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Alias - Moederischer Nebenjob

Alias - Moederischer Nebenjob

Titel: Alias - Moederischer Nebenjob
Autoren: Laura Peyton Roberts
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sich mit der Strömung treiben. Wenn wir das andere Flussufer erreicht haben, suchen wir uns ein sicheres Plätzchen und klettern an Land.«
    Sie nickte ihm nur kurz zu, holte tief Luft und tauchte wieder unter. Im gleichen Moment durchschlugen erneut Kugeln die Oberfläche und zogen Schweife aus kleinen Luftblasen hinter sich her. Doch das alles ließ Sydney, die noch immer unter dem Eindruck ihrer Flucht durch den Tunnel stand, erstaunlich kalt. Vielleicht wähnte sie die größte Gefahr bereits überstanden zu haben, vielleicht verfügte ihr Körper aber auch einfach nicht mehr über genügend Adrenalin, um in Angst zu verfallen. So oder so, die junge Frau, die jetzt die Seine durchschwamm und nur für kurze Momente an die Oberfläche kam, um nach Luft zu schnappen, war nicht mehr das gleiche Mädchen, das noch vor Minuten schreckerstarrt dem Tod ins Auge geblickt hatte.
    Sie fühlte sich frei und hatte ihren Frieden mit sich und den Ereignissen gemacht. Und selbst, wenn dieses Gefühl nicht ewig anhalten würde, sagte ihr irgendetwas, dass die Angst sie nie wieder im Würgegriff haben würde. Sie versuchte, beim Schwimmen mit Noah mitzuhalten, doch sie geriet nicht in Panik, als sie ihn in der Dunkelheit bisweilen aus den Augen verlor. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie zutiefst überzeugt davon, dass sie es auch alleine schaffen konnte.
    »Die Stelle da drüben sieht gut aus«, raunte ihr Noah zu, als sie das nächste Mal gleichzeitig auftauchten.
    Sie waren weit stromabwärts getrieben worden und hatten den Fluss bis auf ein paar Meter vollständig überquert. Das Uferstück, das Noah meinte, war flach, sandig und unbeleuchtet und würde es ihnen ermöglichen, ohne große Probleme an Land zu gehen und in der Dunkelheit zu verschwinden.
    »Was glauben Sie, wo der Schütze steckt?«, flüsterte Sydney, als sie mit ruhigen Zügen auf die Stelle zuhielten. Seit einigen Minuten hatte man das Feuer eingestellt, und sie hoffte, sie hatten ihre Verfolger endgültig abgehängt, anstatt sich nur für eine Weile aus der Schusslinie gebracht zu haben.
    »Ich bezweifle, dass es nur einer ist«, erwiderte Noah. »Wenn ich die Larousse wäre, hätte ich uns mindestens zwei Mann auf den Hals gehetzt. Aber wie dem auch sei, die müssten erst noch eine Brücke überqueren und dann ein gutes Stück zurücklaufen, bevor sie uns eingeholt haben. Ich gedenke, bis dahin über alle Berge zu sein.«
    Er zog sich an Land und drehte sich um, um Sydney die Hand zu reichen, doch sie hatte sich schon aus eigener Kraft aus dem schmutzigen Wasser gehievt.
    »Mir ist kalt«, sagte sie, als sie so nebeneinander dastanden. Haare und Kleidung waren klitschnass und hinterließen riesige Pfützen auf dem Boden. »Und wir stinken wie ertrunkene Ratten.«
    »Weitaus schlimmer ist, dass wir eine gut sichtbare Wasserspur hinterlassen. Zu dumm, dass es nicht regnet.«
    Noah setzte sich in Bewegung, und Sydney folgte ihm dankbar. Es war einfach zu kalt, um hier draußen bewegungslos auszuharren. Ihre Schuhe schmatzten und quietschten beim Laufen, und bei jedem Schritt quoll Wasser aus ihnen hervor. Dennoch war sie froh, die Dinger beim Schwimmen nicht abgestreift zu haben, wie man es ihr im Sommercamp eingeschärft hatte. In einer Situation auf Leben und Tod konnte ein Schwimmer so zwar überflüssiges Gewicht, das ihn nach unten zog, reduzieren, aber ihr war von Anfang an klar gewesen, dass es am Ende wichtiger war, die Flucht auf mehr oder weniger festem Schuhwerk fortzusetzen.
    Allerdings haben wir alles verloren, dachte sie, als sie hinter Noah in eine dunkle Straße einbog. Beide Rucksäcke, unsere Waffen, unsere ganze Ausrüstung -futsch.
    Alles, was ihr geblieben war, war der Dokumentengürtel mit dem Bargeld, ihrem Pass und dem SD-6-Handy - vorausgesetzt, das Telefon funktionierte nach dem Bad in der Seine überhaupt noch.
    Plötzlich schlug Noah eine andere Richtung ein, und sie marschierten in eine stockdunkle Straße. Sydney geriet leicht außer Atem, doch sie hielt gut mit und gratulierte sich im Stillen für die Jahre des Lauftrainings, das sie vor ihrer Karriere beim SD-6 regelmäßig absolviert hatte. Sie stiegen über einen Zaun, überquerten irgendein fremdes Grundstück und sprangen dann über eine Mauer wieder auf die andere Straßenseite. Leider gab es in diesem Teil der Stadt kaum Grünanlagen, die ihnen Schutz hätten bieten können.
    Nach und nach hörten ihre Haare und Kleider auf zu tropfen, während sie unentwegt über
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