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Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Titel: Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood
Autoren: Dennis Bauers , Johnson Carl
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sind. Wenn sie kooperieren, werden wir keine Probleme bekommen. Wenn nicht, dann machen Sie sich nur selbst Schwierigkeiten.“
    Die Regeln waren sehr locker und deshalb würde ich keine Probleme machen. Sie waren ein Luxus im Gegensatz zur Einzelhaft in Pelican Bay. Es gab zwei Mahlzeiten pro Tag. Eine morgens um Acht, eine weitere am Nachmittag. Ein Mithäftling brachte die Mahlzeiten auf einem Rollwagenund ich konnte mir sogar aussuchen, was ich essen wollte. Das Besteck, was man mir zu den Mahlzeiten aushändigte, wurde danach wieder eingesammelt.
    Jeden Morgen kam ein Wärter und fragte, ob wir uns rasieren wollten. Falls ja, so gab er uns ein Rasiermesser, und ein Mithäftling assistierte mit warmen Wasser. Nach der Rasur musste man das Messer selbstverständlich wieder zurückgeben.
    Zwei Stunden am Tag hatte ich Anrecht darauf, mit den anderen Gefangenen auf den Hof zu gehen und dort zu tun, was immer ich wollte. Schach spielen, Karten spielen, spazieren oder mich unterhalten.
    Außerdem erlaubte man mir, zweimal pro Woche zu duschen, sonntags und mittwochs. Dazu gab es frische Kleidung, und ich konnte meine dreckigen Kleider in die Wäscherei geben.
    Auf meiner geräumigen Zelle befand sich neben der üblichen Einrichtung ein Farbfernseher mit einer großen Auswahl an Programmen.
    Man erlaubte mir Briefkontakt zu jedem Menschen, den ich anschreiben wollte und wöchentliche Besuche. Im Gefängnisladen konnte ich mir Tabak, Süßigkeiten und anderes Zeug bestellen, was es in Pelican Bay nicht gab. Darüber hinaus war es möglich, sich alle möglichen Bücher und Zeitschriften bringen zu lassen. Es war sogar möglich, Zeitschriften zu abonnieren.
    Jeden Donnerstag gab es außerdem die Gelegenheit, sich im Gemeinschaftsraum einen Kinofilm anzusehen.
    Hier traf ich einen alten Freund wieder, nämlich Bobby Rice. Doch unser Wiedersehen sollte nicht von langer Dauer sein.
    Eines Morgens zog er das weiße T-Shirt an, das man ihm gegeben hatte und rauchte langsam eine Zigarette.
    „Vielleicht hätte ich behaupten sollen, dass ich verrückt bin“ grinste er mich an.
    Als es zehn Uhr war, stand er auf und sagte „Alles klar Cowboy, es ist so weit.“
    Seine Zelle wurde entriegelt und geöffnet. Bobby zögerte ein bisschen und nickte mir dann zu.
    „Bis dann, Cowboy!“ Auch von den anderen Jungs verabschiedete er sich.
    „Mach es gut, Rob. Charlie, wir sehen uns. Bis bald!“
    „Kopf hoch, Bobby!“ rief ich ihm zu.
    Eine Tür öffnete sich und Bobby wurde hindurch geführt. Das war das letzte Mal, dass ich meinen Freund Bobby gesehen habe. Einige Minuten später sagte der Amtsarzt „Alles Gute“ zu ihm. Dann pumpte man eine tödliche Dosis Nervengift in seine Adern. So war das Leben und Sterben im todestrakt.
    Der Winter kam schnell und unaufhaltsam. Als ich aus meiner Zelle den Himmel betrachtete, sah ich graue Wolken und Regenschwaden, die gegen das vergitterte Fenster schlugen. Der Wind pfiff laut um das Gebäude. Es war später Nachmittag und der Tag neigte sich dem Ende zu. Ich war missmutig und nachdenklich.
    Für viele Menschen da draußen ist die Todesstrafe eine billige Lösung, um der schlimmsten Kriminellen Herr zu werden. Sie behaupten, man könne einem Gefangenen für etwa 500 Dollar das Licht ausknipsen. Ihn bis zum Lebensende einzusperren hingegen kostet euch Steuerzahlern mehrere tausend Dollar pro Jahr.
    Wenn man man bedenkt, dass wir hier im Todestrakt etwa 30 Leute sind, die auf ihre Hinrichtung warten, gegenüber 2,5 Millionen Strafgefangener im ganzen Land, dann muss ich mich fragen, ob die Rechnung so tatsächlich aufgeht. Dazu kommt noch, dass Rechtsanwälte, Kautionsbürgen und Kopfgeldjäger einen großen Wirtschaftsfaktor ausmachen. Wenn ihr also jeden Kriminellen hinrichtet,dann zahlt eure Gesellschaft dafür einen hohen Preis.
    Sieh es mal so: Mein Leben als Verbrecher hat eure Gesellschaft etwa eine halbe Millionen Dollar gekostet, wenn man alles zusammenaddiert. Allein der letzte Prozess, in dem man mich zum Tod durch die Giftspritze verurteilte, hat mehrere zehntausend Dollar gekostet. Die Zeit, die ich hier bis zu meiner Hinrichtung verbringen werde, kostet den Staat nochmals eine beträchtliche Summe. Und das alles nur, weil ihr keine Antwort auf die Frage „Was hätten wir denn sonst mit ihm anstellen sollen?“ finden könnt. Ich akzeptiere euren Wunsch, mich töten zu wollen, aber dann nennt es auch so. Nennt es „Mord“, nicht „Todesstrafe“. Das ist nämlich genau
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