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Alias - Moederischer Nebenjob

Alias - Moederischer Nebenjob

Titel: Alias - Moederischer Nebenjob
Autoren: Laura Peyton Roberts
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mühsam unterdrückten Panik Tür und Tor auf. Die Brühe, in der sie herumpaddelten, war dermaßen trübe und finster, dass die Taschenlampen sich wahrscheinlich als so gut wie nutzlos erweisen würden; überdies hatten sie nicht die geringste Ahnung, wie lange sie unter Wasser bleiben mussten - vorausgesetzt, sie tauchten überhaupt jemals wieder auf. Hinzu kam, dass Sydney im Luftanhalten ziemlich miserabel war; für gewöhnlich reagierte sie auf Sauerstoffknappheit damit, dass sie unkontrolliert am ganzen Körper zu zucken begann. Noah berührte mit seiner Hand ihre Wange und zwang sie mit sanftem Druck, ihn anzusehen.
    »Hören Sie«, sagte er. »Das ist der einzige Weg, hier herauszukommen.«
    »Das wissen Sie doch gar nicht!«, fuhr sie ihn wütend an. »Sie wissen nicht, wohin dieser Schacht führt, oder ob er überhaupt irgendwohin führt!«
    Aufgebracht strampelte sie mit den Beinen auf und nieder, unter ihr der kalte, nasse, bodenlose Schlund.
    »Diese Taschenlampen hängen sicher nicht ohne Grund hier«, erwiderte Noah. »Und ich schätze unsere Chancen bei einem Tauchgang erheblich höher ein als die, die wir bei den Jungs dort oben hätten.«
    Abermals zerrte die Falltür an dem hinderlichen Bolzen, diesmal deutlich kräftiger als zuvor. Einer der Agenten hatte offenbar eine Eisenstange aufgetrieben und durch den Stahlring gesteckt, um so die Bodenplatte aus den Angeln zu heben.
    Noah riss Sydney die Jacke samt Rucksack vom Leibe und warf beides, bevor sie auch nur irgendeinen Einwand erheben konnte, kommentarlos beiseite. In der nächsten Sekunde spürte sie seine Hand an dem Verschluss ihres Allzweckgürtels, der kurz darauf im Wasser versank, den Sender nebst Headset mit sich in den Abgrund ziehend.
    »Was tun Sie da?«, rief sie und versuchte vergeblich, ihr absaufendes Equipment zu retten, mit dem Ergebnis, dass der Revolver ihren Fingern entglitt und ebenfalls auf Nimmerwiedersehen verschwand. Einzig die wasserdichte Taschenlampe tauchte urplötzlich aus dem Ausrüstungsgrab wieder auf und tanzte dümpelnd auf der Wasseroberfläche auf und ab.
    »Der ganze Ballast würde Sie beim Tauchen nur stören«, erklärte ihr Noah.
    »Ich werde nicht tauchen!«, zischte sie.
    Er leuchtete ihr mit der Taschenlampe ins Gesicht, sah sie an, als wäre er aufrichtig verwundert. Dann verengten sich seine braunen Augen zu Schlitzen. »Sie werden tauchen«, sagte er. »Und jetzt Ende der Debatte.«
    Sie schüttelte heftig den Kopf, Tränen rannen ihr das Gesicht hinab.
    Er packte sie am Nacken, zwang sie abermals, ihm in die Augen zu sehen. »Wenn Sie hier bleiben, ist das Ihr sicherer Tod. Die Typen werden die Falltür aufbrechen und Sie kaltblütig abknallen. Und jetzt tauchen Sie.«
    »Nein.«
    »Nein?« Sein Gesichtsausdruck geriet zu einer solch zornigen Grimasse, dass sie ihren Blick abwenden musste.
    »Ich kann nicht«, wimmerte sie. »Ich tu's nicht.«
    Einen Moment lang waren nur die stampfenden Schritte von oben und das Ächzen der malträtierten Falltür zu hören. Dann ließ Noah sie los.
    »Ach, machen Sie doch, was Sie wollen«, stieß er voller Verachtung hervor. »Ich hab keine Zeit für diese Anfängerscheiße.«
    Damit tauchte er ab, und im gleichen Moment wie er verschwand auch das Licht seiner Taschenlampe.
    Sydney blieb allein zurück in der Finsternis.
    Suchend ließ sie ihre Hände über die Wasserfläche gleiten, fand schließlich die dahintreibende zweite Taschenlampe, doch es dauerte ein paar weitere Sekunden, bis sie sich so weit gesammelt hatte, dass sie sie auch einzuschalten vermochte. Sie streckte den Arm nach oben aus und prüfte tastend den Verschlussbolzen der Bodenklappe. Wenn sie die Falltür einfach öffnete und sich ergab, würde man sie dann trotzdem töten?
    In diesem Moment prasselte ein donnernder Kugelhagel auf die Stahltür herab. Erschrocken zog sie ihre von einem jähen Schmerz durchzuckte Hand zurück. Jeder Gedanke an Kapitulation war augenblicklich vergessen.
    Keine Frage, sie würden sie töten - und vorher wahrscheinlich noch foltern. Noah hatte Recht gehabt; Tauchen war ihre einzige Chance. Und das, obwohl sie im Grunde genommen unter Wasser keine Chance hatte.
    Sydney leuchtete mit ihrer Taschenlampe in den nassen, unergründlichen Abgrund. Der Lichtschein wurde von der schwarzen Brühe unter ihr fast völlig verschluckt; sie konnte gerade mal bis zu den Knien ihrer unablässig tretenden und das Wasser aufwirbelnden Beine sehen. Sie unterdrückte ein Schluchzen,
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