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Alarm! Das Weiberschiff

Alarm! Das Weiberschiff

Titel: Alarm! Das Weiberschiff
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hatten.
    »In fünf Tagen tauchen wir unter das Eis«, sagte Nicholson gelassen. »Beruhigen Sie sich, Doc. Die Stimmung an Bord ist unter den gegebenen Umständen gut. Auf meine Boys kann ich mich verlassen!«
    Die Boys waren darin allerdings anderer Ansicht.
    Das fantastische Essen, zunächst sogar beklatscht wie eine Striptease-Nummer, wurde mit der Zeit zur Qual. Doc Blandys Tabletten mit den weiblichen Hormonen nahmen nur wenige. Der bullige Porter brüllte sofort, wenn er die unscheinbaren weißen Pillen neben seinem Teller liegen sah. »Glaubt ihr denn, ich gehe nach einem Jahr an Land und habe 'ne Brust wie meine Susi?« schrie er. »Dann schon lieber meine Methode!«
    Die Methode bestand darin, sich eiskaltes Wasser dreimal täglich oder immer dann, wenn es kritisch wurde, über die Gegend seines Körpers zu schütten, die immer widerspenstiger wurde.
    Bill Slingman flüchtete in den Sportraum des U-Bootes und bearbeitete Punchingball und Sandsack mit seinen riesigen Fäusten bis er alle Sehnsucht nach Frauen aus sich herausgepumpt hatte. Paolo Belucci, der kleine zarte Italiener, saß stundenlang an der elektrischen Orgel in der Mannschaftsmesse und übte seine sizilianischen Schmachtgesänge. Er bekam dabei Rehaugen, starrte wie abwesend ins Nichts und legte sich schließlich schlafen wie in Trance. Tami Tamaroo aus Hawaii, sonst ein überaus höflicher und freundlicher Mensch, der an Land höllisch scharfe Gerichte kocht und im Ausbildungslager seine Kameraden die wunden Knochen vergessen ließ, indem er wie ein Mädchen Hula-Hula tanzte, flocht Girlanden aus verschiedenfarbigem Klosettpapier und drapierte damit seine Kajüte. Ob ihn das von dem Gedanken an Frauen ablenkte, wußte keiner. Es fragte ihn auch niemand, denn jeder hatte sein eigenes Problem, mit dem er fertig werden mußte.
    Nur eines war sicher auf der POSEIDON I, Amerikas größtem Geheimnis: In dem schlanken, mattgrau glitzernden stählernen Leib, der da unter Wasser in Richtung Nordpol fuhr, lebten dreihundert Männer, zusammengeschweißt auf Gedeih und Verderb, und jeder von ihnen war geladen bis unter die Hirnschale mit Explosivität.
    »Ich meine«, sagte Dr. Blandy zu Commander Nicholson und lehnte seinen riesigen Körper gegen die Tür der Kommandantenkabine, »es braucht nur ein Funke – welcher, das weiß ich nicht – in diese Mannschaft zu fallen, und Sie haben hier die Hölle unter Wasser! Sprechen Sie mit dem Admiral darüber.«
    »Warum?« Nicholson betrachtete wieder die Aufzeichnungen der Computerkursberechnung. »Unsere Vorfahren sind zwei oder drei Jahre um die Erde gesegelt und haben es überstanden. Sind wir nasse Säcke dagegen, gerade wir?« Er hob ein Blatt vom Tisch. Es waren die Wettermeldungen der letzten Stunde. »Die Boys werden bald andere Gedanken haben, östlich von Island geraten wir in einen gesalzenen Sturm. Ich umfahre ihn nicht, Doc … ich stoße mitten hinein!«
    Das war Commander Nicholson. Dr. Blandy zuckte die breiten Schultern. Er kann sie müde machen, dachte er, er kann sie vor Erschöpfung umfallen lassen … vor jener Regung in den Lenden wird auch ein Nicholson kapitulieren. Warten wir es ab.
    Und sie stießen mitten in den Sturm. Das Boot, bewußt nicht auf Tiefe getaucht, sondern nur auf Sehrohrtiefe, wurde geschüttelt und gebeutelt, als wäre es keine viertausend Tonnen schwer. Es wurde zu einem Bestandteil des tobenden Meeres, und das Meer spielte mit ihm wie mit einem Ball, warf es hoch und ließ es fallen. Die See krachte mit Riesenfäusten gegen den stählernen Leib und wollte ihn zerschmettern. Sie riß an den verschweißten Platten und brüllte durch die verhältnismäßig dünnen Wände.
    »Der Alte ist verrückt!« keuchte Porter. Er hielt sich in seinem Raketenraum mühsam an einem Gestänge fest. Neben ihm hing Herbert Duff, der kleine Fähnrich z.S., mit großen, ängstlichen, wie nach der Mutter suchenden Augen. »Total verrückt! Warum taucht er nicht? In zweihundert Fuß Tiefe ist die See so glatt wie ein Kinderarsch! Aber er bleibt auf Sehrohrtiefe! Der Alte muß pervers sein …«
    Dreimal fiel der Lichtgenerator aus, und in völliger Dunkelheit schleuderte die POSEIDON I durch das höllische Meer. Und jedesmal, wenn das Licht wieder aufflammte, weil Chief McLaren, fast mit Genialität, die Fehler beseitigen konnte und ein schnaufendes Aufatmen durch das Boot flog – jedesmal dann sagte Dr. Blandy zu Commander Nicholson, der in seinem Befehlsstand im Turm hockte: »Das
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