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Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood

Titel: Alice Baker: Mein Leben in der Aryan Brotherhood
Autoren: Dennis Bauers , Johnson Carl
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wollte, dass die Droge mir meinen Schmerz nahm. Ich erinnere mich nicht an viel was danach passierte. Ich weiß nur, das ein ganzer Tag verstrichen war. Ich ignorierte die Schwäche, mit der mein Körper noch zu kämpfen hatte und versuchte, den Tag genauso, wie jeden Tag angehen zu lassen. Aber in mir wuchs wieder mein alter Freund Hass. Hass, der mir die ganzen letzten Jahre so treu zur Seite gestanden hatte. Hass, mein einziger Freund, auf den ich mich immer verlassen konnte. Hass, der mich am Leben hielt. Hass, der mir den Schmerz nahm. Mein Geist drehte sich um sich selbst. Ich musste töten, um meinen Schmerz zu vergessen. Irgendjemand sollte für meinen Verlust bezahlen. Ich wollte zurück in den Wahnsinn der Gewalt, ich wollte außer Kontrolle sein, Blut vergießen und meinen Geist in diesem Blut rein waschen.
    Aber nichts geschah. Ich war allein mit mir und meinem Hass. Die Woche verstrich, in dem ich morgens wie besessen trainierte und mich abends dem Heroin hingab. Es waren letztendlich diese Routinen, die mich am Leben hielten. Doch mein Freund Hass blieb bei mir. Vor allem am Tag der Beerdigung.
    Lieutenant Bowles war einer der Bullen, die mich ammeisten hassten. Er liebte es, Spielchen mit mir zu spielen. Bowles provozierte mich und andere da, wo er konnte. Er wartete ständig auf Reaktionen, um uns Privilegien, wie den täglichen Hofgang, nehmen zu können. Wenn er ganz schlechte Laune hatte, schickte er seine Schlägertruppen in meine Zelle, die sie mit Tränengas voll pumpten und mich zusammenschlugen.
    Am Tag, als mein Vater beerdigt werden sollte, kam Bowles in den Zellenblock und befahl mir, mich anzuziehen. Nach einer Stunde hatte ich nichts gehört und ich rief Bowles zu, was denn jetzt mit meinem Termin wäre.
    „Halt deine Schnauze, Johnson“ antwortet er. „Ich hab die Nase voll von deinen Frechheiten. Wenn du dein Maul noch einmal auf machst, dann bleibst du hier!“
    Was hätte ich also tun sollen, als zu warten und die Fresse zu halten? Es war immerhin das Begräbnis meines Vaters, der einzigen Person außerhalb der Gefängnismauern, für die ich ehrliche und aufrichtige Liebe empfand. Aber als dann eine Dreiviertelstunde vergangen war, ohne dass man mich abgeholt hätte, verlor ich die Nerven.
    Ich rief also „Hey, warum die Verzögerung?“
    Bowles stand auf und rief die Cops, die außerhalb des Blocks stationiert waren. Zu dritt kamen die Arschlöcher zu meiner Zelle und öffneten die Fressluke.
    „Okay, du kleiner Bastard!“ rief Bowles. „Du brauchst dir heute gar keine Gedanken mehr über eine Verspätung zu machen, Arschloch. Du bleibst hier!“

ICH BLEIBE. FÜR IMMER.
    Seit ich 1981 zum ersten mal ins Gefängnis gekommen bin, spielten sich meine Träume immer in der freien Welt ab. Aber irgendwann in meiner Zeit in Pelican Bay sind sie verschwunden. Jetzt bin ich auch in meinen Träumen ein Gefangener.
    Einen Traum habe ich öfter, da bin ich in Tracy eingesperrt. Im Sommer gibt es da ein Schwimmbecken, das alle Gefangenen benutzen können. In meinem Traum schwimme ich also darin. Und dann, ganz plötzlich, tauchen neben mir zwei DC Blacks auf, die große, lange Messer bei sich haben. Ich weiß, dass sie mich abstechen wollen und versuche, so schnell wie möglich an den Beckenrand zu schwimmen bevor sie mich erwischen. Ich bin unbewaffnet und völlig schutzlos. Doch die zwei sind schneller und packen mich noch vorher. Sie jagen mir ihre Klingen gnadenlos in den Körper. Ich kann fühlen, wie ihre Messer mir in die Seiten und den Bauch schneiden. Einer beginnt, seine Klinge in der Wunde zu drehen und ich weiß, dass ich sterben werde. Doch ich gebe alles, um am Leben zu bleiben. Ich nutze die einzige Waffe, die mir geblieben ist: meine Zähne. Ich klammere mich also an den, der am nächsten an mir dran ist und beiße ihm so fest es geht in den Hals. Der salzige, warme Geschmack seines Blutes füllt meinen Mund. Er prügelt wie wild auf mich ein, um zu entkommen, aber es hat keinen Zweck. Ich bin wie ein tollwütiger Pitbull. Ich versuche also weiter, seineAdern und seine Kehle zu durchbeißen. Dann wache ich auf. Wie ein Hund knurrend. Mein zerbissenes Kissen im Mund.
    Ich habe ganz schön viel wirres Zeug geträumt, aber diesen einen Traum habe ich noch nicht lange. Ich bin in Folsom und komme auf meine Etage. Da sehe ich, wie eine Revolte beginnt. Die Jungs haben sich die Spitzel und Verräter geschnappt, stechen sie der Reihe nach ab. Und dann beginnen sie, überall Feuer
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