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Alle lieben Emma

Alle lieben Emma

Titel: Alle lieben Emma
Autoren: Maja von Vogel
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genervt. »Kannst du nichts anderes mehr sagen? Sonst fällt dir doch auch immer was ein!«
    Ich klappte meinen Mund wieder zu. »Ja, aber ich bin gerade so … überrascht. Ich hätte nie im Leben gedacht, dass du freiwillig ausziehst. Ich dachte, dir gefällt es so gut bei uns!«
    »Ja, das tut es auch. Aber ich hab keine Lust, bei euch zu wohnen, wenn du mich die ganze Zeit loswerden willst. Das ist mir echt zu blöd. Erst dachte ich ja, du gewöhnst dich vielleicht noch an uns. Aber das glaube ich jetzt nicht mehr. Deswegen ist es das Beste, wenn Mama und ich wieder ausziehen.«
    Ich fühlte mich plötzlich so leicht wie eine Seifenblase und dachte: Wenn ich nicht aufpasse, weht mich der nächste Windstoß einfach fort. Wer weiß, wo ich dann lande. Vielleicht mitten auf dem Marktplatz. Oder irgendwo im Ausland.
    Zum Glück war es gerade völlig windstill.
    Ich sprang von der Schaukel. »Na dann nichts wie los!«
    »Wie – jetzt sofort?«, fragte Mona verdattert.
    »Klar, wann denn sonst? Ich muss nur noch meine Sachen holen und Papa Bescheid sagen.«
    Ich stürmte so schnell vom Spielplatz, dass Mona kaum hinterherkam.
    »Also, dass das jetzt so schnell gehen würde, hätte ich echt nicht erwartet«, keuchte sie. »Ich dachte, du zierst dich noch ein bisschen.«
    »Quatsch, warum denn?«, fragte ich. »Jetzt ist doch alles klar. Was meinst du, wie lange es ungefähr dauert, bis ihr eine Wohnung gefunden habt?«
    »Keine Ahnung. Aber mach dir keine Sorgen, allzu lange wird’s schon nicht dauern.«
    Monas Stimme klang ein bisschen traurig, aber ich achtete nicht weiter darauf. Ich konnte nur noch daran denken, dass ich bald wieder zu Hause sein würde. Bei Mama und Tim. Na ja, und von mir aus auch bei Klaus.
    »Ach, eins hab ich noch vergessen«, sagte Mona, als wir ins Haus gingen. »Ich mach das alles nur, wenn du keine fiesen Aktionen mehr gegen mich und Mama unternimmst. Ich finde, wir sollten so eine Art Waffenstillstand schließen.«
    Sie blieb auf dem Treppenabsatz stehen und hielt mir feierlich die Hand hin. Ich zögerte kurz, dann schlug ich ein. »Alles klar. Solange ich nicht in deinen Flötenchor eintreten muss …«
    Mona grinste. »Das kannst du vergessen. Dafür muss man nämlich musikalisch sein. Und so schief, wie du pfeifst, ist Musik bestimmt nicht gerade deine Stärke, oder?«
    »Ich pfeife überhaupt nicht schief! Und außerdem: Waffenstillstand!«
    Mona schlug sich mit der Hand vor den Mund. »Oh, vergessen. Dann hab ich nichts gesagt.«
    Als wir in die Wohnung kamen, saßen Papa und diese Carola auf dem Sofa und hielten Händchen. Der Streit hatte offenbar nicht besonders lange gedauert, schade eigentlich. Es war mir ein bisschen peinlich, dass Mona nun mitbekam, wie mein Vater mit dieser Dickmadam verliebt auf dem Sofa saß.
    »Hallo«, sagte ich deshalb schnell zu den beiden. »Ich hab eine traurige Mitteilung für euch: Ich ziehe doch wieder nach Tupfingen. Und zwar jetzt sofort. Ich muss nur noch meine Sachen packen.«
    »Soll ich dir helfen?«, fragte diese Carola und stand auf.
    »Ich fahr euch hin«, sagte Papa und griff nach den Autoschlüsseln.
    Ich hätte den beiden eine scheuern können. Sie hätten wenigstens so tun können, als wenn sie die Mitteilung traurig fanden.
    »Hoffentlich kommt ihr ohne mich klar«, sagte ich beleidigt.
    »Na ja, wir werden versuchen, es zu überleben«, sagte diese Carola. »Und mein Geschirr wird dir ewig dankbar sein.«
    Wie hielt Papa es bloß die ganze Zeit mit dieser Quatsch-Tante aus? Den Spruch hätte sie sich echt sparen können! Ich streckte ihr schnell die Zunge raus. Aber das konnte sie nicht sehen, weil sie sich gerade umgedreht hatte, um Mona Hallo zu sagen.
    »Übrigens ziehen Gesa und Mona bald in eine eigene Wohnung«, sagte ich zu Papa. »Dann kannst du wieder zurück nach Hause kommen.«
    »Ja, mal sehen«, sagte Papa. »Das lassen wir am besten alles ganz in Ruhe auf uns zukommen. Kommt Zeit, kommt Rat.«
    Das war auch einer von Omas Sprüchen. Aber der gefiel mir nicht so gut.

12. Kapitel
    Rückkehr der verlorenen Tochter
    A ls wir durch Tupfingen fuhren, drückte ich mir die Nase an der Autofensterscheibe platt. Erst kamen wir an der Kirche vorbei, dann am Blumenladen, dann am Haus von Leas Eltern. Da waren immer noch alle Rollläden heruntergelassen.
    Es kam mir so vor, als wäre ich ein paar Jahre weg gewesen und nicht nur einen Tag und eine Nacht. Das Dorf sah aus wie immer und trotzdem kam es mir irgendwie fremd vor. So,
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