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Alaska

Titel: Alaska
Autoren: James Albert Michener
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Jahr 1991 auf das Land zukam. Zu dem ersten meinte Poley: »Ist das nicht eigenartig? Die beiden Bundesstaaten, die sich am meisten gegenseitig vorwerfen, sind die beiden, die sich auch am meisten gleichen.« Und als Jeb fragte, was er damit sagen wollte, erklärte Poley: »Alaska und Texas. Als wir überall im ganzen Land nach erfahrenen Kräften suchten, die uns bei den Ölbohrungen helfen sollten, da kamen zwei von drei Leuten aus Texas, und ich schätze mal, dass die Hälfte derjenigen, die inzwischen bei uns einen Dauerwohnsitz haben, Texaner sind, die einfach dageblieben sind.«
    Jeb dachte eine Weile über diese Einschätzung nach und sagte dann: »Ja, in Fairbanks laufen viele rum.« Und Poley ergänzte: »Und genau wie in Texas hört man hier oben kein einziges böses Wort gegen die OPEC. Wir wollen, dass die Araber ihren Ölpreis so hoch wie möglich halten. Sie tun sozusagen unsere Arbeit.«
    Aber beide Männer stimmten auch darin überein, dass mit dem dramatischen Verfall der Ölpreise die ruhmreichen Tage der Erschließung Alaskas zu Ende gingen, so wie auch für Texas die Zeit abgelaufen war. »Wir hatten Glück, Jeb, dass wir noch rechtzeitig gekommen sind, denn mit 1991 werden sich für uns hier oben Möglichkeiten auftun, von denen wir uns noch gar kein Bild machen können, und der kluge Mann, der bis dahin acht oder zehn Millionen bar auf den Tisch blättern kann, der kann sich auch eine saftige Portion von diesem wundervollen Land kaufen. Ich jedenfalls kann es kaum erwarten.«
    »Sie meinen, wenn die Auflagen durch den Settlement Act ungültig werden?«
    »Ja.«
    Nur jemand, der mit den Verhältnissen in Alaska vertraut war, konnte das Bedrohliche aus Poleys Bemerkung heraushören. Es bedeutete nämlich, dass er die Geschäfte sämtlicher dreizehn großen Genossenschaften der Ureinwohner unter die Lupe genommen haben musste , derjenigen, denen das Land eigentlich gehörte, und zu dem Schluss gekommen war, dass sich viele finanziell in einem derart miserablen Zustand befanden, der die Besitzer zwingen würde, an Weiße aus Seattle, Los Angeles oder Denver zu verkaufen, die über das nötige Geld verfügten und über das Know-how, ein Vermögen mit dem Land zu machen, wenn erst einmal das richtige Management übernommen hatte. Es bedeutete offensichtlich, dass auch wohlmeinende Eskimos wie Vladimir Afanasi Gefahr liefen, ihr Land zu verlieren, auf dem seit Tausenden von Jahren schon ihre Vorfahren siedelten. Aber als Jeb, der in der Figur Afanasis so etwas wie einen Retter Alaskas erblickte, seinen ehemaligen Mentor danach fragte, versicherte Poley: »Ich glaube, die North-Slope-Genossenschaft gehört zu denen, die überleben werden. Trotz der hohen Schulden und des Ölpreisverfalls ist es uns gelungen, da oben eine solide soziale und politische Struktur aufzubauen, aber was die anderen zwölf betrifft, habe ich allen Grund zur Annahme, dass deren Schicksal besiegelt ist. Auf die müssen wir uns stürzen.«
    Jetzt, an jenem abgelegenen Berghang oberhalb des Pazifik, offenbarte sich die Kluft, die sich zwischen beiden aufgetan hatte, denn Jeb Keeler, trotz seiner Enttäuschung über den Verlust von Kendra Scott, hatte Alaska mit der Zeit liebgewonnen und auch seine Einwohner, die einzigartige Mischung aus weißen Einwanderern wie er selbst und seit ewig dort siedelnden Ureinwohnern wie Eskimos, Athapasken und Tlingits, für die er alle schon einmal als Berater gearbeitet hatte. Er wollte, dass die verschiedenen Völkergruppen friedlich nebeneinanderlebten, sagte er jetzt zu Poley, um dieses wunderbare Land gemeinsam zu erschließen und seine natürlichen Rohstoffe an Länder wie Japan und China zu liefern und dafür Konsumgüter zu importieren. Er wollte vor allem, dass die Ureinwohner auch in Zukunft die Eigentumsrechte über ihr Land behielten. Doch mit dieser Bemerkung geriet er in Widerspruch zu Poley Markham, der seine Pläne mit aller Deutlichkeit offenlegte.
    »Ich sehe das völlig anders als Sie, Jeb. Die Ureinwohner werden nie in der Lage sein, ihren Landbesitz zu verwalten, nicht in einer modernen Welt mit Flugzeugen, Schneemobilen und Autos, ganz zu schweigen von Supermärkten und Fernsehen. Auch die sechs oder sieben Genossenschaften, die heute noch lebensfähig sind, werden bis Ende des Jahrhunderts erledigt sein. Und solche Leute wie ich sind dann zur Stelle, um sie aufzufangen.«
    Jeb ließ sich diese trüben Aussichten einen Moment lang durch den Kopf gehen; er musste gestehen, die
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