Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alle lieben Emma

Alle lieben Emma

Titel: Alle lieben Emma
Autoren: Maja von Vogel
Vom Netzwerk:
verdutzt. Fand er das Mittagessen etwa wichtiger, als mit mir zu telefonieren? Ich merkte, wie ich wütend wurde. In meinem Bauch fing es an zu brodeln. Was fiel diesem Blödmann eigentlich ein, mich so abzuservieren? Ich hatte mich schließlich entschuldigt! Und das war mir wirklich nicht leicht gefallen. Ich hasse es nämlich, mich zu entschuldigen. Außerdem hatte er mich auch schon mal versetzt, also brauchte er jetzt nicht die beleidigte Leberwurst zu spielen.
    »Na dann, guten Appetit«, sagte ich. »Beeil dich mal lieber, das Mittagessen ist eine sehr wichtige Mahlzeit. Die sollte man auf keinen Fall verpassen.«
    »Ja. Also, bis irgendwann mal. Tschüss.«
    Bis irgendwann mal??? Das war ja wohl das Allerletzte!
    »Warum nicht gleich auf Nimmerwiedersehen?«, schrie ich und knallte den Hörer auf.
    So ein Idiot! Den würde ich nicht mehr anrufen, das konnte er glatt vergessen. Wenn er unbedingt den Eisklotz spielen wollte – bitte. Aber ohne mich.
    »Warum schreist du denn so?«, fragte Mona, die gerade mit einer großen Salatschüssel aus der Küche kam. »Alles in Ordnung?«
    »Ja!«, schrie ich.
    Dann fing ich an zu heulen. Wie peinlich! Ich wollte gar nicht, aber ich konnte nichts dagegen tun. Ich heulte Rotz und Wasser.
    Mona stellte die Salatschüssel auf den Wohnzimmertisch und nahm mich in den Arm. Ich wollte sie eigentlich wegschubsen, aber meine blöden Arme hielten sie einfach fest. Zum Glück kam gerade niemand an der Wohnzimmertür vorbei. Das hätte noch gefehlt: Die Nebelkrähe und ich in inniger Umarmung – und alle gucken zu und sind totaaal gerührt. Ogottogottogott!
    Nach einer Weile hörte ich auf zu heulen. Und meine Arme ließen Mona wieder los. Na endlich! Wir waren schließlich kein Liebespaar oder so was. Wir waren ja noch nicht mal Freundinnen. Was waren wir eigentlich? Wie wär’s mit Mitbewohnerinnen? Ja, genau, Mona und ich waren Mitbewohnerinnen.
    »Geht’s wieder?«, fragte meine Mitbewohnerin.
    Ich nickte und machte einen Schritt nach hinten. Es war mir etwas peinlich, dass ich mich so an sie geklammert hatte. Außerdem sah ich gerade, dass ich einen feuchten Tränenfleck auf ihrem T-Shirt hinterlassen hatte. Oder war das etwa Rotz? Igitt!
    »Ja, alles in Ordnung«, sagte ich. Meine Stimme klang noch etwas wackelig.
    »Jungs sind manchmal echt bescheuert«, sagte Mona.
    Da hatte meine Mitbewohnerin ausnahmsweise Recht.
    »Stimmt«, sagte ich. »Aber blöderweise mag ich Bastian trotzdem. Hattest du eigentlich schon mal einen Freund?«
    Ups, die Frage war mir einfach so rausgerutscht. An Monas Stelle hätte ich jetzt zu mir gesagt: »Das geht dich gar nichts an, kümmere dich um deinen eigenen Kram!« Oder so was in der Art.
    Aber Mona schüttelte nur den Kopf und antwortete: »Nö, eigentlich nicht. Ich hab nämlich einen Vaterkomplex.«
    »Einen was?«, fragte ich verdutzt.
    »Einen Vaterkomplex«, wiederholte Mona. »So nennt das zumindest meine Mutter. Das bedeutet, dass ich mich immer in Männer verknalle, die so alt sind, dass sie mein Vater sein könnten.«
    Ich schaute Mona ungläubig an. »Ehrlich? Warum das denn?«
    »Meine Mutter meint, das liegt daran, dass ich ohne Vater aufgewachsen bin. Der ist nämlich abgehauen, als ich noch ein Baby war. Ich kenne ihn gar nicht. In der Grundschule hab ich immer meinen Sportlehrer angehimmelt. Mit zehn war ich in den Hausmeister unserer Schule verknallt. Und letztes Jahr fand ich unseren Briefträger total toll. Ich hab mir manchmal sogar selbst Briefe geschrieben und ihn dann vor dem Haus abgepasst, damit er mir die Post persönlich gibt.« Mona kicherte. »So was Bescheuertes!«
    »Hat’s denn was gebracht?«, fragte ich.
    Mona schüttelte den Kopf und seufzte. »Nö, natürlich nicht. Er hat mich überhaupt nicht beachtet. Wahrscheinlich war ich ihm viel zu jung.«
    »Na ja, vielleicht musst du einfach abwarten. Alt wirst du schließlich von alleine«, versuchte ich Mona zu trösten. Da fiel mir plötzlich etwas ein. »Heißt das, du verknallst dich nie in Jungs, die so alt sind wie du?«
    »Na ja, bis jetzt jedenfalls noch nicht.«
    »In Tim auch nicht?«
    Mona riss die Augen auf. »In Tim? Wie kommst du denn darauf? So ein Quatsch!«
    »Ich dachte nur …«, murmelte ich. »Weil ihr so viel zusammen gemacht habt.«
    »Na und? Wir sind einfach nur befreundet, sonst nichts. Wenn ich mir das vorstelle: Tim und ich! Nein, auf keinen Fall. Da mach dir mal keine Sorgen.«
    »Mach ich ja auch gar nicht«, sagte ich.
    »Umso
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher