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Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Titel: Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood
Autoren: Dennis Bauers , Johnson Carl
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Eltern unterwegs waren, saß sie neben mir und fragte mich ganz nebenbei, ob ich denn wüsste, was meine Mutter nachts bei der Arbeit tun würde. „Nein“ antwortete ich wahrheitsgemäß und Karen grinste mich an. „Sie lutscht reihenweise große, schwarze Niggerpimmel. Das macht deine Mum grade.“
    Sie können sich nicht vorstellen, wie verstörend diese Aussage im Gehirn eines Fünfjährigen ankommt. Karen saß da, grinste mich provozierend an und schwieg. Wir redeten gar nicht mehr, den ganzen Abend lang nicht. Das Schlimme daran war nicht, dass sie mir Dinge gesagt hatte, die nicht für meine Ohren bestimmt waren, sondern dass sie damit auch noch Recht hatte. Es hatte im Park die Runde gemacht. Meine Mutter arbeitete in „Rogers’ Gentlemens Club“ einem Strip-Schuppen in Huntington. Der Besitzer Roger Dixon war ein berüchtigter Lude, der etliche Weiber für sich laufen hatte. Angeblich, so hatte sie es Dad versprochen, arbeitete Mum dort nur als Bardame. Doch an meinem sechsten Geburtstag stellte sich das alles als eine dicke, fette Lüge heraus. Meine Mutter war in der Nacht zuvor mit dem nächstbesten Nigger-Luden davongelaufen, der ihr das Blaue vom Himmel versprach. Das hört sich jetzt vielleicht etwas hart an, aber in meiner Welt ist ein Schwarzer, über den man nichts Positives sagen kann nun mal ein Nigger. Verstehen sie mich nicht falsch, ich bin kein Rassist, aber dieser Nigger hatte mir meine Mutter genommen und sie auf den Strich geschickt. Wenn es Sie also anpisst, wie ich rede, dann sei es Ihnen versichter, dass ich über die Art und Weise wie ich aufwachsen musste angepisst bin.
    Von da an ging alles den Bach runter. Dad fing an zu saufen und entwickelte darin den gleichen Ehrgeiz, den er in seinem Job gezeigt hatte. Erst trank er nur abends, als ich eingeschlafen war, dann schon am frühen Nachmittag und schließlich war er der ungekrönte Säuferkönig vom „Fisherman’s Creek“. Und ich kann Ihnen sagen, dazu gehört einiges, wenn man bedenkt, dass unser Park zu den verlottertsten in ganz Kalifornien gehörte. Die meisten Typen hier waren schon lange da angekommen, wo mein Dad grade mit Vollgas hin wollte. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie sich mein geliebter Vater im Handumdrehen in ein unzurechnungsfähiges Monster verwandelte. Nicht, dass Sie mich falsch verstehen; er liebte mich immer noch, aber noch mehr liebte er den Wodka. Oft schlief er den ganzen Tag lang und fing am Nachmittag an, sich mit seinen Freunden zu betrinken, während ich mit den anderen Jungs durch die Umgebung zog. Ich will Ihnen hier die Details ersparen. Sie können sich sicher denken, auf welche Ideen ein sechsjähriger Junge kommt, dem jegliche elterliche Autorität und Zuwendung fehlte. So kam es, dass am 30. Juli 1969 der Wohnwagen von Robert Ward abbrannte, als mein Vater mit dem Gesicht in seiner eigenen Kotze schlief. Mister Wards Leiche wurde später völlig verkohlt in den abgebrannten Überresten des Wagens gefunden. Ich glaube, mir war nicht wirklich klar, was es für Konsequenzen haben sollte, als wir den Pinselreiniger unter der Tür des Wohnwagens ausschütteten und die brennenden Zigaretten in die Pfütze warfen. Das sollte mir erst da klar werden, als wir die Schreie von Mister Ward hörten, den das Feuer im Schlaf erwischte. Das war der Moment, in dem wir alle wegrannten.
    Ob es mir leidtut, was mit dem alten Mister Ward passiert ist. Ganz ehrlich? Damals war das einzige, was mich beschäftigte, mein schlechtes Gewissen, weil ichetwas begangen hatte, was ich nicht mehr rückgängig machen konnte. Heute ist es mir völlig egal. Vielleicht hätte der alte Ward nicht so viel saufen sollen, dann wäre er rechtzeitig aufgewacht und hätte sich in Sicherheit bringen können. Vielleicht hätte auch mein Vater nicht so viel saufen sollen oder vielleicht hätte meine Mutter uns gar nicht erst verlassen sollen. Fakt ist, dass ich in meinem Leben schlimmere Dinge getan habe und das bei vollem Bewusstsein der Konsequenzen.
    Ich glaube, es sind die Buddhisten, die behaupten, man würde im nächsten Leben die Strafe für die Dinge kriegen, die man in diesem Leben verbrochen hat. Scheiße, wer war ich dann in meinem vorherigen Leben? Hitler? Oder Stalin? Viel interessanter ist aber die Frage, was mich in meinem nächsten Leben erwartet …
    Am Tag nach dem Vorfall mit Mister Wards Wohnwagen wimmelte es im Park von Bullen. Sie können sich sicher vorstellen, dass eine Gruppe von 5- bis 7-jährigen
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