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Alaska

Titel: Alaska
Autoren: James Albert Michener
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für den Landeanflug wieder erreicht hatte und es ein zweites Mal versuchen wollte, fragte Jeb den Herrn neben sich: »Haben Sie auch so viel Angst wie ich?« Aber der Mann erwiderte: »Nein. Wenn es zu schlimm wird, startet er wieder durch. Sie werden sehen.« Wieder sank die Maschine tiefer und tiefer in die Senke zwischen den Bergen, die Juneau vor Stürmen - und Flugzeugen - abschirmte. Einen flüchtigen Augenblick klärte sich der Nebel auf, gerade lang genug, dass Jeb Wellen erkennen konnte, nur ein paar Meter unter ihm, und dunkle, hoch auf ragende Felsklippen bedrohlich nahe an den Flügelspitzen. »Um Gottes willen!« flüsterte er dem Mann zu. »Wir setzen ja auf dem Meer auf!« Aber auch diesmal gab der Pilot auf, zog die Maschine hoch und drehte bei.
    »Nicht möglich«, sagte Jeb und versuchte, nicht die Nerven zu verlieren. »Er wird es doch nicht noch einmal versuchen, oder?« Aber sein Nachbar meinte gelassen: »Beim dritten Mal schafft er es meistens.«
    Diesmal jedoch nicht. Wieder näherte sich die Maschine der Bucht, streifte fast das Wasser, hüpfte über die Bergkette, aber im letzten Augenblick verschlechterten sich die Sichtverhältnisse, und während Jeb fast einer Ohnmacht nahe in seinem Sessel saß, stieg das Flugzeug auf und gewann schnell an sicherer Höhe, weit über den Bergen, und nahm Kurs auf Seattle. An Bord der 727 befanden sich neunundvierzig Passagiere, und jeder hatte wichtige Termine in Juneau wahrzunehmen, doch nicht einer beschwerte sich bei den Stewardessen: »Wir hätten es noch einmal versuchen sollen.« Keiner wollte die Nacht in Seattle verbringen, andererseits wollte sich auch keiner mit dem Nebel in Juneau anlegen und sein Leben dabei aufs Spiel setzen.
    In der Nähe des Flughafens in Seattle befand sich ein Hotel, das Fluggästen, die unfreiwillig zwischenlanden mussten , ordentliche Zimmer zu vernünftigen Preisen anbot. Hier mietete sich Jeb ein, packte seinen Notkoffer aus, schlüpfte in den Schlafanzug und sah sich ein Footballspiel am Fernsehen an. In der Pause versuchte er, den Assistenten des Gouverneurs zu erreichen. »Ich komme morgen mit der Mittagsmaschine.« Und der Beamte am anderen Ende beruhigte ihn: »Halb so schlimm, Jeb. Der Mann aus Washington bleibt über Nacht. Wie du schon vermutet hast, das FBI, aber du bist nicht auf der Liste der Verdächtigen. Du bist nur eine der vielen Quellen, genau wie ich.«
    Am Dienstagmorgen marschierten Keeler und die achtundvierzig anderen Passagiere aus Alaska wieder rüber zum Flughafen und bestiegen die Maschine für den Rückflug nach Juneau. Das Flugzeug setzte zu seinen planmäßigen Zwischenlandungen in Ketchikan und Sitka ohne große Probleme an, aber während des Anflugs auf Juneau wurde das Wetter so schlecht, dass die Boeing nach drei waghalsigen, aber ergebnislosen Anläufen weiter nach Anchorage fliegen musste , Keeler von seinem geliebten Platz F aus durchs Fenster auf eine Nebelbank schaute, die noch dicker zu sein schien als am Tag vorher.
    Nach zwei Tagen sinnlosen Umherfliegens, 4 . 630 Flugkilometern, stand Jeb wieder in seinem Apartment, aber ein Anruf in Juneau versicherte ihm, dass die Wetterstation für den kommenden Mittwoch klare Sicht vorhergesagt hatte. »Wir hoffen alle, dass es diesmal klappt, Jeb. Der, na ja, du weißt schon, wer, meinte, deine Information wäre äußerst wichtig.« Früh am nächsten Morgen, mit einem frischen Hemd im Notgepäck, fuhr Jeb erneut zum Flughafen, wo zwar noch immer etwas Nebel herrschte, der sich aber so schnell auflöste, dass sogar die herrlichen Chugachberge in der Ferne zu erkennen waren. »Ich bin sicher, es wird ein schöner Flug Richtung Süden«, sagte die Dame am Schalter, als sie ihm die Bordkarte für Platz A reichte.
    Als sich das Flugzeug in die Lüfte erhob, raubte es Jeb fast den Atem, denn die Bergkette erhob sich in einem majestätischen Licht, so dass alle wie gebannt aus dem Fenster starrten. Jeb hatte an diesem Morgen das Glück, eine ältere Dame als Sitznachbar zu haben, die früher Geographie unterrichtet hatte; sie lehnte sich zwar weit herüber, um auch einen Blick durch sein Fenster auf die Berge zu werfen, aber es machte ihm nichts aus, denn sie kannte die Namen der einzelnen Gipfel und auch die Bezeichnungen der riesigen Gletscher, die sich aus ihnen ins Meer ergossen.
    »Das sind die Chugachberge. Nicht gerade sehr hoch, aber schauen Sie! Sie ragen achttausend Fuß direkt aus dem Meer auf.« Dann reckte sie sich noch weiter
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