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Alle lieben Emma

Alle lieben Emma

Titel: Alle lieben Emma
Autoren: Maja von Vogel
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Laternenpfahl ein rotes Fahrrad, das mir irgendwie bekannt vorkam. War das nicht Bastians Rad? Aber dann musste er doch auch irgendwo in der Nähe sein …
    Mein Mund wurde wieder ganz trocken und ich schaute mich schnell um. Vielleicht hatte er mich ja schon längst entdeckt und beobachtete mich. Dann wunderte er sich bestimmt, warum ich hier so blöd vor der Eisdiele herumstand. Obwohl – das ging ihn eigentlich überhaupt nichts an. Ich konnte schließlich herumstehen, wo ich wollte, oder?
    An den Tischen saß er nicht. Dann sah ich ihn. Er stand in der Schlange vor der Eisdiele. Die Schlange war sehr lang. Sie ging einmal quer über den Bürgersteig und dann noch ein ganzes Stück die Straße hinunter. Bei der Hitze wollten alle Eis kaufen. Bastian stand ganz vorne in der Schlange und bezahlte gerade eine riesige Waffel voller Stracciatella-Eis. Ich konnte sogar von hier aus sehen, dass es mindestens vier große Kugeln waren. Der Glückliche! Er leckte genüsslich an seinem Eis. Jetzt war mein Mund überhaupt nicht mehr trocken, weil mir nämlich das Wasser im Mund zusammenlief.
    Dann kam Bastian direkt auf mich zu. Nichts wie weg, dachte ich, aber da hatte er mich schon gesehen. Er wurde ein bisschen rot und winkte. Ich winkte zurück. Ich merkte, dass ich auch ein bisschen rot wurde.
    »Hi«, sagte Bastian. »Was machst du denn hier?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Nix Besonderes. Ein bisschen durch die Gegend laufen und so.«
    »Aha.« Er hielt mir sein Eis unter die Nase. »Willst du mal?«
    »Gerne, danke.«
    Das Eis war genauso cremig, wie ich es mir vorgestellt hatte. Schokolade wäre mir zwar lieber gewesen, aber Stracciatella war auch nicht schlecht.
    Wir standen eine Weile schweigend nebeneinander und ich leckte an Bastians Eis. Die Kugeln wurden sehr schnell kleiner. Da gab ich es ihm lieber wieder zurück, ehe ich es aus Versehen ganz aufaß.
    Ich wusste nicht so genau, ob ich weggehen oder dableiben sollte. Bastian schien das auch nicht so genau zu wissen. Er trat von einem Bein aufs andere.
    Schließlich fragte er: »Wollen wir uns da drüben hinsetzen?«
    Er zeigte auf die Bank gegenüber der Eisdiele.
    »Klar«, sagte ich. »Warum nicht?«
    Wir setzten uns und schwiegen wieder. Es war wirklich zum Mäusemelken! Warum wusste ich nie, was ich sagen sollte, wenn ich mit Bastian zusammen war?
    »Wie läuft das Training?«, fragte ich schließlich.
    »Geht so. Eigentlich hab ich in letzter Zeit kaum trainiert. Und bei dir?«
    »So ähnlich. Ich bin irgendwie auch nicht zum Trainieren gekommen.«
    Bastian grinste. »Bruno wird sich freuen, wenn wir nach den Ferien total unfit wieder bei ihm auftauchen.« Er schob sich den Rest seiner Eiswaffel in den Mund.
    Ich grinste auch. »Dann kriegen wir bestimmt gleich eine Standpauke zu hören.«
    »Genau. ›Ihr seid die faulste Truppe von Landratten, die mir je untergekommen ist. Wegen euch krieg ich noch graue Haare! Wollt ihr mich beim nächsten Wettkampf denn total blamieren?‹« Bastian setzte eine finstere Miene auf und stemmte die Hände in die Hüften. Er konnte Bruno so gut nachmachen, dass ich lachen musste.
    »Dabei hat Bruno doch gar keine Haare mehr«, sagte ich.
    Bastian nickte. »Stimmt. Vielleicht sollten wir ihm das mal sagen. Kann doch sein, dass er es noch gar nicht mitbekommen hat. Ich glaub nicht, dass er besonders oft in den Spiegel schaut.«
    »Nee, bestimmt nicht. Der hat garantiert noch nicht mal einen Spiegel zu Hause.«
    Wir saßen wieder eine Weile schweigend nebeneinander, aber jetzt fand ich das ganz in Ordnung. Es war nett, hier neben Bastian auf der Bank zu sitzen und die Leute im Eiscafé zu beobachten.
    »Wann fährt denn eigentlich dein Bus?«, fragte Bastian nach einer Weile und schaute auf seine Uhr.
    »Gar nicht«, sagte ich. »Ich wohne jetzt hier in Dederstadt bei meinem Vater.«
    »Ach so. Das wusste ich nicht. Seit wann denn?«
    »Na ja, eigentlich erst seit heute.«
    »Dein Bruder auch?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nee. Der wohnt noch bei unserer Mutter in Tupfingen. Zusammen mit Klaus, Gesa und der Nebelkrähe.«
    »Was für eine Nebelkrähe denn?«, fragte Bastian verwirrt.
    »Ach, damit meine ich Mona. Die, die letztens mit im Freibad war und ohne Pause geplappert hat.«
    Bastian grinste. »Du magst sie wohl nicht besonders, was? Das ist mir schon an dem Nachmittag im Freibad aufgefallen.«
    »Das kannst du laut sagen«, sagte ich und zog eine Grimasse. »Die ist so was von bescheuert!«
    »Also, ich fand sie
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