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Alaska

Titel: Alaska
Autoren: James Albert Michener
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müsstest du der einzige in ganz Alaska sein, der keinen Dreck am Stecken hat. Deswegen wollen sie dir ja ein paar Fragen stellen.«
    »Okay. Ich komme.«
    Die Sonne war schon untergegangen, als Jeb in Anchorage ankam, aber ein Taxi brachte ihn schnell zu seinem Apartment, wo er eine Weile im Dunkeln stand und den ärgerlichen weißen Fleck an der Wand anstarrte, den er für seine letzte Trophäe, die Bergziege, reserviert hatte. Er wies mit dem rechten Zeigefinger auf die freie Stelle und sagte zu sich selbst: »Ab morgen, Freundchen, machen wir Jagd auf dich.«
    Am Montagmorgen klingelte sein Wecker schon um sechs Uhr. Er sprang aus dem Bett, unter die Dusche, rasierte sich und nahm ein karges Frühstück zu sich, bestehend aus Orangensaft, löslichem Kaffee und Weizentoast. Er blätterte noch einmal in den Unterlagen, für die sich der Untersuchungsbeamte aus Washington wahrscheinlich interessieren würde, erledigte drei Telefonanrufe und richtete den Leuten, mit denen er für Dienstag einen Termin vereinbart hatte, aus: »Ich nehme die Morgenmaschine nach Juneau, fliege aber abends schon wieder zurück und sehe Sie dann morgen wie geplant.« Dann rief er die Agentur an, die sich um seine Flugtickets kümmerte: »Morgens hin, abends zurück. Wie immer, Sitz A für den Hinflug, Sitz F für den Rückflug.« Die Frau am anderen Ende sagte, die Tickets würden am Flughafen bereitliegen.
    Mit seinem Sitzplatz auf den Flügen war er sehr eigen, denn auch wenn der Himmel zwischen Anchorage und Juneau fast immer wolken- oder nebelverhangen war, wenn es doch mal einen klaren Tag gab, ungefähr einmal alle zwanzig Flüge, dann war die Aussicht auf die Landschaft im Osten spektakulär. »Ich würde nicht sagen, interessant«, sagte er zu Fremden, »atemberaubend!« Deswegen also bat er für den Flug Richtung Süden immer um Sitz A, für den Richtung Norden um Sitz F, und bei seltenen Gelegenheiten gestattete ihm das einen Blick auf ein wahres Märchenland.
    Gerade wollte er seine Wohnung verlassen, da schnappte er sich noch schnell sein Notgepäck für alle Fälle und überprüfte kurz den Inhalt: Rasierzeug, Schlafanzug und ein sauberes Hemd. Bittere Erfahrung hatte ihn gelehrt, nie ein Flugzeug in Alaska zu besteigen, wenn er nicht das Allernötigste für eine unfreiwillige Übernachtung dabeihatte.
    Auf dem Flughafen von Anchorage, wo Maschinen unterschiedlichster Nationalitäten auf ihren Flügen von Asien nach Europa zwischenlandeten, manche sogar den Nordpol überflogen, wenn Schweden ihr Ziel war, wurde ihm mitgeteilt: »Abflug erfolgt planmäßig. In Juneau wahrscheinlich Nebel.« Er überhörte die letzte Information, denn in Juneau musste man immer mit Nebel rechnen. Es ging das Gerücht, dass die Stadt an nebelfreien Tagen einen Kanonenschuss zur Feier abfeuerte, aber das Loch in der Wolkendecke, das dadurch aufgerissen wurde, ließ dann den Nebel wieder herein, so dass auch bei guten Tagen nur eine knappe Viertelstunde zum Landen zur Verfügung stand. Der Anflug auf Juneau war nichts für schwache Herzen.
    Sein Fensterplatz an diesem Montagmorgen war gänzlich sinnlos, denn wenn er nach draußen schaute, sah er nichts als Nebel, nicht jenen gewöhnlich undefinierbaren grauen Nebel, sondern einen, der so dicht und fest schien, dass man darauf hätte Spazierengehen können. »Verdammt«, sagte er zu seinem Sitznachbarn, »kein Vergnügen, bei so einem Nebel in Juneau zu landen.«
    »Sie brauchen sich gar keine Sorgen zu machen«, sagte der Mann, »bei so einer Suppe werden wir es sowieso nicht versuchen.«
    »Wie können Sie so etwas sagen!« entgegnete Jeb, aber meinte es nicht ganz ernst. »Ich habe einen Termin in Juneau. Einen ziemlich wichtigen sogar. Das FBI will mich ins Gefängnis sperren.«
    »Sie werden die Nacht heute in Seattle verbringen.«
    »Fliegen Sie weiter nach Seattle?«
    »Irgendwie lande ich da immer zweimal im Monat, ganz ohne Absicht. Nein, ich will nach Juneau, aber da kommen wir oft nicht an.«
    Der Mann behielt recht. Als sich die Masc hin e Juneau näherte, unternahm sie einen mutigen Landeversuch, sank tiefer und tiefer zwischen den Bergen und verließ sich ganz auf die Radarsignale, die genaue Positionsangaben lieferten. Vor Anspannung presste Jeb die Hände, dass die Fingerknöchel weiß wurden, da hörte er, wie der Pilot Gas gab, die Boeing 727 stieg im scharfen Winkel wieder auf und drehte nach rechts ab. Keiner im Fluggastraum sagte ein Wort, doch als der Pilot den Ausgangspunkt
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