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Alaska

Titel: Alaska
Autoren: James Albert Michener
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vor, denn direkt unter ihnen lag jetzt die Endstation der Pipeline von Valdez, und dahinter erstreckte sich ein Eisfeld ungeheuren Ausmaßes. »Da müssen bestimmt ... Schätzen Sie mal, wieviel Gletscher da unten sind?«
    »Vielleicht ein halbes Dutzend.«
    »Sie haben ja keine Augen im Kopf! Es sind mindestens zwanzig.« Und als er genauer hinsah, erkannte er, dass in diesem Feld allein zwanzig Eisflüsse entsprangen, sich durch die Täler wanden, die Seitenwände abtrugen, sich durch ihr Felsbett fraßen und sich schließlich ins Meer ergossen.
    »Ich wusste gar nicht, dass aus einer einzigen Quelle so viele Gletscher entspringen können«, sagte Jeb, und sie erklärte ihm, dass es derartige Gletscher nur hier im südlichen Teil Alaskas gab: »Im hohen Norden fällt nicht genug Regen, um als Schnee auf die Erde niederzugehen. Aber hier unten fließt die Japanströmung. Wissen Sie, was das ist?« Er nickte wie ein fleißiger Schuljunge, und sie fuhr fort: »Die wirft ’ne Menge Wasser auf den Bergen ab. Die sind so hoch und so kalt, da schmilzt nichts. Und so stapelt sich der Schnee in Gletschern, die dann runter ins Meer fließen.«
    Er wollte sie gerade fragen, woher sie das alles wusste , als sie freundlich weitererzählte: »Jetzt kommt der Abschnitt, den ich am liebsten mag. Meinen Schülern bringe ich immer bei, dass man ihm besondere Achtung entgegenbringen muss . Sehen Sie den prächtigen Berg dort drüben? Fast elftausend Fuß hoch? Mount Steller. Und den riesigen Gletscher am Fuß? Der Beringgletscher. Erkennen Sie die Bedeutung des Namenspaares? Steller und Bering?« Er verneinte, und sie erläuterte ihm in wenigen Worten die Beziehung zwischen diesen beiden herausragenden Männern, die Alaska für Russland entdeckt hatten. »Der eine war Däne, der andere Deutscher. Sie verstanden sich nicht sonderlich, aber hier sind sie friedlich im ewigen Eis vereint.«
    Jeb wollte gerade etwas sagen, als die Dame seinen Arm ergriff. »Jetzt kommen sie! Mein Gott, ich habe sie noch nie so schön gesehen! Oh!« Bevor sie eine Erklärung abgeben konnte, worüber sie so in Erstaunen geraten war, kam über Lautsprecher die Stimme des Piloten: »Meine Damen und Herren, nur sehr selten hat man einen solchen Blick auf das, was Sie zu Ihrer Linken sehen. Mount St. Elias, achtzehntausend Fuß hoch, das erste, was die Russen damals vom Festland erblickten. Dahinter erhebt sich Mount Logan, auf der kanadischen Seite, fast zwanzigtausend Fuß hoch. An den Flanken ergießen sich insgesamt vierzig bis fünfzig Gletscher, der große Malaspina gehört auch dazu.«
    Die Lehrerin schnäuzte sich die Nase, lehnte sich wieder zurück in ihren Sitz und sagte leise: »Sie müssen sich das einmal vorstellen. Vitus Bering mit einem kleinen lecken Schiff. Und dann dieser Anblick! Was hat er zu bedeuten? Und Georg Steller, der neben ihm steht und flüstert: › Das muss ein neuer Kontinent sein. Das muss Amerika sein. ‹ «
    Wieder meldete sich der Pilot über den Lautsprecher: »So ein Tag wie heute, den sollten wir nicht ungenutzt verstreichen lassen. Die Witterungsverhältnisse sind geradezu ideal, wir werden daher einen kleinen Umweg fliegen und nach Osten abdrehen, damit Sie noch einen Blick auf die Fairweather Range werfen können. Sie ist sehr hoch und bietet einen herrlichen Anblick. Und dann im Tiefflug über Glacier Bay - Sie werden eine Aussicht haben, die nur wenigen vergönnt ist. Danach geht es über das große Juneau-Eisfeld mit seinen Unmengen von Gletschern und schließlich zum Landeanflug auf die Stadt. Der Tower meldet uns gute Sicht und einen schwachen Südostwind. Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Flug und viel Freude bei dem, was Sie nun sehen werden.«
    Die folgenden Minuten waren traumhaft. Die Fairweather Range, die nur wenige Reisende jemals zu Gesicht bekamen, bot eine Überfülle sehr hoher schneebedeckter Berge, die direkt aus dem Meer aufragten, und daran anschließend eine der Schönheiten Amerikas, die stille, sanfte, von Gipfeln umsäumte Glacier Bay, in deren Gewässer sich mit donnerndem Getöse gewaltige Eisbrocken von den Gletschern lösten, wenn diese nach unendlich langsamer Reise am Meer angekommen waren. Es war eine großartige Bucht, von der Hunderte Seitenarme weit landeinwärts wiesen, und mit so vielen Gletschern, dass man sie selbst von einem Flugzeug aus nicht alle sehen konnte.
    »Und jetzt kommt das Allerschönste überhaupt«, sagte die Lehrerin. »Sehen Sie!« Und während die Boeing
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