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Alle lieben Emma

Alle lieben Emma

Titel: Alle lieben Emma
Autoren: Maja von Vogel
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mit den Schultern und hörte gar nicht mehr auf zu lächeln.
    Mist! Die Nebelkrähe war gerissener, als ich gedacht hatte. So ein fieses Luder! Sie wusste genau, dass ich alles tun würde, damit sie mir nicht bis ins Freibad hinterherlief.
    »Na gut«, sagte ich schließlich. »Aber mach’s kurz.«
    »Prima! Wollen wir da rüber gehen?« Sie zeigte auf den Spielplatz auf der anderen Straßenseite.
    »Kannst du mir nicht hier sagen, was du von mir willst?«, fragte ich. »Ich hab echt nicht so viel Zeit.«
    »Jetzt komm schon«, sagte Mona und zog mich über die Straße. »Auf dem Bürgersteig kann man sich doch gar nicht vernünftig unterhalten.«
    Wir setzten uns auf die Schaukeln.
    »Also, was gibt’s?«, fragte ich gelangweilt. »Ist dein Kaninchen mal wieder abgehauen?«
    Mona schüttelte den Kopf. »Nö. Keine Sorge, Pinki geht’s prima. Ich glaube, der kleine Ausflug mit dir hat ihr richtig gut getan. Seitdem ist sie viel lebhafter.«
    Ich sah Mona misstrauisch an. »Was für ein Ausflug denn?«
    »Jetzt tu doch nicht so, Emma!«, rief Mona. »Ich weiß genau, dass du Pinki im Schuppen versteckt hast. Ich bin schließlich nicht blöd. Gib es doch wenigstens zu!«
    »Okay, okay, du hast Recht«, sagte ich. Leugnen war sowieso zwecklos. »Aber glaub bloß nicht, dass ich mich jetzt bei dir entschuldige oder so was!«
    Mona seufzte. »Mann, du bist vielleicht ein Dickkopf, Emma! Reg dich ab, du brauchst dich nicht bei mir zu entschuldigen. Aber eins sag ich dir: Wenn Pinki irgendetwas passiert wäre, hätte ich Hackfleisch aus dir gemacht!«
    »Ihr ist aber nichts passiert«, sagte ich. »Ich bin doch kein Tierquäler! Ich hab ihr extra ein paar Löwenzahnblätter hingelegt, falls sie Hunger bekommt. Und Paul hab ich in die Küche gesperrt, damit er ihr nichts tun kann.« Ich überlegte einen Moment. »Warum hast du mir denn nicht gleich gesagt, dass du Bescheid weißt?«
    »Ach, ich wollte nicht, dass es noch mehr Ärger gibt. Erst hatte ich eine Mordswut auf dich. Aber dann hab ich mir überlegt, warum du das wohl gemacht hast. Und da konnte ich dich sogar irgendwie verstehen. Ein bisschen zumindest.«
    »Aha«, sagte ich und stocherte mit dem Fuß im Sand unter der Schaukel herum.
    »Du magst mich wohl nicht besonders, was?«, fragte Mona.
    »Äh – na ja … also, wenn du es genau wissen willst …«, druckste ich herum. Mona hatte zwar vollkommen Recht, aber irgendwie fiel es mir schwer, ihr das so direkt ins Gesicht zu sagen. Schließlich hätte sie wegen der Sache mit Pinki so richtig Ärger machen können. Hatte sie aber nicht.
    Mona unterbrach mich. »Lass mal, ich weiß sowieso Bescheid. Du findest mich total bescheuert, richtig? Du willst, dass Mama und ich aus eurem Haus verschwinden. Und dass dein Vater wieder bei euch einzieht.«
    »Stimmt«, sagte ich leise.
    Komisch, dass Mona gar nicht wütend auf mich war. Ich wäre an ihrer Stelle stinkewütend auf mich gewesen.
    Mona holte tief Luft und sagte: »Ich hab mir was überlegt. Ich finde, du solltest wieder zurückkommen.« Ich wollte sie unterbrechen, aber Mona redete einfach weiter. »Alle sind total traurig, seit du weg bist, vor allem deine Mutter und Tim. Die laufen nur noch mit Beerdigungsgesichtern durch die Gegend. Furchtbar! Und Tim war gestern richtig fertig, als er zurückgekommen ist. Er hat kein Wort gesagt, sondern ist gleich in sein Zimmer gegangen und den ganzen Abend nicht mehr rausgekommen.«
    »Ehrlich?«, fragte ich.
    Ich stellte mir vor, wie Tim auf seinem Bett lag und stundenlang Löcher in die Luft starrte. Und das alles wegen mir. Das war kein besonders schöner Gedanke.
    Mona nickte. »Als ich ihn fragen wollte, was passiert ist, hat er nicht mal die Tür aufgemacht.«
    »Ehrlich nicht?«, fragte ich.
    Mich hatte Tim bis jetzt noch immer in sein Zimmer gelassen. Und ich konnte ihn meistens auch ziemlich gut aufmuntern. Aber ich war ja auch seine Zwillingsschwester und Mona nicht.
    »Ehrlich nicht«, sagte Mona. »So kann es doch nicht weitergehen! Darum werde ich mit Mama reden, damit wir uns möglichst bald eine eigene Wohnung suchen. Und bis dahin ziehe ich zu ihr ins Atelier. Dann hast du deinen Dachboden wieder für dich alleine und kannst sofort nach Hause zurückkommen, wenn du willst. Ich weiß nämlich nicht genau, wie lange es dauert, bis wir eine neue Wohnung gefunden haben.«
    Ich starrte Mona mit offenem Mund an. »Ehrlich?«
    »Jetzt hör doch mal auf mit deinem ständigen ›Ehrlich‹!«, sagte Mona
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