Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alaska

Titel: Alaska
Autoren: James Albert Michener
Vom Netzwerk:
eine ausladende Schleife ostwärts zog, blickte Jeb auf das Eisfeld von Juneau, das sich bis weit nach Kanada erstreckte, und den berüchtigten Berg Devil’s Paw, die Teufelspranke, die aufragte, als wollte sie nach der Maschine langen und sie in den eisigen Tod zerren. In diesem Feld entsprangen Unmengen Gletscher, unter anderen auch die, die sich im Süden ins Taku Inlet ergossen. Es war der würdige Abschluss eines großartigen Fluges, denn wie sich die Lehrerin ausdrückte, als sie zum Landeanflug ansetzten: »An einem klaren Tag müssen diese neunzig Minuten von Anchorage nach Juneau die ergreifendsten auf der ganzen Welt sein. Man hat mir gesagt, der Himalaja muss schon gewaltig sein, aber gibt es da auch diese Mischung aus Meer und hohen Bergen, zerklüfteten Eisfeldern und endlosen Gletschern? Das möchte ich bezweifeln.«
    »Ich wünschte, Sie wären meine Lehrerin gewesen«, sagte Jeb, und als sie sich zu ihm hindrehte, um ihm für das Kompliment zu danken, schnippte sie kurz mit den Fingern und sagte dann: »Habe ich Ihr Foto nicht neulich in der Zeitung gesehen? Sind Sie nicht der junge Mann, dessen Freundin darin jemand anderem über Funk einen Antrag gemacht hat?« Jeb blieb nichts übrig, als zuzugeben: »Der bin ich.« Und die Dame fuhr fort: »Das Mädchen muss verrückt sein.« Und Jeb: »Das habe ich mir auch gedacht.«
    Am dritten Tag seiner Reise landete Jeb schließlich in Juneau, aber am späten Nachmittag, als er sich auf den Rückflug nach Anchorage begeben wollte, hatte die Japanströmung wieder Nebel mitgeführt und jegliche Flugbewegung lahmgelegt. Wieder musste er seinen Schlafanzug aus dem Notgepäck in Anspruch nehmen, mietete sich ein Zimmer im Baranov-Hotel in Juneau und flog am nächsten Morgen heim, auf Sitz F, in der Hoffnung, wieder einen Blick auf die Gletscher werfen zu können, aber natürlich sah er nur Wolken.
    Für die zweistündige Besprechung mit dem Regierungsbeamten in der Landeshauptstadt war er volle vier Tage unterwegs gewesen. Von Montagmorgen bis Donnerstagnachmittag . Eine Reise nach Juneau durfte man nie leichtnehmen.
     
    Merkwürdigerweise hatte sich die viertägige Reise doch gelohnt, denn bei der Befragung waren nicht nur der Herr vom Justizministerium zugegen, sondern auch zwei örtliche F BI- Agenten sowie ein Fachmann von der Landesregierung. Als er die Herren wie auf einer Richterbank auf der anderen Seite des Tisches sitzen sah, geriet Jeb ins Schwitzen, aber der Mann aus Washington, dem das sofort aufgefallen war, schlug einen erstaunlich versöhnlichen Tonfall an: »Mr. Keeler, wir wollen Ihnen ein paar Fragen zu einigen unschönen Vorgängen stellen, aber wir können Ihnen auch gleich versichern, dass wir uns nicht für Sie persönlich interessieren. Ihre Akte, soweit sie die beiden Herren vom FBI hier aufgedeckt haben, ist tadellos, und dazu können wir Ihnen nur gratulieren.« Er beugte sich vor und schüttelte Jeb die Hand, die schweißfeucht war.
    »Mr. Keeler«, begann jetzt der Beamte aus Alaska, »was wissen Sie über die Region North Slope?«
    »Ich habe oft da oben gearbeitet, in verschiedenen Bereichen, in Prudhoe Bay für die Ölgesellschaften, in Desolation, für seine örtlichen Genossenschaften und manchmal auch für eine der größeren Gesellschaften der Ureinwohner, aber wie Ihnen wohl bekannt ist, kümmert sich Poley Markham meist um deren Geschäfte.«
    »Das ist uns bekannt«, sagte der Mann aus Washington, nichts Gutes verheißend. »Haben Sie jemals notarielle Angelegenheiten für den North Slope Borough übernommen, zum Beispiel Handelsverträge aufgesetzt?«
    »Nein. Nur für die großen Gesellschaften und die kleineren Tochterunternehmen. Nie für den Borough.« Mit Borough wurde ein Phänomen bezeichnet, das typisch für Alaska war, riesige, öde Landstriche, die zu einem Gemeindebezirk gehörten, zum Teil größer als amerikanische Bundesstaaten, wie etwa Minnesota, aber mit einer Bevölkerung, die unter achttausend lag. Dieser spezielle Borough verfügte allerdings auch über gigantische Steuereinnahmen in Höhe von 800 Millionen Dollar von den Ölgesellschaften in Prudhoe Bay, umgerechnet 10 0 . 000 Dollar in bar für jeden einzelnen Bewohner des Borough, ob Mann oder Frau oder Kind.
    »So ein plötzlicher Geldfluss hat schon so manchem den Kopf verdreht«, sagte einer der FBI-Agenten und trug aus einer ganzen Liste nur die übelsten Fälle von Missbrauch vor, in denen der unerwartete Reichtum örtliche Verwaltungsbeamte zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher