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Alex Benedict 03: Die Suche

Alex Benedict 03: Die Suche

Titel: Alex Benedict 03: Die Suche
Autoren: Jack McDevitt
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gesagt hatte, dass sie nicht alle Eier allein aufessen sollten und sie sei in einer Minute wieder da, und davongegangen war. Einige Skiläufer standen neben der Vordertür, bereit, loszufahren. Offenbar verärgert darüber, dass in der Hütte alle so vorsichtig waren, höhnten sie, der Blue Run sei etwas für Anfänger. Zwei Paare saßen inmitten von Topfpflanzen und genossen ihren Drink. Ein stämmiger Mann, der aussah wie ein Richter, kam die Treppe herunter. Eine junge Frau in einer graugrünen Jacke hatte sich soeben ans Klavier gesetzt und angefangen zu spielen.
    Margaret musste gerade genug Zeit gehabt haben, in ihr Zimmer zu kommen, ehe die Erschütterungen angefangen hatten. Die Gäste hatten einander angesehen, die Augen vor Überraschung geweitet. Dann kam das zweite Beben, und man konnte die Furcht, die sich im Raum ausgebreitet hatte, mit Händen greifen. Niemand hatte geschrien, soweit er sich erinnern konnte, aber die Leute waren von ihren Stühlen aufgesprungen und auf die Ausgänge zugelaufen.
    Breia, eine dunkelhaarige Lehrerin mittleren Alters, die hier ihren Urlaub verbrachte, hatte aus dem Fenster geschaut und versucht zu erkennen, was draußen vor sich ging. Von seinem Blickwinkel aus hatte er nicht viel erkennen können, aber seine Nackenhaare hatten sich aufgerichtet, als sie nach einem leisen Keuchen in verängstigtem Ton geflüstert hatte: Lauft. Ohne einen weiteren Ton von sich zu geben, hatte sie ihren Stuhl zurückgeschoben und die Flucht ergriffen.
    Draußen tauchte eine Wand aus Schnee auf und ging auf sie hernieder. Glatt, rhythmisch, fast wie in einer Choreografie, eine kristallene Flut, die sich über die Berghänge ergoss, Bäume und Felsen umschloss und schließlich den mächtigen Stein begrub, der die Grundstücksgrenze der Hütte markierte. Während er noch zusah, fegte sie jemanden hinweg. Mann oder Frau, es geschah zu schnell, um sicher zu sein. Jemand, der versucht hatte, zu flüchten.
    Wescott hatte still dagesessen, wohl wissend, dass es keinen Ort gab, an dem er sich hätte verstecken können. Er hatte an seinem Kaffee genippt. Es war, als wäre die Zeit stehen geblieben. Der Angestellte an der Rezeption erlosch – eine Simulation. Und auch der Hausherr und ein Portier. Die Skifahrer neben der Tür stoben auseinander.
    Wescott hielt den Atem an. Die Seitenwände und die hintere Wand stürzten in den Speiseraum, und er nahm einen scharfen Schmerz wahr und das Gefühl zu fallen.
    Irgendwo fiel eine Tür ins Schloss.
    Etwas Nasses lief über seinen Brustkorb, kitzelte ihn, doch er konnte nicht hinfassen.
    Breia hatte es nicht mehr geschafft, den Speisesaal zu verlassen. Vermutlich war sie nur ein paar Meter von ihm entfernt. Das Sprechen fiel ihm schwer. Es kam ihm vor, als hätte er nicht mehr viel Luft in der Lunge. Aber er flüsterte ihren Namen.
    Er hörte eine Stimme, weit entfernt. »Hier drüben.« Aber es war eine männliche Stimme.
    Und dann stapften Stiefel durch den Schnee.
    »Versuch, ihn da rauszuholen, Harry.«
    Jemand fing an zu graben.
    »Beeil dich.«
    Aber keine Antwort von Breia.
    Er versuchte zu schreien, ihnen zu verstehen zu geben, wo er war, aber er war zu schwach. Außerdem war das sowieso nicht nötig. Margaret wusste, dass er in Gefahr war, und sie war bestimmt irgendwo da draußen bei den Rettungskräften und suchte ihn.
    Doch allmählich senkte sich tiefe Finsternis über ihn. Der Schutt, auf dem er lag, wich zurück, und er hörte auf, sich Gedanken über das Geheimnis zu machen, das er und Margaret teilten, hörte auf, sich Gedanken über den Balken zu machen, der ihn niederdrückte. Margaret ging es gut. Es musste ihr gut gehen.
    Und er glitt hinaus aus seinem Gefängnis.

 
Eins
     
     
    … Aber das zuverlässigste Gefühl für das Alter [des ägyptischen Grabes] gaben einem die Graffiti, die Besucher aus Athen etwa im Jahr 200 christlicher Zeitrechnung dorthin gekritzelt hatten. Und das Wissen, dass dieser Ort für sie so alt war wie ihre Wandzeichnungen für mich.
    Wolfgang Corbin
    Der Vandale und die Sklavin, 6612 n. Chr.
     
    1429, EINUNDDREISSIG JAHRE SPÄTER
     
    Die Station war genau da, wo Alex gesagt hatte, auf dem dreizehnten Mond von Gideon V, einem Gasriesen ohne besonders erwähnenswerte Charakteristika, abgesehen davon, dass er anstelle einer Sonne einen toten Stern umkreiste. Er befand sich auf einer instabilen Umlaufbahn und würde, den Experten zufolge, in weiteren einhunderttausend Jahren in die Wolken gleiten und
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