass er selbst nicht gut mit Geld umgehen konnte. Er pflegte zu sagen, dass er kein halsabschneiderisches Talent brauchte, da ich bei weitem genug davon hätte.”
    Wahrscheinlich erwartete er, dass sie jetzt lachte, aber ihr einziger Gedanke war, dass sie nun verstand, wie und warum Charlie sich mit einer derartig kaltblütigen Maschine eingelassen hatte.
    “Wie dem auch sei …” Lee warf einen Blick auf seine Uhr und konzentrierte sich wieder aufs Geschäft. “Der Name der Verfahrenspflegerin ist June Innes. Sie hat Charlene bereits kennengelernt und wird sich bestimmt in Kürze mit Ihnen in Verbindung setzen.” Er begann, verschiedene Formulare und Dokumente viel schneller auszufüllen, als sie lesen oder Details mitbekommen konnte. Vielleicht dachte er, dass ihr die Informationen egal wären – oder aber er war einfach in Eile und wollte hier raus. Draußen brach die Dunkelheit ebenso rasch herein, wie die schlechten Nachrichten auf sie einprasselten.
    Schließlich reichte er ihr das letzte Formular zur Unterschrift und kam dann zur Schlüsselübergabe. “Sie haben es gut getroffen”, sagte er unverfroren. “Es ist ein tolles Haus. Eine lukrative Zugabe. Und damit Sie mich nicht missverstehen, ich habe keinerlei Absicht, Ihnen gegenüber hart zu agieren. Solange das Kind gut versorgt ist, gibt es einen finanziellen Spielraum, falls Sie in irgendeiner Weise … flexibel sein müssen.”
    Wenige Minuten später stürmte Merry mit einem dicken Stapel Papiere und dem Hausschlüssel aus der Kanzlei, als wäre ein Bienenschwarm hinter ihr her. Ihr Herz pochte heftig und ihr Magen krampfte sich zusammen. Oxfords Persönlichkeit passte bestens zu seinen Krokodillederschuhen. Er war dickhäutig und aggressiv.
    Er hatte kein persönliches Wort über das Kind gesagt! Kein einziges! Sie war immer noch aufgewühlt, als sie in ihr Auto stieg … bis sie in den Rückspiegel sah und die Tränen bemerkte, die ihr über die Wangen liefen. Gut. Sie war eben übersensibel. Aber das kleine Mädchen brauchte auch jemanden, der
keine
dicke Haut hatte.
    Und nicht nur jemanden, der sein Vermögen von einem glänzenden schwarzen Schreibtisch aus verwaltete.
    Sie konnte es gar nicht erwarten, Charlene zu treffen.

2. KAPITEL
    S chwer lag der Geruch von Bier, kalter Pizza und Zigarren in der Luft. Es gab eine Zeit für Frauen, dachte Jack, und eine Zeit, in der ein Mann einfach nur relaxen musste.
    Ein Mann konnte mit einer Frau Spaß haben, von einer Frau herausgefordert sein, eine Frau lieben. Aber eines stand felsenfest: Er konnte nie mit einer einfach abhängen.
    “Tut mir leid”, sagte er ohne auch nur einen Anflug von Bedauern, als er den Berg Pokerchips einstreifte. Die Gesichter am Tisch zeigten verschiedene Grade von Verärgerung.
    “Du hast verdammtes Glück heute, Mackinnon.” Robert, von seinen Kumpels Boner genannt, war der Investmentbanker, der ein paar Häuser weiter wohnte.
    “Ich kann nichts dafür, dass ich gut bin.”
    “Du weißt, was man sagt – Glück im Spiel, Pech in der Liebe.” Macmillan war ebenfalls ein Nachbar. Er arbeitete, wie Jack auch, bei der CIA in Langley, einem Vorort von Washington D. C., und war beim Pokern aus demselben Grund so ausgezeichnet wie bei der Arbeit – er konnte seinen Mund halten, und sein Gesicht verriet keine Regung.
    “Stimmt, aber Jack hat auch Glück in der Liebe. Verdammt, es ist ungerecht – jeden Morgen verlässt eine andere Frau sein Haus durch die Hintertür. Ich muss es wissen, weil ich die Tür von drüben sehen kann.”
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