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Alle lieben Merry

Alle lieben Merry

Titel: Alle lieben Merry
Autoren: Jennifer Greene
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Gedächtnis ihn im Stich ließ. Und weg war das Geld.
    Gewöhnlich hörten sie gegen 23 Uhr mit dem Spielen auf – alle mussten am nächsten Tag arbeiten –, aber heute wollte keiner gehen. Sie hatten zu viel Spaß, ihm beim Verlieren zuzusehen.
    “Es tut der Seele wohl, dich untergehen zu sehen, Jack”, sagte Steve liebevoll.
    “Tut der Seele wohl … Es tut dem Geldbeutel verdammt wohl. Möge dein Tief wochenlang anhalten”, grinste Boner, als Jack zusah, wie der Banker seine letzte Kohle einstrich.
    “Was soll das? Hat überhaupt niemand Mitleid?”
    “Für dein Leben schon. Für dich beim Pokern … nein.”
    Sie spielten immer hier. Nach der Scheidung hatte Jack sich zwar gesagt, dass er das riesige Haus in diesem Vorort ungefähr so sehr brauchte wie ein drittes Ohr, aber er hatte es nie zum Verkauf angeboten. Es war angenehm, Männerrunden ausrichten zu können – zum Beispiel, wenn es um die Spieleabende ging –, weil die anderen alle verheiratet waren und ihre Frauen das Durcheinander hassten. Der wahre Grund, warum er das Haus behielt, waren allerdings seine Söhne. Als Dianne ihn verlassen hatte, hatte sie auch die Jungs mitgenommen und sie nach Washington in eine Stadtwohnung verpflanzt.
    Nachdem seine Nachbarn gegangen waren, sank seine Stimmung rapide. Die Erinnerung an das ganze Scheidungsdebakel kam so leicht wieder hoch – der Streit ums Sorgerecht, der Egoismus seiner Exfrau, das Gefühl der Ohnmacht und Frustration angesichts eines Rechtssystems, das eher Müttern als Vätern die Kinder zusprach. Mit Hilflosigkeit kam Jack nicht gut zurecht. Vielleicht war es auch richtig, dass Mütter eher das Sorgerecht bekamen, aber nicht in ihrem Fall. Und verdammt, wenn die Erinnerungen daran wieder hochkamen, schien die Wunde immer wieder neu aufzubrechen.
    Jetzt, da das Haus gähnend leer war, störte ihn der Geruch nach abgestandenem Bier und Zigarren. Er riss ein Fenster auf und begann, den Geschirrspüler einzuräumen. Schließlich zog es ihn wieder zum Fenster bei der Spüle.
    Es war kurz vor Mitternacht, aber nun brannte im Nachbarhaus überall Licht, sowohl oben als auch unten. Unter dem grotesken rosa Weihnachtsbaum türmte sich eine ansehnliche Zahl von Päckchen. In der Küche war die Kühlschranktür mittlerweile geschlossen worden, aber nun waren jede Menge Lebensmittel aufgetürmt. Obst, Tüten, Brot und ein Haufen anderes Zeug.
    Er konnte auch die Eingangstür sehen, die Flügeltür aus Eichenholz – sperrangelweit offen.
    Im Januar. Bei dichtem Schneefall, dem deutlichen Zeichen dafür, wie kalt es war.
    Vielleicht wollte sie das Haus auskühlen? Konnte sie dermaßen wunderlich sein?
    Als er ihre Silhouette wieder an einem der Fenster vorbeihuschen sah, schaltete er die Beleuchtung über der Spüle aus. Natürlich fühlte er sich sofort schuldig, weil er sie heimlich beobachtete … aber ohne Licht konnte er eindeutig besser sehen.
    Weiß Gott, was diese Frau alles zu erledigen hatte, aber sie tat es zweifellos schnell. Im Laufen. Von Raum zu Raum. Schleppte Dinge umher. Saugte Staub. Und staubte dann ab. Und schleppte dann noch mehr Dinge umher.
    Es wurde Mitternacht. Dann ein Uhr.
    Mittlerweile war er mit dem Aufräumen längst fertig, hatte die Küche saubergemacht und hätte eigentlich ins Bett gehen können …, aber er konnte nicht widerstehen, einen letzten Blick zu riskieren. Sie war immer noch auf. Immer noch zu sehen. Er war sich nicht sicher, in welchem Raum sie sich gerade befand, weil er Charlies Haus nicht so gut kannte, aber sie war noch im Erdgeschoss – was bedeutete, dass sie den Nordwind bemerken müsste, der durch ihre Eingangstür blies. Sie hatte es aber offensichtlich nicht getan, denn irgendwann zog sie den dicken Pullover aus. Darunter trug sie ein eng anliegendes, himbeerrotes Shirt, und lieferte damit den eindeutigen Beweis, dass ihre Vorderansicht ein genauso exquisiter Hingucker war wie ihre verdammt tolle Rückansicht.
    Ihre Brüste waren nicht groß. Nur kess. Fest. Nicht rund und üppig, eher … nun, wenn man es genau bedachte, gab es so etwas wie eine perfekte Form für Brüste nicht, deshalb hatte es keinen Sinn, sie mit irgendetwas zu vergleichen.
    Jack merkte, dass er es sich gemütlich gemacht hatte. Er hatte seine Ellenbogen auf der Spüle aufgestützt – und verdammt, er musste morgen arbeiten! – aber im Moment konnte er sich unmöglich von der Stelle bewegen. Sie zog sich gerade das langärmelige, himbeerfarbene Shirt aus. Er sah den
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