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Alex Rider 08: Crocodile Tears

Alex Rider 08: Crocodile Tears

Titel: Alex Rider 08: Crocodile Tears
Autoren: Anthony Horowitz
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Wenn er weiterkletterte, konnte Njenga ihn erreichen. Er musste auf die Explosion warten. Vielleicht veränderte sie die Lage zu seinen Gunsten. Sie war seine einzige Hoffnung.
    Der Kikuyu am Fuß des Staudamms warf seinen Speer. Blitzend flog die schwarze Nadel mit der tückischen silbernen Spitze zu Alex hinauf. Der Kikuyu musste unerhört stark sein, denn die Entfernung zwischen ihnen betrug mindestens zwanzig Meter. Der Speer würde allerdings nicht ihn treffen, sondern die Mauer weiter links.
    Im letzten Augenblick ließ Alex die Leiter mit einer Hand los und schwang mit seinem Körper wie an einer Angel herum. Er streckte die freie Hand aus, fing den Speer und schwang sich mit der ganzen Kraft seiner Schulter wieder zurück. Zugleich stieß er nach oben zu. Er hatte den Speer am unteren Ende zu fassen bekommen. Die Spitze aus gehämmertem Stahl bohrte sich unmittelbar über dem Knöchel in Njengas Bein. Njenga schrie und taumelte zur Seite.
    Im nächsten Augenblick explodierte die Bombe.
    Alex befand sich an der oberen Hälfte der Staumauer. Die Leiter wackelte heftig und um ein Haar wäre er abgestürzt. Doch er hatte die Druckwelle erwartet und rechtzeitig seine Arme und Beine um die eisernen Streben geschlungen. Er spürte, wie die Explosion ihn von der Wand zu zerren drohte, und brüllte, als ein Flammenball an seinem Rücken vorbei nach oben raste. Doch er ließ nicht los und die Leiter hielt. Die Explosion hatte ihn nicht in die Tiefe gerissen.
    Njenga hatte weniger Glück. Aus seiner Beinwunde strömte Blut. Er verlor vor Schreck und Schmerzen das Gleichgewicht und stürzte hinab. Er drehte sich noch in der Luft, dann schlug er auf den Felsen auf.
    Im nächsten Moment war er verschwunden. Alex hatte die Bombe perfekt platziert. Sie hatte die zwei Rohre vollkommen zerstört. Es war, als seien die beiden größten Wasserhähne der Welt zur selben Zeit aufgedreht worden. Das Wasser strömte nicht einfach nur heraus, es brach mit einer elementaren Gewalt hervor und begrub das ganze Tal einschließlich der Felsen, der Bäume und der drei Kikuyu, die ihm im Weg standen, unter sich. Alex’ Verfolger wurden weggefegt und ausgelöscht von einer donnernden weißen Lokomotive, die sich brüllend über sie wälzte.
    Wie viele Tausend Liter Wasser pro Sekunde wurden freigesetzt? Unmöglich zu sagen. Das Wasser sah nicht einmal wie Wasser aus, sondern eher wie Rauch oder Dampf, nur fester. Es riss einen großen Baum aus der Erde wie Unkraut und schob einen mächtigen Felsbrocken mühelos zur Seite. Die Flut stieg unaufhaltsam. Alex spürte die Gischt, die von hinten an seine Beine spritzte. Das Wasser hatte die Leiter unter ihm weggeschmettert. Sie war verbogen und endete nur wenige Sprossen von seinen Füßen entfernt. Wenn er noch eine Minute länger hier stehen blieb, würde das Wasser ihn ebenfalls in den Abgrund reißen und verschlingen.
    Er kletterte mechanisch weiter. Das Brausen dröhnte ihm in den Ohren. Betäubt dachte er an den riesigen See hinter dem Staudamm. Wie lange hielt die Mauer den Wassermassen noch stand? Der See war ein Ungeheuer, das eben einen Vorgeschmack auf die Freiheit bekommen hatte. Vielleicht reichte ihm der eine Auslass nicht und er brauchte mehr.
    Alex war bis auf die Haut durchnässt, von der Sonne verbrannt und der Erschöpfung nahe. Mit letzter Kraft zog er sich auf die Plattform, auf der eben noch Njenga gestanden hatte, und stieg auf dem Endstück der Leiter bis ganz nach oben. Er wagte es nicht hinabzublicken. Das Tosen des Wassers ließ nicht nach. Er wusste, wie McCain es beschrieben hätte: So musste es geklungen haben, als Gott am dritten Tag der Schöpfung die Meere geschaffen hat. Bald würde der Fluss, den Alex entfesselt hatte, das Weizenfeld erreichen und komplett überschwemmen. Vielleicht drangen die Wassermassen bis zum Simba River Camp und zerstörten es. Die Vorstellung, dass McCain von einem Strudel aus schmutzigem Wasser, Steinen und abgebrochenen Bäumen in die Tiefe gezogen wurde, gefiel ihm. McCain hatte nichts anderes verdient.
    Alex hatte das obere Ende der Leiter erreicht und zog sich über eine niedrige Mauer, hinter der eine Straße lag. Tropfnass und keuchend kniete er auf dem Boden und sah sich um.
    Der Weg, dem er vom Weizenfeld aus gefolgt war, führte an der seitlichen Entwässerungsrampe entlang zur Dammkrone und als Brücke hinüber zur anderen Seite. Er selbst stand in der Mitte. Vierzig Meter war er hinaufgestiegen. Tief unter ihm brodelten die
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