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Alarm! Das Weiberschiff

Alarm! Das Weiberschiff

Titel: Alarm! Das Weiberschiff
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hinauf. Hinter ihm warteten die anderen Offiziere. Ihr Chor klang hohl im Turmschacht.
    »Erlaubnis zum Betreten der Brücke.«
    »Kommt rauf!« sagte Nicholson fast milde. Er lehnte sich gegen die hohe Bordwand und starrte auf die tanzende Rettungsinsel. Sie war nur noch fünfzig Meter von ihnen entfernt. »Seht euch das an!« Und dann, zu Dr. Blandy gewandt, sagte er leise: »Zufrieden mit mir, Doc?«
    »Halb, Jack! Das Problem fängt erst an! Nehmen wir die Überlebenden an Bord?«
    »Nein!«
    Eine klare Antwort. Dr. Blandy schob die Mütze in den Nacken. Wie konnte ich Rindvieh von Arzt ein solches Kommando annehmen, dachte er.
    Die Offiziere stürzten auf die Plattform des Turmes. Im Boot alarmierten die Telefone die einzelnen Abteilungschefs. Dürfen wir auch hinaus? Heißt es endlich Luken auf?
    »Draußen scheint die Sonne«, stammelte der kleine Paolo Belucci und weinte fast vor Freude. »Die Sonne! O Mama, wie liebe ich die Sonne.«
    Die Offiziere starrten stumm auf die Nyloninsel. Plötzlich war die Sonne kalt, der Tag irgendwie trübe, obgleich das Meer glänzte. Einer dachte wie der andere, und keiner beneidete jetzt Commander Nicholson. Allein schon das Auftauchen aus diesem Anlaß war ein Geheimnisverrat. Die Offiziere schielten zu Nicholson und schwiegen.
    »Geben Sie die kleine Kurskorrektur durch, Curtis«, sagte Nicholson ruhig. »Wir gehen längsseits mit dem Floß.«
    »Aye, aye, Sir!« Leutnant Curtis gab es an die Zentrale weiter. Von unten kam die Stimme von Collins.
    »Ich habe im Radar ein rundes Ding. Ganz nah. Was ist das?«
    »Mein Gewissen!« antwortete Nicholson. »Collins, kommen Sie auf die Brücke. Ich bin so gemein, einen Haufen Mitwisser und Mitschuldige um mich zu versammeln.«
    Ganz langsam und geschmeidig wie eine schöne Frau über ein seidenweiches Bett zu ihrem Liebsten gleitet, glitt die POSEIDON I durch das Meer und erreichte die kleine Rettungsinsel.
    »Maschinen stop!« rief Bernie Cornell. »Zehn Mann an Deck zum Einholen!«
    Die Sonne glänzte auf der Nylonhaut des Floßes. Das rote Lämpchen auf dem geschlossenen Dach zuckte und rief um Hilfe. Um den oberen Luftkörper lief in schwarzen Buchstaben eine Schrift. Der Name des Schiffes, das gesunken war.
    La Belle Marie, las Dr. Blandy und sah Nicholson mit zusammengekniffenen Brauen an. »Das klingt nicht nach einem normalen Kahn.«
    Der Commander schwieg. Er kletterte die Treppenleiter vom Turm herab und ging mit staksigen Beinen über Deck zur Seite, wo die Rettungsinsel gegen das Boot klatschte. Aus dem Deckluk quollen zehn Mann, an der Spitze die bullige Gestalt von Jimmy Porter. Ihm folgte Bill Slingman mit bloßem Oberkörper. Auf seiner schwarzen Haut und auf seinen Muskelbergen stand der Schweiß, der in der Sonne wie Tau glitzerte.
    »Um das klarzustellen«, sagte Dr. Blandy zu den Offizieren auf dem Turm. »Ich habe dem Commander zugeredet, es zu tun. Ich übernehme auch die Verantwortung. Gehen wir, meine Herren.«
    Sie kletterten von der Brücke und liefen Nicholson nach. Verantwortung! Keiner konnte sie Nicholson abnehmen. Er war der Kommandant – nicht Dr. Blandy. Aber man sagt eben manchmal in der Erregung den reinsten Quatsch.
    Mit vier Enterhaken zog man die kleine Rettungsinsel heran und hielt sie fest. Der wendige Belucci kletterte hinüber und zog den Reißverschluß des Einstiegs auf.
    Er schaute hinein. Er stieß einen Schrei aus, als habe man ihm den Bauch aufgeschlitzt. Dann fiel er rücklings ins Meer.

2
    Commander Nicholson stand breitbeinig auf Deck und sah hinunter zu dem im eisigen Wasser herumpaddelnden Belucci. Bill Slingman warf ihm eine Leine zu. Der kleine Italiener ergriff sie und ließ sich wieder aufs Boot ziehen. Hinter Nicholson schnaufte Dr. Blandy durch die Nase wie ein Walroß.
    Belucci stand auf Deck, zitternd vor Kälte starrte er auf die sonderbare Insel und wischte sich mit beiden Händen immer wieder über das triefende Gesicht. »Ziehen Sie sich um, Sie Idiot!« brüllte Dr. Blandy. »Wollen Sie sich eine Lungenentzündung holen? Und so etwas gehört zur Elite! Fällt um, wenn er Schiffbrüchige sieht.«
    »Ich sehe selbst nach!« Nicholson trat an den Rand des Bootes. »Porter, drehen Sie die Insel so, daß ich dem Einstieg gegenüberstehe.«
    Die Matrosen mit den Enterhaken wendeten das Floß, der halb aufgezogene Reißverschluß gab einen Blick ins Innere frei. Auf der Spitze der biegsamen Dachstrebe zuckte das kleine rote Licht.
    Rettet uns! Hilfe!
    Nicholson kniete
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