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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1
Autoren: Frank Borsch
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konnten sie … nein.
    »Es geht nicht, Paul. So nicht! Du sagst selbst, dass du diesen Seelentransfer nicht verstehst. Du, der du seit Jahren einen Alien in dir trägst! Ich weiß noch weniger als du. Und jetzt sag mir: Wie soll ich jemals zurückkehren? Oder einfach nur mitteilen, was ich erfahre?«
    »Ich weiß es nicht. Noch nicht. Mir wird etwas einfallen. Dir wird etwas einfallen. Du bist hartnäckig, Ekin. Wenn du dir einmal etwas vorgenommen hast, ziehst du es durch. Sonst hättest du es nie zum Hunter gebracht, sonst wärst du jetzt nicht hier bei mir.«
    »Ja, und wenn mir mein Eid als Hunter irgendetwas bedeuten würde, hätte ich dich längst erschießen müssen.«
    »Das ist deine Entscheidung. Aber du solltest eines nicht vergessen: Du hast einen Eid geschworen, das Wohl der Menschheit über dein eigenes zu stellen. Keinen, alles in Stücke zu schießen, was die bestehende Ordnung der Dinge gefährdet. Der Seelentransfer wird stattfinden. Dieser oder ein anderer. Pasong ist umsichtig. Dieser Transfer ist lediglich einer von mehreren.
Aber nur bei diesem haben wir die Chance, einen Kundschafter auszuschicken. Du kannst herausfinden, was sich hinter den Aliens tatsächlich verbirgt!«
    »Du trägst bereits einen Alien in dir. Wieso fragst du ihn nicht einfach, was du wissen willst?«
    »Weil ›einfach‹ keine Option ist. Er steckt in meinem Kopf, aber er kommt und geht, wie er will. Ich kann ihn nicht zwingen, mir zu antworten. Und selbst, wenn er es täte: Woher sollte ich wissen, dass er die Wahrheit sagt? Ekin, bitte, ich brauche dich!«
    »S minus fünf Minuten!«, kam es aus den Lautsprechern des Bahnhofs.
    »Was ist das?«
    »Der Countdown bis zum Eintreffen des Alienschiffs. Wolf inszeniert ihn für seine Anhänger.«
    »Und in Wirklichkeit zählt er bis zum Seelentransfer?«
    Paul nickte. »Ekin«, sagte er. »Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    Er hatte recht, so oder so. Ekin wandte den Blick von ihm ab, sah hinunter. Der Bahnhof brannte. Die Bahnpolizisten würden bald durchbrechen. Sie selbst oder die Verstärkung, die sie längst angefordert haben mussten. Dass die Überschussmenschen, dass sie und Paul sich so lange hatten halten können, war nur ihrer Unerfahrenheit zu verdanken. Die Bahnpolizisten waren dafür ausgebildet und ausgerüstet, unbewaffnete, eingeschüchterte Menschenmassen in die gewünschte Richtung zu scheuchen. Der Widerstand, mit dem sie es zu tun hatten, beschränkte sich auf improvisierte Waffen. Trafen erst die Hunter ein … sie und Paul gaben auf der Plattform ein Ziel ab, das kaum zu verfehlen war.
    Ekin schoss drei Bahnpolizisten nieder, die im Schutz ihrer Schilde vorzudringen versuchten. Sie tat es beiläufig, ohne bewusst hinzusehen, geschweige denn bewusst über den Vorgang nachzudenken.
    »S minus drei Minuten.«
    Unter ihr nahmen die Menschen Abschied. Sie fassten einander an den Händen. Ihr Anführer, dieser Wolf, ging langsam
in dem menschenleeren Kreis auf und ab und gestikulierte. Er musste eine letzte Rede halten, versuchen, seinen Leuten die Furcht zu nehmen. Die eigene, unnötigerweise. Wolfs Weg würde ihn nicht zu den Sternen führen. Ohne ihn zu kennen, tat er ihr leid. Er war nur ein Werkzeug, das gleich seinen Zweck erfüllt haben würde - und das man hinterher achtlos wegwarf.
    »S minus zwei Minuten.«
    Und was war mit ihr?
    Die Panzerzüge feuerten eine Salve ab. Lautlos. Ekin sah zu, wie die Geschosse die Läufe der Geschütze und Maschinengewehre verließen. Gemächlich flogen sie ihren Zielen entgegen, erreichten sie, barsten langsam, aber mit unwiderstehlicher Gewalt, noch bevor der Schall zu Ekin gelangte. Es war ein doppelter, tiefer Schlag, getrennt von dem Zischen, mit dem die Geschosse auf ihrem Weg in der Luft rieben. Die Überschussmenschen, Wolf … sie drängten sich unbeweglich unter ihr, reglos, als hätten sich Tausende von leblosen Schaufensterpuppen versammelt.
    Das war die Welt, in die sie gehörte. Die Welt, der sie die Treue geschworen hatte. Von oben betrachtet, von der Warte neurobeschleunigter Sinne aus, schien sie fern und unwichtig.
    »Ekin!«, rief Paul. In Normalzeit. Er war neurobeschleunigt, auf einer Ebene mit ihr.
    Was kümmerte sie diese Welt? Was schuldete sie diesen Menschen dort unten? Sie waren überflüssig, hatten sich selbst überflüssig gemacht. Sie waren auf dem Sprung in die Hölle - was scherte es sie, Ekin?
    »Ekin, ich brauche dich! Bitte!«
    Drei Sprünge, und sie würde diesen Ort hinter sich
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