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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1
Autoren: Frank Borsch
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ließ die Druckwelle über sich hinwegrasen.
    »S minus 30.«
    Dann bekam er Blitz zu fassen. Sie lag da, steif wie ein Brett. Über ihm rappelte sich Fischer wieder hoch. Er hatte sich an den Prellbock geklammert.
    »S minus 20.«
    Mit einer Hand riss Wieselflink Blitz hoch, brachte ihren Oberkörper in die Senkrechte. Mit der anderen bekam er das Alienband um ihren Hals zu fassen.
    »S minus zehn.«
    Das Gewebe des Bands dehnte sich. Wieselflink zog es hoch.
    Sieben.

    Das Dach barst. Glassplitter regneten herab. Wieselflinks Hände zitterten. Das Alienband blieb am Kinn von Blitz hängen.
    Vier.
    Der Blick auf den Himmel war frei. Er war bewölkt. Und kein Raumschiff schwebte über dem Bahnhof, sondern Hubschrauber. Wieselflink nahm die zweite Hand zu Hilfe.
    Drei.
    Das Band kam los. Wieselflink zog es über das Kinn.
    Zwei.
    Blitz’ Hand bewegte sich. Sie fand seinen Schenkel.
    Eins.
    Sie drückte ihn. Das Alienband rutschte über ihre Augen. Wieselflink zog weiter, blieb an einem Ohr hängen.
    Null.
    Wolf zuckte wie von einem Schuss getroffen und fiel ohne einen Laut in sich zusammen. Dann, als stelle er den ersten Dominostein in einer langen Reihe dar, kippten die Nomaden nach außen weg. Wieselflink fühlte sich an einen stillen Teich erinnert, in den man einen Stein geworfen hatte. Die Welle raste auf ihn zu, erreichte ihn.
    Sie ließ Wieselflink ungeschoren.
    Fischer stöhnte leise und stürzte leblos vom Prellbock.
    Und Blitz … die Spannung verließ ihren Körper schlagartig. Sie sank in sich zusammen. Die Hand, die eben noch Wieselflinks Schenkel fest gedrückt hatte, fiel kraftlos zur Seite.
    »Blitz! Nein!« Blitz kam auf dem Rücken zu liegen, das Alienband wie ein Stirnband um den Kopf. Ihre Augen waren geöffnet und blickten ins Leere. »Blitz, was ist los mit dir?«, brüllte Wieselflink. »Was hast du? Bleib bei mir! Bitte!«
    Er riss Blitz das Band vom Kopf. Nichts geschah, sie reagierte nicht. Er schüttelte sie, schlug ihr ins Gesicht. Ihr Kopf flog zur Seite. Als er ihn mit beiden Händen packte und wieder aufrichtete, war ihr Blick so leer wie zuvor.
    Der Transfer hatte stattgefunden.
    Blitz war weg.
    »Du Schwein!« Er stand auf. Fischer lag neben Blitz, ebenso
leblos, mit demselben leeren Blick. »Du gottverfluchtes, perverses Schwein! Du hast sie mitgenommen! Wie hast du das tun können? Hast du ihr nicht genug angetan?« Er trat Fischer weiter, bis sein schlaffer Körper sich um eine Stütze des Prellbocks gewickelt hatte und ihm das Blut in zwei breiten Strömen aus den Mundwinkeln lief.
    Wieselflink keuchte, sein Puls raste. Vom Durchgang zur Vorhalle hörte er ein Rumpeln. Steine, Betonplatten, verbogener Stahl und Scherben rutschten zusammen, gaben einen Durchgang frei. Ein gepanzertes Fahrzeug kam zum Vorschein. Bahnpolizisten, Hunter und Soldaten folgten ihm, die Gewehre im Anschlag.
    Aus!
    Blitz war weg.
    Wolf war weg. Fischer, das Große Pack war weg.
    Wieselflink musste weg.
    Es war zu spät zum Überlaufen. Wieselflink befand sich inmitten eines Meers regloser Körper. Der einzige Zeuge. Die Bahnpolizisten würden ihn niemals mehr ziehen lassen.
    Er versetzte Fischer einen letzten Tritt und zog die Riemen des Rucksacks so fest an, dass es schmerzte. Dann packte er Blitz an den Hüften und warf sie sich über die Schulter. Mit drei, vier langen Sprüngen über reglose Nomaden hinweg war er auf der Treppe verschwunden, die in die Katakomben führte.
    Wieselflink flitzte in den dunklen Gang.
    Irgendwo in der Schwärze verbarg sich sein neues Leben.

    »…«
     
    - Funkbotschaft des Alienschiffs, gesendet kontinuierlich seit dem 26. September 2065, 6 Uhr 57 GMT

Umwelthinweis:
Dieses Buch wurde auf chlor- und
säurefreiem Papier gedruckt.
     
     
     
     
     
     
    Originalausgabe 1/07
Redaktion: Angela Kuepper
    Copyright © 2007 by Frank Borsch
    Copyright © 2007 dieser Ausgabe
by Wilhelm Heyne Verlag, München
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
www.heyne.de
Umschlagbild: Dirk Schulz
     
    eISBN : 978-3-641-03046-9
    www.randomhouse.de
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