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Albert Schweitzer

Albert Schweitzer

Titel: Albert Schweitzer
Autoren: Peter Muenster
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soll; es ist der Weg, den Schweitzer so beharrlich und besorgt eingefordert hat: Immer mehr Menschen müssen in ihrem Denken und Fühlen zu der Einsicht gelangen, dass das Leben auf dieser Erde etwas Heiliges und Erhaltenswertes ist. Erst wenn die Grundeinstellung der Ehrfurcht vor dem Leben in den Köpfen und Herzen der Menschen Eingang findet, werden wir vorankommen auf dem beschwerlichen Weg in eine lebensfreundlichere, friedliche Zukunft. Schweitzer hat, wie ausgeführt, denkerisch untermauert, dass wir um der Erhaltung des irdischen und damit auch des menschlichen Lebens willen eine solche Haltung der Ehrfurcht vor dem Leben brauchen.
    Hören wir noch einmal Schweitzer selbst. In einer Ansprache am 26. Mai 1962, noch zu Zeiten des „Kalten Krieges“, sagte er in Lambarene:
    „Seit Jahren haben immer wieder neue Verhandlungen über ein solches (Abrüstungs-)Abkommen stattgefunden. Nie aber gelang es, sich über eines, das für beide Teile genügende Garantien enthielt, zu einigen. Was soll dann aus uns werden? Der Osten und der Westen können sich, in A-Waffen starrend, nicht weiter in der feindlichen Gesinnung des Kalten Krieges gegenüberstehen. Die Gefahr, dass in solcher Situation ein Atomkrieg durch irgendein Ereignis Tatsache wird, ist zu groß. Wer mit dem, was in unserer Zeit vorgeht, beschäftigt ist, weiß, dass schon mehrmals im Laufe der Jahre dieses Furchtbare sich beinahe ereignet hätte.
    Ein Atomkrieg ist ein sinnloses Geschehen. Er kann praktisch nichts entscheiden. Sein Ergebnis kann in nichts anderem als nur in einer ins Grenzenlose gehenden grausigen Vernichtungvon Menschenleben bestehen. Der Westen wie der Osten haben nichts anderes als nur dies von ihm zu erwarten.
    Wir können auch nicht in der Lage verbleiben, immer weiter in vervollkommneten A-Waffen aufzurüsten. Diese neuesten Wunderwerke der Technik kommen so teuer zu stehen, dass sie den wirtschaftlichen Ruin der aufrüstenden Völker im Gefolge haben. Dies beginnt in den Rüstungsausgaben, die sie 1961 zu machen hatten und 1962 in noch höherem Maße zu machen haben, offenbar zu werden.
    In der Lage, in der wir uns befinden, sind wir auf die Hoffnung angewiesen, dass im Westen wie im Osten die Not der Zeit vernünftigen Politikern den Mut eingeben wird, sich gegenseitig als ein bisschen vertrauenswürdig anzusehen und miteinander ein Abrüstungsabkommen zu unterzeichnen, in dem diese und jene Garantie nicht enthalten ist, weil man sich über sie nicht theoretisch einigen konnte.
    Dieses Wagnis eines ganz bescheidenen gegenseitigen Vertrauens wird eine neue Atmosphäre in den Beziehungen zwischen dem Osten und dem Westen schaffen. Das durch die Not eingegebene sachliche Einigwerden über Verzicht auf A-Waffen ist aber nur etwas Provisorisches. Die Regierungen können wechseln. Schaffung von A-Waffen kann aufs Neue unternommen werden.
    Was denn kann dem Abkommen eine nicht aufhörende Dauer verleihen? Solches vermag nur das Entstehen von etwas Geistigem in Ost und West. Dieses Geistige wird vorhanden sein, wenn im Osten und im Westen eine die A-Waffen vertreibende öffentliche Meinung aufkommt. Diese kann nur dadurch entstehen, dass im Westen wie im Osten ein vernünftiges Denken zur Macht kommt, das nüchtern über die Dinge urteilt und die A-Waffen als etwas Uneiniges und Unheilvolles, das in der Geschichte der Menschheit sich ereignete, ansieht und verurteilt.Durch diese gemeinsame öffentliche Meinung werden der Osten und der Westen in überzeugender Weise füreinander vertrauenswürdig. Aber noch eine tiefer begründete Ablehnung der A-Waffen als die aus Vernunftgründen muss kommen: die durch ethische Kulturgesinnung eingegebene. Durch die A-Waffen sind wir, ohne uns dessen recht bewusst zu werden, von dem Wege zur ethischen Kultur abgekommen. Indem wir bereit waren, diese grausigen, unmenschlichen Waffen anzuwenden, sind wir, ohne es uns einzugestehen, unmenschlich geworden. In ihrem Banne haben wir aufgehört, Kulturmenschen zu sein. Dieses furchtbare Kapitel in der Geschichte der Menschheit soll ein Ende haben. Unser Bemühen muss darauf gehen, uns wieder auf den Weg zur ethischen Kultur zurückzufinden und unbeirrbar auf ihm zu verbleiben.“
    Die geopolitischen Konflikte haben sich verschoben. Das von Schweitzer hier angesprochene Grundproblem ist geblieben.
    Kommen wir zu einem weiteren großen Problemfeld, in dem uns schon jetzt unvorstellbare Folgen für die irdische Lebenswelt prognostiziert werden. Gemeint ist der
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