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Alien Earth - Phase 1

Titel: Alien Earth - Phase 1
Autoren: Frank Borsch
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ihn.

    »Manchmal schäme ich mich, ein Mensch zu sein.«
     
    - François Delvaux, Mitbegründer der Human Company, nach der Festnahme des Attentäters Bruno Giocanni

KAPITEL 39
    Nomaden. Überall Nomaden.
    Sie quollen aus den Zügen, drängten sich dicht an dicht auf den Bahnsteigen, jeder Einzelne von ihnen einen Rucksack auf den Schultern, in dem er die 20 Kilogramm seiner irdischen Güter mit sich trug, auf die er auch auf Sigma V nicht verzichten wollte.
    Die Luke, durch die sie den Panzerzug verlassen hatten, schloss sich automatisch hinter ihnen, als sie über die Schwellen in Richtung der Bahnhofshalle krochen. Fischer machte - natürlich - den Anfang. Ihm folgte Blitz. Merkwürdig steif, als müsse sie sich jede einzelne Bewegung vor der Ausführung von neuem vergegenwärtigen. Wieselflink bildete den Abschluss.
    Einen zögerlichen Abschluss. Von Zeit zu Zeit fiel er weit hinter Fischer und der gefolgsamen Blitz zurück, so weit, dass die beiden nur noch kriechende, weit entfernte Schemen im Halbdunkel unter dem Panzerzug waren, und rang mit sich. Wieso sollte er Fischer brav wie ein Hund in das Zentrum des Wahnsinns folgen, wenn es doch einen einfachen Weg hinaus gab? Fischer hatte anderes zu tun, als ihn, Wieselflink, aufzuhalten. Fischer war auf dem Sprung in ein neues Leben, war damit beschäftigt, die seiner Ansicht nach letzten Minuten des Großen Packs auf der Erde zu koordinieren. Wieselflink würde zurückbleiben, so oder so. Er musste lediglich tief Luft holen, seinen ganzen Mut zusammennehmen, kehrtmachen und losflitzen, immer das Gleis entlang, den Bahnpolizisten in die Arme. Ein Überläufer musste ihnen willkommen sein. Insbesondere einer, der bereitwillig Auskunft über das Schauspiel
gab, das sich vor ihren Augen abspielte und das für sie unerklärlich sein musste. Und womöglich war dieser auskunftsfreudige Überläufer sogar derart willkommen, dass er sich die anhaltende Dankbarkeit des Ministeriums sicherte, das Ganze in Gestalt einer diskret arrangierten Passage in die USAA …
    … wo ihn der Gedanke an Blitz den Rest seiner Tage nicht mehr loslassen würde, ganz gleich, wie luxuriös der Luxus seines neuen Lebens ausfallen würde, wie herausfordernd die Aufgaben, die ihn erwarteten. Er hätte Blitz ein zweites Mal im Stich gelassen. Hätte sie beim Großen Pack zurückgelassen. Fischer ausgeliefert, sollte der Transfer tatsächlich stattfinden. Tat er es nicht, so hatte er sie den Bahnpolizisten ausgeliefert, die ihre Wut an den Nomaden auslassen würden. Das Feuer der Panzerzüge musste einen hohen Blutzoll von ihnen gefordert haben. Das Große Pack hatte sie in Gefechte verwickelt, für die sie weder ausgebildet noch ausgestattet waren.
    Der Gedanke genügte, um Wieselflink jedes Mal hastig wieder aufschließen zu lassen.
    Die Schwellen unter ihm erbebten, als der Panzerzug erneut feuerte. Wieselflink hielt an, drückte sich, so fest er konnte, gegen den Beton der Schwellen und den Schotter und wartete, beide Hände fest auf die Ohren gedrückt, bis der Widerhall der hämmernden Maschinengewehre sich in der Bahnsteighalle verloren hatte. Wartete auf den Gegenschlag, der früher oder später kommen musste. Er hob vorsichtig den Kopf, spähte schräg nach oben. Um ihn herum, entlang der Bahnsteigkanten, reihten sich Nomaden. So dicht, dass es weder ein Vor noch ein Zurück, noch ein zur Seite gab. Sie standen da, reckten die Köpfe, stellten sich auf die Zehenspitzen, um einen Blick darauf zu erhaschen, was vor ihnen vor sich ging. Sie waren auf einen Punkt fixiert, als existiere nichts anderes mehr. Als feuerten links und rechts von ihnen nicht die Panzerzughälften, als sprengten ihre Geschosse nicht immer neue Löcher in das Bahnhofsgebäude, als zöge nicht der beißende
Rauch von Dutzenden Feuern durch den Bahnhof, als werde das Inferno sie nicht jeden Augenblick verschlingen.
    »S minus 15 Minuten.«
    Es war die Stimme des Bordcomputers, die aus dem Lautsprechersystem des Bahnhofs drang. Die Nomaden jauchzten und fassten einander an den Händen, zu gleichzeitig und zu selbstverständlich, als dass die Geste spontan hätte entstanden sein können. Die Zugführer mussten die Nomaden in den letzten Tagen auf diesen Augenblick vorbereitet haben.
    »Wieselflink!«
    Fischer hatte das Zugende erreicht und bedeutete ihm aufzuschließen. Fischer streckte den Kopf prüfend unter der Lok hervor und kroch schließlich unter den Prellbock, der das Gleis abschloss. Blitz folgte ihm, ohne zu
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